Vermögender Bielefelder Unternehmer gestorben

Bielefeld. Für die Betreiber des Bielefelder Auktionshauses OWL ist es ein außergewöhnlicher Auftrag. Anlässlich ihrer Herbstauktion am Samstag wird wertvoller Nachlass eines Unternehmers versteigert, dessen Firma viele nicht nur in unserer Stadt, sondern in ganz Deutschland kennen. &bdquo;Abtei – bitte bleiben Sie gesund" war einer der Werbeslogans, die unter seiner Unternehmensführung entstand. Mit Produkten, die Wohlbefinden und Gesundheit stärken sollten, wie zum Beispiel Vitaminpräparaten oder Tees, baute Wulf Sarhage gemeinsam mit einem Verwandten ein Unternehmen auf, das großen wirtschaftlichen Erfolg hatte und schließlich in den 1990er Jahren in den Fokus eines Pharmazieriesen in England geriet. Auktionshaus versteigert Luxus-Nachlass eines vermögenen Bielefelders Die Marke Abtei wurde 1897 von Oskar Sarhage in Bielefeld gegründet. Er war ein heilkundlich bewanderter Händler für Tee und Gewürze, erhielt die ersten Rezepturen für seine Produkte von einem befreundeten Ordensbruder, der ihn auch auf den reichhaltigen Schatz der Klostermedizin aufmerksam machte. Aus dieser Verbindung ging auch der Markenname Abtei hervor. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet das Unternehmen in schweres Fahrwasser. Die Geschäfte liefen immer schlechter. Nach der Insolvenz nahm sich Wulf Sarhage gemeinsam mit Andreas Sarhage der Firma an. Wulf Sarhage hatte Pharmazie studiert, was natürlich dem Unternehmensprodukten mehr als förderlich war. Beide unterstützten den Insolvenzverwalter. Was für die Unternehmer übrig blieb, waren alte Rezepturen und Patente – die wichtigste Grundlage für den Neuaufbau. Von einem kleinen Büro in der Johanneswerkstraße aus wurde mit viel Fleiß und unermüdlicher Arbeit und nur wenig wirtschaftlichen Mitteln der Neuanfang geschafft. Diese bekannten Bielefelder sind 2020 gestorben Es wurden neue Handels- und Vertriebsschienen entwickelt, das neue Logo von Abtei entstand. Während sich Wulf Sarhage um die Produktentwicklung und Zusammensetzung der Präparate kümmert, widmete sich Andreas Sarhage dem Vertrieb der Produkte. Nach einer anfänglichen Durststrecke stellte sich schließlich der Erfolg ein. Das Unternehmen wuchs und wuchs, neue Mitarbeiter wurden eingestellt, Manager aus der Lebensmittelindustrie abgeworben und immer wieder neue Vertriebskanäle gesucht und gefunden. Teile des Gewinns wurden in erfolgreiche Marketingprozesse und Werbekampagnen gesteckt. Auch diese Investitionen trugen zu immer größerem Erfolg bei. Abtei wurde Großsponsor bei Armina Bielefeld und auch Udo Jürgens wurde gewonnen, als Werbeträger für Abtei tätig zu werden. Zu seiner 66-Jahre-Tournee war Abtei als Sponsor mit dabei. Man kannte sich gut, die Tournee wurde von Abtei-Mitarbeitern in einem Wohnmobil begleitet. Höhepunkt war ein Werbefilm, der mit Udo Jürgens in Südafrika gedreht wurde. Vermögen klug angelegt Mitte der 1990er Jahre geriet das Unternehmen in den Fokus eines global agierenden pharmazeutischen Weltunternehmens. SmithKline Beecham Consumer Healthcare, heute GlaxoSmithKline, hatte ein Auge auf die umsatzstarke Firma in Bielefeld geworfen. Die Produkte von Abtei passten gut zu ihrem Portfolio von Dr. Best oder Uhu. Zunächst war nur eine Partnerschaft geplant. Bis Sarhages dann ein Millionen-Kaufangebot bekamen, dem sie nicht widerstehen konnten. Zurück blieb Wulf Sarhage als Privatier, der sich finanziell keine Sorgen mehr machen musste. Klug legte der Bielefelder sein Vermögen an, blieb zeitlebens bescheiden, zurückhaltend und verlässlich für seine Freunde, die er sorgfältig ausgewählt hatte. Lebenstraum erfüllt Er erfüllte sich seinen Lebenstraum und bereiste in einem vom ihm konzipierten Motorschiff für viele Jahre alle Weltmeere. Seine Interesse galt alten Autos, die allerdings viel PS unter ihrer Haube haben mussten. Häufig war er an der Rennstrecke des Bilster Bergs anzutreffen, wo er fachsimpelte und sich selbst hinter das Steuer von leistungsstarken Fahrzeugen setzte. Wichtig war für ihn, sein Vermögen nicht zu verprassen, sondern es sinnvoll zu erhalten. Samstags war er regelmäßig am Bratwurststand am Jahnplatz anzutreffen. Schickimicki war ihm vollkommen fremd. Gegenüber Freunden zeigte er sich großzügig, ging mit hoher sozialer Kompetenz durchs Leben. Leidenschaftlich sammelte er Bilder und alte Uhren, die jetzt unter den Hammer kommen. Seine letzte Ruhestätte fand er im April dieses Jahres auf dem Sennefriedhof. Sein Vermögen hat er einer Stiftung vermacht, die sich um arme Kinder kümmert.

Meistgelesen