Kritik an Tests: Insider erhebt schwere Vorwürfe gegen Mennoniten

Bielefeld. Corona-Tests sollen die Menschen, die miteinander den Gottesdienst feiern wollen, schützen. Doch längst nicht alle Gemeinden fordern 3G für ihre Veranstaltungen. Denn die Kirchengemeinden und Religionsgemeinschaften dürfen laut Corona-Schutzverordnung eigene Regelungen umsetzen, die denen der Verordnung lediglich ähnlich sein sollen. Behördliche Vorgaben haben sie aber nicht. Die Umsetzung soll mancherorts eher bedenklich sein. Ein Insider bei den Mennoniten berichtet von Gefälligkeitszertifikaten ohne Abstrich und der vorgeschriebenen Kontrolle. "Bescheinigung ohne Durchführung eines Abstrichs" &bdquo;Die Tests sind für die Teilnahme am Gottesdienst gar nicht notwendig. Da aber viele Leute immer wieder mal einen Testnachweis benötigen, wird das Angebot rege nachgefragt", berichtet er von einer Mennoniten-Gemeinde in Sieker. Die Tests würden zwar von geschultem Personal durchgeführt. Doch sollen die Männer auch Testzertifikate ohne Durchführung eines Abstrichs oder lediglich nach Vorlage eines Selbsttest-Fotos herausgegeben haben, berichtet der Insider. Er spricht von Test-Betrug. &bdquo;Es reichte zu sagen, dass das Stäbchen in der Nase zu unangenehm sei." Dem Insider zufolge habe das zur Folge gehabt, dass dadurch eine schwere Covid-Infektion bei Gemeindemitgliedern nicht erkannt worden sei und so unnötig viele Menschen – vor allem auch ältere gefährdet worden seien. Er beklagt: &bdquo;Der Großteil der Gemeinde nimmt diese Krankheit nicht ernst." Einige seien harte Impfgegner. Während Geschäfte, Restaurants und Theater schließen und viele um ihre Existenz kämpfen mussten, blieben die Gottesdienste offen: &bdquo;Trotz dieses großen Privilegs, heißt es von vielen: ’Wir werden unterdrückt.’ Das verstehe ich nicht." "Wir machen keine Gefälligkeitszertifikate" Der Leiter der 300 Personen umfassenden Mennoniten-Gemeinde weist diese Vorwürfe zurück: &bdquo;Wir arbeiten hier sauber. Bei uns testet keiner, der nicht geschult ist oder ohnehin medizinische Erfahrung mitgebracht hat, sagt er. &bdquo;Und wir machen auch keine Gefälligkeitszertifikate." Solche Vorwürfe habe er aus den Reihen der Gemeinde noch nicht einmal annähernd gehört. Er sei es gewohnt, dass man Schwierigkeiten innerhalb der Gemeinde anspreche. Nur Abstand und Lüften, Tests sind freiwillig Zudem es Corona-Infektionen nur vereinzelt in der Gemeinde gegeben habe. &bdquo;Wir versuchen, den Virus fernzuhalten." Deshalb gebe es seit kurzem verstärkte Abstandsregelungen und es werde sehr regelmäßig gelüftet. &bdquo;Bei uns zieht es wie Hechtsuppe." Eine Testpflicht für den Gottesdienst gebe es allerdings nicht. Nur die Chormitglieder müssten sich vorher testen lassen. Auch das Ordnungsamt sei schon regelmäßig vor Ort gewesen, sagt er. &bdquo;Wir stehen in einem guten Kontakt." Doch die Behörde hat nicht viele Möglichkeiten, den Schutz der Gemeindemitglieder zu überprüfen. Wie die Stadt mitteilte, sind die Corona-Regelungen der Gemeinden nicht mehr automatisch vorzulegen, sondern nur nach Anforderung. Deshalb kennt die Stadt nicht in jedem Fall die einzelnen Konzepte. Bescheinigungen sind nicht für Arbeitgeber oder den ÖPNV zugelassen Und die Testzertifikate vom Sonntag? Sind die für den ÖPNV oder für einen Nachweis beim Arbeitgeber geeignet? &bdquo;Nur, wenn es sich um eine offizielle Teststelle oder Beschäftigtentestungen handeln würde", erklärt Stadtsprecherin Kristina Beermann. Das ist hier nicht der Fall. Ein Bielefelder Unternehmer meldet sich unabhängig von dem Insider bei der Lokalredaktion und berichtet von zwei Mitarbeitern, die ihm jeweils sehr professionell wirkende Testzertifikate vorgelegt hätten. Beide sind Mitglieder der Mennoniten-Brüdergemeinschaft in Brake und fühlen sich durch Gott ausreichend vor Corona geschützt. Eine Impfung lehnen sie ab. Sie hätten diese Tests im Rahmen des Sonntagsgottesdienstes gemacht. Gesundheitsministerium erklärt Online-Zertifikate als unzulässig Bei näherem Hinsehen erkennt der Unternehmer auf dem Testzertifikat eine Auffälligkeit: Der verantwortliche Arzt auf der Bescheinigung – &bdquo;R. P. Sebastian" – hat eine Nürnberger Adresse und eine Hamburger Telefonnummer. Beim Googeln von Name und E-Mail-Adresse stößt er schnell auf die Seite test-express.de und viel Kritik an dem Angebot. Wie auch der umstrittene Test-Dienstleister &bdquo;Dr. Ansay" ist auch das Prozedere dieses Online-Anbieters sehr einfach und schnell, aber vom NRW-Gesundheitsministerium als unzulässig eingestuft worden. Die Verwendung solcher Testnachweise im Rechtsverkehr, also etwa bei Zugangskontrollen, stelle sogar eine Ordnungswidrigkeit dar, die mit einem Bußgeld geahndet werden kann, warnt das Ministerium in Düsseldorf. Der Unternehmer lehnt die Tests seiner Mitarbeiter daraufhin ab. &bdquo;Sie haben mir versichert, dass sie nicht wussten, dass ihre Tests nicht erlaubt sind." Seitdem müssen sie in der Firma unter Aufsicht einen Schnelltest machen. Etliche Betriebe mussten Arbeitnehmer bereits abweisen Wie Dieter Kühnel, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes der Metallindustrie Bielefeld-Herford-Minden, berichtet, "mussten bereits etliche Betriebe Mitarbeiter wieder nach Hause schicken, da deren Nachweise nicht wirksam waren." Denn die seien etwa von Kirchengemeinden, Vereinen oder Online-Dienstleistern ausgestellt gewesen. &bdquo;Was ich als Unternehmer nicht verstehe: Die Kirchengemeinden können nach eigenen Vorstellungen testen und das Ordnungsamt hat keine Handhabe der Kontrolle?", fragt der Unternehmer. Ihm sei gesagt worden, die Behörde könne da nichts machen. "Das ist doch unglaublich." Er hofft nun, dass wenigstens die Arbeitgeber besser über solche aufgeklärt werden. Wer Arbeitnehmern mit unzulässigen Online-Bescheinigungen den Zutritt zum Arbeitsplatz erlaube, müsse im Zweifel sogar mit einer Strafe rechnen. Chormitglieder sind zu Tests verpflichtet Der Gemeindeleiter der Brüdergemeinde kann sich diesen Vorfall nicht erklären: &bdquo;Wir haben Ärzte und geschultes Personal, wir testen selbst." Diese Online-Zertifikate erkenne man selbst nicht an. &bdquo;Ich kann mir nur vorstellen, dass die Tests privat gemacht wurden." Doch warum berichten die Betroffenen ihrem Arbeitgeber dann von den Gottesdienst-Tests? Die Frage bleibt unbeantwortet. Beide Gemeindeleiter betonen aber, dass ihre Tests nur für den Gottesdienst gedacht sind. Verpflichtend für Chormitglieder, freiwillig für alle anderen. Eine Verwendung für andere Zwecke – wie für die 3G-Prüfung am Arbeitsplatz – sei nicht vorgesehen. Appell der Stadt an alle Kirchengemeinden Die Stadt bestätigt: &bdquo;Nur bei einer offiziellen Teststelle oder bei Beschäftigtentestungen, die vom Land registriert sind, ist eine weitere Verwendung der Zertifikate erlaubt." Inzwischen hat die Stadt angesichts der angedrohten Omikron-Welle alle Religionsgemeinschaften angeschrieben und diese gebeten, bei Gottesdienstbesuchern zumindest 3G, am besten aber 2G umzusetzen. Eine rechtliche Handhabe gebe es dafür aber nicht. Zum Thema: Kirchengemeinden in OWL verstießen gegen Corona-Beschränkungen Fragen und Antworten zu 3G im Job Stadt Bielefeld: Diese neuen Coronatest-Bescheide sind unzulässig Gesundheitsministerium warnt vor digital überwachten Selbsttests: Sie sind nicht 3G-fähig!

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