61 verwahrloste Katzen beschlagnahmt - Besitzerin droht Existenzverlust

Bielefeld. Mit einem Katzen-Gnadenhof hatte sich eine Bielefelderin in Eckardtsheim vor Jahren einen Traum erfüllt. Sie pflegte die teilweise kranken Tiere, die über die Jahre mehr und mehr wurden. Bei ihr wohnten blinde, gelähmte, verletzte und auch ansteckende Tiere. Doch aus dem Traum wurde ein Alptraum. Inzwischen kämpft sie auf mehreren Ebenen gegen die Behörden und ihre Entscheidungen. Denn mit der Zeit war ihr Bestand in der Wohnung und im Außengelände auf über 60 Katzen angewachsen. Schließlich wurde die Frau angezeigt. Wie berichtet, griff im März 2017 schließlich das Veterinäramt ein: 61 der 67 zum Teil "erheblich verwahrlosten Katzen" (O-Ton Veterinäramt) wurden mitgenommen, vier von ihnen mussten wegen ihres beklagenswerten Zustands sofort eingeschläfert werden. Ein Schock ohne Ende: Haltungsverbot, 50.000-Euro-Rechnung, Strafbefehl Für die heute 57-jährige Bielefelderin war es ein Schock – und zwar ein Schock ohne Ende. Denn mit der Wegnahme der Tiere war das Kapitel nicht beendet. Die Behörde sprach ihr ein Haltungs- und Betreuungsverbot aus. Die Kosten für die Auflösung der Pflegestelle und vor allem für die Unterbringung der kranken Tiere in verschiedenen Tierheimen, ihre Verköstigung und ihre Tierarztbehandlung bezifferte die Stadt anschließend auf 50.568 Euro und forderte im Oktober 2018 die Bielefelderin auf, die Rechnungen zu begleichen. Sogar der Spiegel widmete sich der unglaublichen Geschichte aus Eckardtsheimund schilderte den Weg der Krankenschwester von der Tierliebhaberin zur Retterin von todgeweihten Katzen aus Südeuropa bis hin zum überfüllten Katzenasyl und ihrer mutmaßlichen Überforderung. Dreifache Klage vor dem Verwaltungsgericht Gegen die Bescheide der Stadt Bielefeld ging sie juristisch vor. Sie klagt nun vor dem Verwaltungsgericht Minden gegen das erteilte Haltungsverbot, gegen die Zahlungsaufforderung und gegen die Verpflichtung, ihre Katzen zu veräußern. Bis heute hat sie die Katzen nicht verkauft, sagte Gerichtssprecherin Amrei Stocksmeyer. Die Besitzerin argumentiert laut Stocksmeyer in allen drei Fällen, dass die Darstellung der Verhältnisse durch das Veterinäramt nicht zutreffend waren. Sie hatte damals sogar sieben Unterstützer. Ende November beginnt der Prozess in Minden. Die Behörde sprach damals von einem Wohnraum, der voller Exkremente war, und von Katzen in einem katastrophalen Zustand. Viele Tiere seien verwahrlost gewesen, andere hatten mit Kot verschmierte Hautwunden oder litten unter Katzenschnupfen, so die Sprecherin. Unhaltbar wurde der Zustand aus Sicht des Veterinäramtes, als der Bestand von Darm-Parasiten befallen war. Viele der Tiere hätten Schmerzen gehabt, sagte ein Veterinär später vor Gericht. 3.600 Euro Strafe wegen vielfachen Verstoßes Doch damit nicht genug. Im Dezember 2020 erhob die Staatsanwaltschaft Bielefeld – wie berichtet – auch noch Strafanzeige gegen die Bielefelderin wegen des vielfachen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Auch gegen diesen Strafbefehl in Höhe von 2.700 Euro legte sie Widerspruch ein. Ein Eigentor. Im März verurteilte das Amtsgericht die Bielefelderin zu einer Strafe in Höhe von 90 Tagessätzen à 40 Euro (3.600 Euro), wie eine Sprecherin bestätigte. Doch auch das jüngste Urteil akzeptierte die 57-Jährige nicht. Kommende Woche findet vor dem Landgericht das Berufungsverfahren in der Sache statt. Die 57-Jährige wollte sich dazu nicht äußern. Sollte sie ihren langjährigen Kampf gegen die Behörden erneut vor Gericht verlieren, so muss sie wohl ihr Haus verkaufen, wird sie im Spiegel zitiert.

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