Themenreihe Diese 8 Tatsachen bremsen die Verkehrswende aus

Bielefeld. Das Bielefeld eine Verkehrswende braucht, um die Stadt auf Dauer vor einem Verkehrskollaps zu bewahren, steht fest. Die Verkehrswende ist auch beschlossene Sache - zumindest auf dem Papier und in vielen Köpfen. Die NW-Umfrage zur Verkehrswende legte jetzt offen, was die Bielefelder über die Mobilitätswende denken und wo sie selbst ihren Beitrag sehen. Doch beim Blick auf diese Zahlen zum Stadtverkehr, wird deutlich, wie viele Problemzonen es gibt. 8 Tatsachen, an denen die Bielefelder nicht vorbeikommen: 1. Bielefeld wächst und wächst Bielefeld boomt. Während andere Großstädte in Nordrhein-Westfalen schrumpften, ist die Zahl der Bielefelder in den vergangenen Jahrzehnten stetig gewachsen. Seit 2012 gab es einen richtigen Wachstumsschub. Mehr Menschen bedeutet mehr Verkehr. Zwar hat die Corona-Pandemie das permanente Wachstum zuletzt gebremst. Doch auch heute zählt Bielefeld weiterhin zu den Top 20 der großen deutschen Großstädte. 2. Jede zweite Fahrt ist kürzer als sechs Kilometer Von Verkehrswende keine Spur: Die Zahl der zugelassenen Pkw sank zuletzt zwischen den Jahren 2006 und 2007, seitdem steigen und steigen die Zahlen. Trotz angekündigter Abkehr vom Auto. Das liegt nicht etwa an kletternden Einwohnerzahlen: Auch auf 1.000 Einwohner kommen seit Jahren immer mehr Autos. Zuletzt lag die Zahl der Zulassungen so hoch wie noch nie. Dabei ist laut der jüngsten Haushaltsbefragung von 2017 jede zweite Pkw-Fahrt in der Stadt kürzer als sechs Kilometer. Die aktuelle NW-Umfrage zur Verkehrswende zeigt, dass viele Bielefelder jedoch bereit wären auf das Auto öfter zu verzichten. 3. Die Zahl der Pendler steigt seit Jahren 70.600 Menschen pendeln täglich nach Bielefeld (2019/2020). Seit Jahren steigen die Zahlen, durch Corona gab es einen leichten Dämpfer. Rund 41 Prozent der Menschen, die in Bielefeld erwerbstätig sind, sind laut it.NRW Pendler (2020). Doch diese Zahlen erfassen nur sozialversicherte Berufspendler. Die tatsächliche Zahl der Pendler liegt laut Experten-Schätzungen etwa doppelt so hoch. 69.000 Autos sind im Schnitt pro Tag auf dem Ostwestfalendamm unterwegs (2020). Am Steuer sitzen zum Beispiel auch Shopping-Touristen oder Studenten, die in den Pendlerzahlen nicht enthalten sind. 40.000 Bielefelder pendeln täglich mit verschiedenen Verkehrsmitteln für den Beruf ins Umland. Auch hier sind die tatsächlichen Zahlen wohl viel höher. Laut it.NRW arbeiten 29 Prozent der erwerbstätigen Bielefelder nicht in Bielefeld (2020). Bevorzugtes Pendler-Verkehrsmittel: das Auto. 4. In zwanzig Jahren sank der Autoverkehr kaum 5. Radler fahren gefährlich Bis 2025 soll ein Viertel der Wege in Bielefeld per Rad zurückgelegt werden. Mehr Sicherheit und gute Radwege sind für die Bielefelder die wichtigsten Kriterien, um sich aufs Rad zu setzen, das zeigen die Ergebnisse der NW-Umfrage. Zu Recht. Tatsächlich werden immer mehr Radler und Pedelecfahrer im Stadtverkehr schwer verletzt, zeigt die Unfallstatistik der Polizei(links). Die Zahl der Verunglückten liegt konstant hoch. 6. Die Stadtbahn stagniert und verliert Fahrgäste Damit es mit der Verkehrswende klappt, müssen mehr Bielefelder mehr Bus und Bahn fahren. Doch Corona hat das Gegenteil bewirkt, die Fahrgastzahlen brachen 2020 ein. Auch die NW-Umfrage zeigt, der ÖPNV hat wenig Fans.NW- Grundproblem ist der sich dahinschleppende Stadtbahn-Ausbau: Eine Linie 5 (Heepen-Sennestadt) scheiterte, Planungen zur Verlängerung nach Sennestadt und Hillegossen ziehen sich hin. 7. Die grüne Stadt hat ein Raumproblem Der Teutoburger Wald prägt die Stadt und ihren Verkehr: Als natürliche Barriere trennt er Bielefelds Norden vom Süden. Der Stadtverkehr muss durchs Nadelöhr über Artur-Ladebeck-Straße, Ossi, Bahnstrecke. Zudem hat Bielefeld bei geringer Bevölkerungsdichte viel Fläche (258 km2) und zahlreiche Nebenzentren. Das Stadtgebiet erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung über 22 Kilometer. Das alles führt zu viel Fahrerei. 8. Wer ländlich wohnt, fährt anders 80 Prozent der Bielefelder Haushalte stand bei der Hausbefragung 2017 ein Auto zur Verfügung. Damit kam nur jeder fünfte Haushalt ohne Auto aus. Ein Wandel ist nicht in Sicht: Die Zahl der Kfz-Zulassungen ist seitdem weiter gestiegen. 9 Prozent der Jöllenbecker Haushalte (ländlich) hatten 2017 kein Auto. In Mitte (urban) traf das mit 31 Prozent auf viel mehr Haushalte zu. Dass die Entfernung zum Zentrum das Mobilitätsverhalten mitbestimmt, bestätigt auch die NW-Umfrage. Zum Thema: Verkehrswende in Bielefeld - und jetzt? Alle Themen, alle Infos

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