"Jede Generation neu aufklären": Zahl der HIV-Infektionen steigt leicht

Bielefeld. Der 30. Todestag von Queen-Sänger Freddy Mercury rückte gerade erst das Bewusstsein über AIDS wieder ins öffentliche Rampenlicht. Am Mittwoch, 1. Dezember, findet nun der Welt-Aids-Tag statt – zum 33. Mal. Er erinnert, unter anderem, an die Menschen, die an den Folgen von HIV und AIDS gestorben sind – also auch an Sänger Freddie Mercury, Schauspieler Rock Hudson, Künstler Keith Haring. Doch AIDS ist keine Krankheit der Vergangenheit. Die Aufklärung höre nie auf, heißt es von der Bielefelder Aidshilfe. In einem Film kommen vier Bielefelder jetzt zu Wort, die von Ihrem Leben mit HIV berichten. Die Aidshilfe Bielefeld am Ehlentruper Weg kündigt für den Mittwoch einige Aktionen an, die sich gegen Ausgrenzung und Vorurteile richten, und den Fokus auf ein &bdquo;Wir“, ein Miteinander setzen. Dazu gehört ein Gottesdienst in der Süsterkirche an der Güsenstraße um 18 Uhr. Der &bdquo;Woza Chor“ erinnert daran, das Menschen mit HIV noch immer – trotz medizinischer Fortschritte in den letzten Jahrzehnten – von Ausgrenzung bedroht sind. &bdquo;Mit HIV kann ich leben, mit Vorurteilen nicht“, so das Motto des Gottesdienstes. Begleitet wird der Chor von Johannes Vetter an der Orgel. Leben mit HIV in Bielefeld Um 20 Uhr zeigt das Filmhaus Bielefeld an der August-Bebel-Straße 94 den Film &bdquo;Positiv sichtbar?!“ der Bielefelder Filmemacherin Beate Widdeke. Darin erzählen vier Menschen aus der Stadt über ihr Leben mit HIV in Bielefeld, über die Vergangenheit, aber auch über Perspektiven, über Wünsche und Visionen. Darüber hinaus hat die Aidshilfe, der AWO-Kreisverband, die Drogenberatung in Kooperation mit dem Gesundheitsamt der Stadt und pro familia einen Mitmach-Parcour für Schüler des Carl-Severing-Berufskollegs organisiert. Dort setzen sie sich spielerisch mit den Themenkomplexen Sexualität, Liebe und Sucht auseinander.&bdquo;Wir setzen auf zielgruppenspezifische Aufklärung“, erklärt Peter Struck, Geschäftsführer der Bielefelder Aidshilfe, das Engagement in (Weiter-)Bildungseinrichtungen. &bdquo;Dort können wir sozialpädagogisch im Kontext von AIDS wirken“. Die andere große Zielgruppe sind und bleiben schwule und bisexuelle Männer. &bdquo;Man muss jede Generation wieder neu aufklären“, so Struck. Erstmals kann RKI keine aktuellen Zahlen am Welt-AIDS-Tag liefern Erstmals kann das Robert-Koch-Institut keine aktuellen Zahlen &bdquo;pünktlich“ zum Welt-AIDS-Tag liefern, Gründe dafür liegen auf der Hand. Für Bielefeld allerdings kann Peter Struck eine Zahl nennen: 20 Neuinfektionen mit HIV sind zu verzeichnen, eine moderate Steigerung gegenüber dem Vorjahr, sicher auch Corona geschuldet. &bdquo;Im Bundesdurchschnitt“, so Struck, &bdquo;gibt es einen Rückgang von etwa zehn Prozent zu vermelden (in absoluten Zahlen 2.465 in 2020 gegenüber 3.118 in 2019)“. Das führt der Diplom-Pädagoge auch auf Kontaktbeschränkungen und Lockdowns zurück. Viel wichtiger ist aber auch für ihn die – nach wie vor – mangelnde Akzeptanz der HIV-Positiven in der Gesellschaft, Stichwort: Diskriminierung. So sagen mehr als die Hälfte der mit AIDS Infizierten, dass Vorurteile ihr Leben beeinträchtigen und diese erfahren sie sogar im Zusammenhang mit Ärzten und Gesundheitsbehörden. Ausgrenzung durch die Gesellschaft Die medizinisch-pharmazeutische Weiterentwicklung von Präparaten gegen den AIDS-Virus hat derzeit keine Priorität dank Corona. &bdquo;Hatte es nie“, so Peter Struck, denn der Kreis der Betroffenen ist relativ klein – im Gegensatz zur gesamten Weltbevölkerung bei Corona. Immerhin, Entwicklungen gab es und gibt es, Therapieansätze sind verfügbar und werden genutzt. 90 Prozent der, mit HIV Infizierten können gut mit der Therapie leben, nicht aber mit der Ausgrenzung der Gesellschaft. Und auch nicht mit der mangelnden Aufklärung der breiten Öffentlichkeit. Peter Struck: &bdquo;Wenn die Menschen therapiert werden, ist die Infektionsmöglichkeit vergleichsweise gering“. Diskriminierung macht HIV-positiven Menschen das Leben immer noch unnötig schwer. Meist sind Vorurteile und Unwissenheit der Grund. Manche Leute fürchten nach wie vor, eine Übertragung des Virus im Alltag und gehen deshalb auf Abstand, obwohl es dafür keinen Grund gibt. Mehr zum Thema: Coronavirus-Pandemie droht den Kampf gegen HIV und Aids um Jahre zurückzuwerfen Schnelltest für den Straßenstrich erkennt HIV/Aids, Tripper und Syphilis

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