Hund soll „jämmerlich krepiert“ sein: Bielefelder Tierheilpraktiker vor Gericht

Bielefeld. Zunächst sei sie einfach dankbar gewesen, sagte die Zeugin vor Gericht aus. Dankbar, weil der Angeklagte ihr krankes Tier von seinen Leiden erlöst habe. Erst später sei ihr klar geworden, dass das so nicht hätte ablaufen dürfen. Ein Tierheilpraktiker aus Bielefeld muss sich derzeit wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz vor dem Amtsgericht verantworten. Er ist angeklagt, einen Hund ohne die dafür notwendige Zulassung unsachgemäß eingeschläfert und dem Tier damit unnötigen Schmerz bereitet zu haben. Der Familienhund, ein Mischling, war mit elf Jahren bereits eine eher betagte Hundedame und hatte schon länger schmerzhafte Gelenkprobleme. Darüber hinaus litt das Tier unter einem Blasenkarzinom, stand unter der höchstmöglichen vom Tierarzt zu verschreibenden Schmerzmitteldosis. Schließlich entschloss sich die Halterin Janine F. (Name geändert), das geliebte Tier einschläfern zu lassen. &bdquo;Ich wollte ihr den Stress mit einer Fahrt zum Tierarzt nicht antun. Ich hatte mir vorgestellt, dass es schöner wäre, wenn sie bei uns im vertrauten Garten eingeschläfert würde“, sagte die 26-Jährige in ihrer Zeugenaussage vor dem Amtsgericht, &bdquo;allerdings ging ich davon aus, dass kein Tierarzt dafür zu uns rausfahren würde.“ Hund krampfte nach Injektion Also wandte sich F. an den ihr bekannten Tierheilpraktiker, bei dem der Hund bereits seit längerer Zeit in Behandlung war, und bat ihn, das Tier einzuschläfern. Dieser willigte schließlich ein und fuhr am 12. September 2023 zum Haus der Familie der Halterin. Dort lag die Hündin im Garten auf der Terrasse. Der Tierheilpraktiker legte dem Tier einen Zugang und bat Janine F. sowie deren ebenfalls anwesende Schwester, die Hündin nun gut festzuhalten, da diese sich gegen den eintretenden Tod wehren werde. Auch interessant: Bielefelder Parkplatz plötzlich kostenpflichtig – &bdquo;standen entsetzt an der Hundewiese“ Der Tierheilpraktiker spritzte dem Hund eine gesättigte Magnesiumsulfatlösung. Laut Anklage begann das Tier unmittelbar danach zu zucken, zu schnappen und zu krampfen. Etwa eine halbe Minute später trat der Tod ein. Die Hündin habe auf den Sterbevorgang reagiert, derartige Reaktionen seien durchaus im Bereich des Möglichen, sagte der Angeklagte nun vor Gericht aus. &bdquo;Sie ist jämmerlich krepiert“, hielt Janine F. dem entgegen, &bdquo;ich habe erst hinterher durch eine Tierärztin erfahren, dass das so eigentlich nicht hätte sein dürfen.“ Ein als Zeuge geladener Tierarzt des Veterinäramtes führte aus, dass die Einschläferung zwingend in zwei Stufen zu erfolgen habe: Zunächst werde das Tier narkotisiert, damit es keine Schmerzen mehr spüren könne. Erst dann werde die letztlich tödliche Injektion gesetzt. Die Narkosemittel dürften ausschließlich Tierärzte vorrätig halten, sodass de facto auch lediglich Tierärzte derartige Einschläferungen vornehmen könnten. Bielefelder Staatsanwaltschaft sieht weiteren Fall Neben der Frage, ob der Tierheilpraktiker den Hund der Familie F. überhaupt hätte einschläfern dürfen, muss das Gericht auch die Frage beantworten, ob das Tier dabei durch das Vorgehen des Angeklagten unnötigen Schmerz verspürte. Dies sei eher eine Frage an einen Pharmakologen, sagte der Veterinäramtsmitarbeiter in seiner Zeugenvernehmung. Lesen Sie auch: Neues Leben für Tierschutzhunde in Bielefeld: Liebe auf den zweiten Blick Neben der aus Sicht der Ermittler unzulässigen Einschläferung des Hundes wirft die Staatsanwaltschaft dem Angeklagten vor, im August 2024 eine Katze nicht adäquat versorgt zu haben. Das Tier war von einem Auto angefahren worden und von Zeugen in die Praxis des Angeklagten gebracht worden. Dort soll er den Kater trotz mehrerer Knochenbrüche und abgebrochener Zähne lediglich mit Futter und einer Kochsalzlösung versorgt haben, bevor dieser nach mehreren Tagen und Ermittlung der Halterin schließlich in tierärztliche Obhut genommen wurde. Zu einem Ergebnis führte die Verhandlung vor dem Amtsgericht jedoch noch nicht, da aus Sicht der Prozessbeteiligten weitere Nachermittlungen nötig sind. So soll insbesondere geklärt werden, ob die eingeschläferte Hündin aufgrund der ihr ohnehin verabreichten hohen Schmerzmitteldosis überhaupt noch Schmerzen verspüren konnte – und falls ja, wie lang das Tier dann gelitten habe. Die Verhandlung wurde daher ausgesetzt und wird demnächst von vorne starten. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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