Kein Freispruch: Bielefelderin mit Katzenasyl völlig überfordert

Die Idee zum Betreiben eines Katzen-Gnadenhofs sei, so der Vorsitzende Richter Thorsten Gerdes in der Urteilsverkündung, dem hehren Motiv entsprungen, kranken, alten und verletzten Tieren etwas Gutes zu tun. Doch sei die Angeklagte zuletzt mit der Situation vollkommen überfordert gewesen. Bei einer Durchsuchung des in Eckardtsheim gelegenen Hauses der Angeklagten hatten sich Tierärzten katastrophale hygienische Bedingungen offenbart. Mehr als 60 Katzen wurden beschlagnahmt, vier Tiere mussten eingeschläfert werden. Das Amtsgericht verutreilte die Betreiberin im März schließlich zu einer Geldstrafe von 3.600 Euro. Diese Entscheidung milderte das Landgericht in einer Berufungsverhandlung nun ab: 40 Tagessätze à 50 Euro, mithin also 2.000 Euro, muss die Katzenliebhaberin wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz durch Unterlassen zahlen. Mehrere Tiere mussten eingeschläfert werden Die Bielefelderin Sabine B. (Name geändert) betrieb den Katzen-Gnadenhof seit 2015. Getrieben von ihrer Tierliebe und ihrer Erfahrung im Gesundheitswesen und Tierschutz wollte die 57-Jährige Katzen, die sonst niemand mehr haben will, ein Zuhause bieten. Dass dies ein durch und durch redliches Ansinnen war, bestritt nun auch niemand der Prozessbeteiligten oder der gehörten Zeugen. Doch war der Tierfreundin das Heft des Handelns ganz offenbar entglitten, als es Ende 2016/Anfang 2017 zu einer Durchfallepidemie unter den Katzen kam. Binnen kürzester Zeit kamen B. und ihre ehrenamtlichen Helfer mit dem Reinigen nicht mehr hinterher. Tierärzten des Veterinäramts sowie des Tierheims präsentierten sich im März 2017 schließlich fürchterliche hygienische Zustände. "Das war ein Horrorszenario für mich als Katzenliebhaber", hatte einer der Tierärzte bereits am vorangegangenen Verhandlungstag vor Gericht ausgesagt: Die Tiere wateten durch die im gesamten Haus vorhandenen Kotanhaftungen. Besonders betroffen waren hiervon zwei querschnittsgelähmte Tiere, deren Hinterläufe durch den Dreck schleiften. Einige Katzen hatten Entzündungen im Augen-, Zahn- und Zahnfleischbereich oder wiesen kotverschmierte Wunden auf. Die Tiere wurden konfisziert, vier Katzen mussten eingeschläfert werden. Mit dem Geschehen wäre auch eine Tierklinik überfordert gewesen Im März dieses Jahrs verurteilte das Amtsgericht Sabine B. wegen Tierquälerei zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen à 40 Euro. Die 57-Jährige legte Berufung gegen das Urteil ein und kämpfte nun in der nächsten Instanz um einen Freispruch. Diesen gab es jedoch nicht. Zu deutlich waren die Aussagen der Tierärzte gewesen, vor denen man nicht die Augen verschließen könne, hatte Richter Gerdes bereits am ersten von zwei Verhandlungstagen gesagt. Allerdings könne man die Durchfallepidemie nicht der Angeklagten vorwerfen. Mit einem solchen Geschehen wären auch ein Tierheim oder eine Tierklinik überfordert gewesen, so Gerdes. Ein Veterinär hatte den Krankheitsausbruch als einen "Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen gab" bezeichnet. Wohl aber, und dafür zog das Gericht Sabine B. letztlich zur Rechenschaft, hätte diese erkennen können, dass einige der Tiere besonderer Fürsorge bedurft hätten. Insbesondere habe es sich dabei um drei später eingeschläferte Tiere gehandelt, nämlich die beiden gelähmten Katzen sowie ein Tier mit einer äußerst schmerzhaften Entzündung im Zahnbereich. "Klar kann man fragen, ob sich Frau B. auf das ganze Unterfangen überhaupt hätte einlassen dürfen. Doch ist das eine verwaltungs-, keine strafrechtliche Frage." Sabine B. wehrt sich vor dem Mindener Verwaltungsgericht gegen die Aufforderung, die weggenommenen Katzen zu verkaufen sowie die Kosten für deren zeitweise Unterbringung sowie tierärztliche Versorgung zu übernehmen. Diese belaufen sich auf rund 60.000 Euro.

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