Überraschende Kehrtwende: Fahrrad-Parkhaus im Baubüro?

Bielefeld. Gibt es in der fast unendlichen Geschichte ums Fahrrad-Parkhaus am Jahnplatz doch eine verträgliche oberirdische Lösung? Die Gremien des Stadtrats sollten schon mehrfach die Weichen für einen Ankauf des Jahnplatz-Forums oder des Opitz-Kellers stellen, um dringend benötigte Stellplätze unterirdisch zu schaffen. Doch ein Antrag der Linken führte zu einer erneuter Prüfung von Alternativen. Und über deren Ergebnis waren die Politiker jetzt überrascht – höchst positiv. Eigentlich sollte der Stadtentwicklungsausschuss am Dienstag den Weg frei machen, dass die Stadt ein Fahrrad-Parkhaus im Opitz-Keller, der ans Jahnplatz-Forum anschließt, plant und den Ankauf vorbereitet. Eine erste Vorlage, die eine große Radanlage mit 600 Stellplätzen und Kosten von acht Millionen Euro über zehn Jahre vorsah, war im Mai durchgefallen. Jetzt hoffte das Amt für Verkehr, mit einer abgespeckten Variante mit 400 Stellplätzen eine Lösung gefunden zu haben. Doch in der Bezirksvertretung Mitte gab es im Oktober viel Kritik, nur Grüne und Satirepartei waren dafür. Kurioserweise setzte sich aber auch die Linke mit einem Antrag durch, oberirdische Alternativen prüfen zu lassen. Dem folgten CDU, FDP und zwei SPD-Vertreter. Deshalb wurde ein Beschluss zurückgestellt, bis die Prüfung abgeschlossen ist. Und das war offenbar gut: Denn am Dienstag präsentierten Verkehrsdezernent Gregor Moss (CDU) und Verkehrsamtsleiter Olaf Lewald einen möglichen Ausweg, der sehr viele Vorteile böte und der Einstieg zu einer dezentralen Fahrrad-Parkhaus-Strategie in Bielefeld sein könnte. Ebenerdig und zentral Dabei ist die aktuelle Jahnplatz-Baustelle hilfreich: Denn für deren Baubüro, das auch Anlaufstelle für Bürger ist, hat die Stadt einen 330 Quadratmeter großen Laden am Niederwall angemietet, in dem früher die Santander-Bank saß. Das Gebäude gehört der Evangelischen Landeskirche und die wäre bereit, die Räume nach Auslaufen des Baubüros weiter an die Stadt zu vermieten. Das große Plus: Dort wäre das Fahrrad-Parkhaus ebenerdig und sehr zentral zu erreichen. Für eine ganz große Lösung sei es zwar zu klein, so Lewald, aber für 150 Fahrräder in Doppelstöcker-Abstellanlagen, 75 E-Bikes, acht Lastenfahrräder sowie eine Servicestation reiche der Platz aus. Hoch genug sei der Laden mit drei Metern ebenfalls. Und &bdquo;zumindest mittelfristig" stehe er zur Verfügung. Pilotprojekt ohne große Investition Eine Anmietung hätte auch den großen Vorteil, dass die Stadt das Fahrrad-Parkhaus als Pilotprojekt testen kann mit erst einmal geringeren Investitionen und beim Scheitern beenden könnte. Und die kleinere Variante eröffnet auch den Weg zu dezentralen Angeboten. Michael Gugat, Lokaldemokratie: &bdquo;Man sollte das nicht als Alternative, sondern als Kombination mit dem Opitz-Keller sehen." Andere wie Andre Langeworth (CDU): &bdquo;Je mehr Standorte, desto attraktiver wäre es." So könnten Lastenräder zum Beispiel auch in der Rathaus-Tiefgarage Platz finden. Lewald: &bdquo;Wir suchen bereits mit dem City-Management Immobilien für dezentrale Angebote." Denn in der Debatte war es immer wieder Thema, dass Radfahrer ihre Räder am liebsten möglichst nah am Ziel abstellen möchten. Chance für dezentrale Angebote &bdquo;Die Idee ist es wert, genauer angeschaut zu werden", sagte Grünen-Fraktionssprecher Jens Julkowski-Keppler: &bdquo;Vieles spricht dafür." Deshalb verschob der Ausschuss eine Abstimmung über den Opitz-Keller und lässt ein Konzept für den Baubüro-Laden erst einmal genauer prüfen. Als Konfliktpunkt bleibt aber, ob der Opitz-Keller als Option offen gehalten werden soll. Denn für den wäre eine große Rampe hinter dem Pizza-Hut-Würfel erforderlich. Und für die müsste beim Jahnplatz-Umbau, der ja im Juni 2022 fertig sein muss, Platz gelassen werden.

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