Restaurant plötzlich nicht mehr erwünscht: Anwohnerin schaltet Bauamt ein

Bielefeld. Ein Hingucker, wie im Süden, eine echte Aufwertung für eine Schmuddelecke. Viele Brackweder und Vorbeifahrende sind begeistert, was sich da an der ehemaligen Traditionsgaststätte am Hotel am Stadion entwickelt hat. Eine hauptsächlich in Weiß gehaltene, mit Olivenbäumen und Lavendel mediterran gestaltete, von kleinen Laternen aktuell rund um die Uhr in warmes Licht getauchte Terrasse lädt dort jetzt zum Verweilen und Genießen ein. Auf die Beine gestellt hat das kein Gastronom, sondern ein Spediteur: Edem Özden. Der 34-jährige Unternehmer, der in Baumheide aufgewachsen ist und in Sennestadt ein Transportunternehmen mit zehn Mitarbeitern betreibt, hat das Objekt inklusive Hotel 2019 von der Witwe des vorherigen Besitzers, dem 2016 verstorbenen stadtbekannten Gastronomen Heiko Brunken, übernommen. Nach und nach durchrenoviert - aus eigenen Mitteln "Wir kannten uns ganz gut, ich habe immer gesagt, wenn er den Betrieb mal abgeben will, hätten wir Interesse", berichtet Özden, der Hotel und Restaurant zusammen mit seiner Ehefrau betreibt. Nach und nach habe er zunächst die Hotelzimmer renoviert, dann das in die Jahre gekommene Lokal inklusive des Außenbereichs auf Vordermann gebracht. "Alles aus eigenen Mitteln", ergänzt Özden. Als dann Corona kam, konnte er die Zimmer nicht im geplanten Umfang vermieten. Und auch die Eröffnung des Lokals "Vanino Cucina Italiana" habe sich durch die Einschränkungen während der Pandemie verzögert. "Das war nicht immer einfach, aber wir haben ja zum Glück mit der Spedition noch ein zweites Standbein und haben uns so über Wasser halten können", sagt der zweifache Vater und Fan der italienischen Küche. Ein Cousin betreibe in Bad Oeynhausen und Hannover erfolgreich Lokale, da habe er das Grundkonzept für das Lokal einfach übernommen. Ähnlich wie im Vapiano in der Innenstadt können die Gäste sich Pasta- und Pizzagerichte aus verschiedenen Zutaten selbst zusammenstellen. Das Lokal komme sehr gut an seit der offiziellen Eröffnung Mitte Juli, sagt Özden. "Viele berichten, dass sie früher schon ihr erstes Bier hier getrunken oder Familienfeste gefeiert haben." Bezirksbürgermeister empfindet das Lokal als Aufwertung für die Ecke Doch jetzt gibt es Probleme. Eine Anwohnerin habe sich bei der Stadt beklagt, dass das Objekt in einem reinen Wohngebiet liege und deshalb dort gar keine Außengastronomie betrieben werden dürfe. Umwelt-, Ordnungs- und Bauamt seien eingeschaltet worden. Dass Özden keinen Bauantrag gestellt hatte, bevor er die Terrasse bei der Sanierung umgestaltete, wird jetzt zum Problem. Zwar hält sie mehr Abstand zum Bürgersteig als der auf alten Fotos zu sehende Biergarten des Traditionslokals. Der Untergrund war damals allerdings nicht wie jetzt mit Steinplatten gepflastert, sondern teils als Rasenfläche gehalten. "Es sah aus wie ein gammeliger Schrebergarten, das war mir den Hotelgästen gegenüber unangenehm", sagt Özden. Zudem sei Außengastronomie doch aufgrund von Corona gerade aktuell angesagt. Da habe er diesen Bereich einfach möglichst einladend gestalten wollen. Das sei auch wirklich gelungen, bestätigt Bezirksbürgermeister Jesco von Kuczkowski (SPD). Er habe das Lokal sehr positiv wahrgenommen. Es sei schön hergerichtet - und auch gut besucht, so sein Eindruck. Gerade für diesen Bereich von Brackwede sei das eine Aufwertung. Dass es dort jetzt Schwierigkeiten gibt, sei der Bezirksvertretung bisher noch nicht bekannt. Angeblich reines Wohngebiet - trotz jahrzehntelanger Gastro-Tradition Özden hofft, dass sich eine konstruktive Lösung finden lässt, hat zur Unterstützung Anwalt Michael Hübner eingeschaltet. Mit ihm war er jetzt noch einmal beim Bauamt. "Angeblich ist das hier seit 1962 reines Wohngebiet", sagt Hübner. Das sei sehr merkwürdig, denn seit rund 70 Jahren hätten mehrere Brackweder Familien im Objekt an der BeckumerStraße eine Gaststätte betrieben. Nach zwischenzeitlicher Schließung eröffnete zuletzt im März 2014 Heinrich Brunken (damals 71) zusammen mit seiner Frau Kasia das Restaurant wieder. Mit einem Gastraum mit 50 Plätzen, einem Saal für Veranstaltungen und Biergarten, berichtete die NW seinerzeit. Brunken wiederum hatte den Betrieb schon Jahre davor von den vorherigen Betreibern, der Familie Wemhöner, übernommen. Dass jetzt plötzlich für das Lokal eine Änderung des Bebauungsplanes notwendig sein könnte, sei schon merkwürdig. Özden will jetzt Kontakt zur Bezirksvertretung aufnehmen. "Wir hoffen doch, dass sich hier eine Lösung finden lässt, wie man urbanes Zusammenleben in diesem Bereich gestalten kann", ergänzt sein Anwalt.

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