Schluss mit Geisterstadt: In Bielefeld geht es wieder bergauf

Bielefeld. Es wird wieder geshoppt, gebummelt und geschlemmt in der Bielefelder City. Die Geisterstadt der Lockdown-Monate gehört der Vergangenheit an. Aber von &bdquo;Normalität" sei der Alltag weit entfernt, sagen Experten aus Einzelhandel und Gastronomie. Noch. Zählungen des Unternehmens Hystreet dokumentieren eindrucksvoll das Auf und Ab der Besucherströme während der Coronakrise – jetzt lassen sie hoffen. Kann das Weihnachtsgeschäft an alte Zeiten anknüpfen? Mehr als 100.000 Menschen tummeln sich im Jahr 2019 am Samstag vor Weihnachten allein auf der Bielefelder Bahnhofstraße im Abschnitt zwischen Peek & Cloppenburg und Jahnplatz. Hier und an zwei weiteren Punkten misst Hystreet mit moderner Lasertechnik die Passantenfrequenz. Ein Jahr später der Schock: Der härteste Lockdown seit Beginn der Pandemie bringt das Geschäft kurz vor Weihnachten zum Erliegen. Die Innenstadt – wie ausgestorben (8.700 Passanten). &bdquo;Heute ist die Passantenfrequenz wieder deutlich besser als zwischen den Lockdowns", sagt Hauptgeschäftsführer Thomas Kunz vom Handelsverband OWL. Aber: &bdquo;Wir sind noch nicht an 2019 herangekommen, das sehen wir an den Samstagen." Drei Jahre, drei Samstage Denn die sind die Haupteinkaufstage und damit das Barometer, an dem sich die Kauflust ablesen lässt. Der Vergleich: 2019 sind am Samstag, 5. Oktober, rund 73.000 Menschen in der Bahnhofstraße (Hystreet Messpunkt Süd) zwischen P&C und Jahnplatz unterwegs. Am 10. Oktober 2020 werden mitten in der Pandemie hier nur noch rund 46.600 Passanten erfasst. Am 2. Oktober liegt die Passantenfrequenz in diesem Jahr wieder bei immerhin rund 60.400 Menschen. Das ist allerdings zugleich ein Spitzenwert in 2021. &bdquo;Das geht zwar in die richtige Richtung, aber mit den Werten vor Corona hat das noch nicht so viel zu tun", sagt P&C-Chef Johannes Göke, vor dessen Tür gemessen wird. &bdquo;Wir haben Aufholbedarf", so der Vorsitzende der Werbegemeinschaft City. Verschreckt der Verkehrsversuch Besucher? Beim Late-Night-Shopping wollen die Händler wieder ein Gefühl dafür bekommen, wie es um die Kauflust in Bielefeld steht. In Nachbarstädten wurde das Event mit Plakataktionen beworben. Denn gerade die auswärtigen Kunden kämen nicht mehr so häufig, glaubt Handelsverbandschef Kunz. Das sei vor allem auf Verkehrsversuch und Jahnplatz-Umbau zurückzuführen, glaubt er. &bdquo;Wir sehen das an den Belegungen in unserem Parkhaus an der Welle durch Kunden aus dem Umland. Seit dem Verkehrsversuch haben wir bis zu 30 Prozent Umsatzverlust." Viele Gewerbetreibende in der Altstadt sehen das ähnlich, wie aktuelle Umfrageergebnisse zum Projekt zeigen. Sie führen negative Geschäftsentwicklungen auch auf den Altstadt-Versuch zurück. "Die City ist kein Museum" &bdquo;Trotz dieser Herausforderungen habe ich den Eindruck, dass es bei den Händlern wieder Optimismus gibt, wenn in Richtung Zukunft geblickt wird", sagt Citymanagerin Charlotte Höpker (WEGE Wirtschaftsförderung). Und sie gibt zu bedenken: &bdquo;Es gab immer große Trends, die sich in der Innenstadt ablesen lassen. Die City ist kein Museum, sondern etwas, das lebt und atmet, sich immer wieder verändert und ein Spiegel der Gesellschaft ist." Um die Gewerbetreibenden in der aktuellen Umbruchphase besser unterstützen zu können, hat das Bielefelder Citymanagement Team die Innenstadt jetzt genauer unter die Lupe genommen und eine eigene Passantenfrequenzmessung an 45 Punkten durchgeführt. Die Ergebnisse sollen in den kommenden Wochen vorgestellt werden. Zum Thema: Auf diese Großveranstaltungen können sich die Bielefelder 2021 noch freuen Es ist eine Wenn-Dann-Situation für die Händler Mit Optimismus blickt Henner Zimmat, Sprecher der Altstadt-Kaufleute, jetzt auf November und Dezember – die umsatzstärksten Monate für den Handel. &bdquo;Wenn wir jetzt einen Weihnachtsmarkt und damit weihnachtliches Flair in die Altstadt kriegen und dazu die Corona-Fallzahlen auf niedrigem Niveau bleiben, dann haben wir die Hoffnung, dass sich das Weihnachtsgeschäft wieder auf ähnlichem Niveau bewegt wie 2019." Auch Handelsverbandschef Kunz hofft, man werde zumindest in einigen Branchen an 2019 anknüpfen können. Skeptischer ist da Göke; der P&C-Chef rechnet persönlich erst wieder im kommenden Frühjahr oder Sommer mit Werten wie 2019, bei hohen Durchimpfungsquoten und wenn die Maskenpflicht falle. Gastronomie verliert wichtige Einnahmequelle Weiterhin weit entfernt von Normalität und den gewohnten Umsätzen sind die Gastronomen, sagt Regine Tönsing vom Hotel- und Gaststättenverband Ostwestfalen (DEHOGA). &bdquo;Das sieht man zurzeit zum Beispiel an den Buchungen für die Weihnachtszeit", so die Hauptgeschäftsführerin. &bdquo;Da wird es nicht wieder die großen Partys geben mit 1.400 Leuten." Was die Situation in der Gastronomie etwas verbessert habe: Die Studenten kehren mit der Rückkehr an die Unis auch wieder in die Innenstadt zurück – vor allem auch als Mitarbeiter.

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