Verurteilter Räuber: Serientäter nahm 13-Jährigen mit auf Beutezug

Bielefeld. Der größte Feind im Leben von Nico E. (Namen aller Betroffenen geändert) dürfte wohl das Kokain sein. Ohne die Drogensucht würde der 32- jährige Mann aus Bad Salzuflen möglicherweise ein durch und durch bürgerliches Leben führen. Doch war es der Suchtdruck, der ihn in Kombination mit Alkohol zu mehreren Tankstelleneinbrüchen in Bielefeld und Bad Salzuflen verleitete - zu einer Zeit, in der er sich nach mehrjähriger Haft gerade auf Bewährung auf freiem Fuß befand. Nun muss sich E. zum wiederholten Mal vor dem Bielefelder Landgericht verantworten. Ohne Führerschein und im Rausch Autos beschädigt In der Verhandlung vor der I. Großen Strafkammer legte Nico E. - teils über seinen Verteidiger Jerrit Schöll, teils in eigenen Worten - ein weitgehendes Geständnis ab. Demnach war er am 24. und 31. Dezember an der Kirchdornberger Straße sowie an der Apfelstraße in zwei Bielefelder Tankstellen eingestiegen, ein weiterer Einbruch ereignete sich im Juni 2019 an der Straße Wasserfuhr in Bad Salzuflen. Bei den Taten erbeutete E. Zigaretten und Tabak im Wert von mehr als 2.000 Euro. Darüber hinaus war er im Oktober 2018 mit 1,6 Promille im Blut und im Zustand der absoluten Fahruntüchtigkeit mit einem Pkw in Bielefeld unterwegs. Dabei rammte er zwei Autos, an denen ein Schaden in Höhe von rund 8.000 Euro entstand. Als er schließlich von der Polizei gestellt wurde, sperrte er sich erheblich gegen eine Durchsuchung und die Feststellung seiner Personalien. Nach der Trennung folgte der erneute Absturz Nun drohen dem 32-Jährigen nicht nur mehrere Jahre Haft, sondern auch noch die anschließende Sicherungsverwahrung. Denn er ist alles andere als ein unbeschriebenes Blatt: Im Januar 2011 hatte ihn eine andere Kammer des Landgerichts bereits wegen einer Serie von Raubüberfällen zu neun Jahren und acht Monaten Gefängnis verurteilt. 2017 wurde die Reststrafe zur Bewährung ausgesetzt. Und zunächst hatte es ganz danach ausgesehen, als gerate E. wieder in die Spur: Im Vollzug hatte der ehemalige Gymnasiast die Fachhochschulreife erworben sowie eine Ausbildung zum Elektroniker absolviert - mit sehr guten Abschlüssen. Nach seiner Haftentlassung arbeitete Nico E. zunächst und nahm dann ein Studium an der Fachholschule auf. Dennoch war er sein Kokainproblem noch nicht losgeworden. Als sich seine Freundin deshalb von ihm zwischenzeitlich trennte, hatte es E. "den Boden unter den Füßen weggezogen", sagte Verteidiger Schöll in der Verhandlung. Nico E. griff zur Flasche und zu Drogen - es folgten die nun in Rede stehenden Taten. Ebenfalls auf der Anklagebank sitzt nun der Bielefelder Bahir Z. (31). Bei diesem handelt es sich um einen langjährigen und engen Freund von Nico E. - und laut Anklage um den Fahrer eines Fluchtwagens, der bei dem Einbruch am 24. Dezember 2018 um 0.44 Uhr mit laufendem Motor etwas abseits der Tankstelle gewartet haben soll. "Man wundert sich dann manchmal nur" Am Abend habe sich Z., so erklärte Verteidiger Torsten Giesecke namens seines Mandanten, mit einem 13 Jahre alten Cousin zu Hause aufgehalten und Playstation gespielt. Zu später Sunde sei Nico E. - merklich unter Drogeneinfluss - aufgeschlagen und habe sich das Auto vom Vater des Freunds leihen wollen. Da Z. den Pkw seinem Kumpel in dem Rauschzustand nicht überlassen wollte, erklärte er sich bereit, den Fahrer zu spielen. Also stiegen die Männer und der 13-jährige Junge in das Auto und fuhren los. Vor der Tankstelle an der Kirchdornberger Straße habe E. dann gesagt, dass Z. anhalten solle. Nico E. und der neugierige 13-Jährige seien dann ausgestiegen. Doch löste E. bei dem Einbruch einen Alarm aus und traf prompt beim Verlassen des Geländes auf die Tankstelleninhaber. Einer der Zeugen habe ein Waffe in der Hand gehabt. Nico E. habe nicht erkennen können, ob diese echt oder eine Scheinwaffe war. E. habe einen der Männer "Schieß! Schieß! Schieß!" rufen hören und sei in Panik weggerannt. Die Beute und das mitgeführte Brecheisen habe er unterwegs weggeworfen. "Nico hat zwei Gesichter", sagte Bahir Z. in der Verhandlung. "Ohne Kokain ist er ein Supertyp, den man sich nicht besser wünschen kann. Mit Kokain ist er völlig anders, man wundert sich dann manchmal nur." Der Prozess wird am 10. Dezember fortgesetzt. Lesen Sie auch: Die Polizei fahndet mit Fotos nach bewaffnetem Tankstellenräuber Tankstellen-Räuber kehrt nach Überfall zurück und überrascht Kassiererin

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