Speisen im Denkmal: Bauernhauscafé nach Corona-Aus mit neuer Pächterin

Bielefeld. Westfälische Püfferchen, Schmalzbrote, Bratkartoffeln mit Rührei oder ein Stück Torte – im Bauernhauscafé Jöllequelle an der Amtsstraße geht es wieder los. Seit November 2020 war das Café in dem denkmalgeschützten Gebäude geschlossen. Jetzt geht es mit einer neuen Pächterin weiter. Das Gesicht ist jedoch bekannt. &bdquo;Ich habe schon die vergangenen zehn Jahre hier gearbeitet und übernehme auch das bewährte Team", versichert Aniko Kuyumcu. Bevor es jedoch in dieser Woche Eröffnung gefeiert werden konnte, war viel Arbeit nötig. &bdquo;Wir hatten hier ein Schwalbennest auf der Deele", erzählt die 39-Jährige und lacht. Außerdem seien einige kleinere Reparaturarbeiten an den Stühlen fällig gewesen. Auch Bilder hat die gelernte Altenpflegerin, die seit 16 Jahren in der Gastronomie arbeitet, ausgetauscht. Wichtig dabei ist ihr jedoch, dass der Stil des ehemaligen Leineweberhauses und die Atmosphäre erhalten bleibt. Geheimtipps der NW-Lokalredaktion: Tolle Cafés in Bielefeld für echte Kaffeeliebhaber Es gibt auch ein Eierlikörchen Auch die Speisekarte hat sich kaum verändert. &bdquo;Wir haben viele Stammgäste. Alle freuen sich, dass wir nun wieder für sie da sind", berichtet die verheiratete Mutter zweier Söhne. Neu sind die Kaffeespezialitäten. Dazu gibt es auf Wunsch ein &bdquo;Eierlikörchen". An der Theke können sich Gäste dazu selbst gebackenen Kuchen oder ein Stück Torte aussuchen. Wert legt die Chefin darauf, dass alle Gerichte – ob Suppen oder Strammer Max – frisch in der Küche hergestellt werden. &bdquo;Dafür sind unsere Gäste auch gerne bereit, etwas länger zu warten", sagt Aniko, wie sie von allen genannt wird. Schließlich sei das urige Café kein Schnellrestaurant. &bdquo;Man kann hier sitzen und die Zeit vergessen. Viele fühlen sich wie Zuhause." Sie selber sei jeden Tag vor Ort. Dabei ist sie sicher: &bdquo;Ohne meinen tollen Mann Levent würde das nicht funktionieren. Er steht zu 100 Prozent hinter mir und kümmert sich auch um die Buchhaltung." Nachmittags bekomme sie manchmal Besuch von ihren Söhnen – 10 und 12 Jahre alt. &bdquo;Die waren schon als Babys dabei." Fünf Mitarbeiterinnen unterstützen die Schildescherin. &bdquo;Aushilfen fehlen mir noch. Die haben sich nach der Schließung alle einen anderen Job besorgt", bedauert sie. Älteste Bauteile stammen von 1727 Im Dezember 2007 eröffnete das Bauernhauscafé erstmals unter der Leitung von Gabriele Jaekel seine Pforten. Vorher hatte Besitzer Friedrich-Wilhelm Brünger das Leineweberhaus, dessen älteste Teile 1727 errichtet wurden, in Zusammenarbeit mit dem Amt für Denkmalschutz saniert. Nicht nur die seltenen Bleisprossenfenster, auch zeittypische Möbel erhielten in einer Fachwerkstatt neuen Glanz. Erhalten ist die Haustür von 1887. Zum Haupthaus gehören eine Webstube, eine Milchkammer und eine Upkammer, die zwischen 1805 und 1838 errichtet wurden. Tischwäsche aus echtem Bielefelder Leinen zählt bis heute zur Ausstattung. Auf Gabriele Jaekel folgten 2011 Katrin Steinsiek und Silke Berger. Sie wollten das Haus zu einem &bdquo;Treffpunkt für Jung und Alt" entwickeln. Das Projekt scheiterte aus verschiedenen Gründen. Schließlich gab es am 1. September 2012 einen Neuanfang mit dem Ehepaar Schwirtz. Gemeinsam mit Tochter Mareike steckten Kerstin und Karl-Heinz Schwirtz viel Energie in die Ausstattung der Räume. Röcke und Schürzen für die Mitarbeiterinnen wurden genäht, auch Gardinen. Für jeden Raum suchte Kerstin Schwirtz ein anderes Rosenmuster aus. Die Rosen bilden bis heute den Blickfang auf den Kissenbezügen und Tischdecken. Jöllenbecker konnten sich auf kleine Veranstaltungen wie Lesungen, Märchenabende und Konzerte freuen. Vereine entdeckten das Café als Treffpunkt. Vor allem das Frühstücksbuffet und der leckere Kuchen zogen viele Gäste an, die auch aus anderen Stadtteilen in den Bielefelder Norden kamen. Veranstaltungen wie Märchenabende &bdquo;Vor Corona lief es richtig gut", sagt Hausherr Brünger. Die zwangsweise Schließung habe jedoch dazu geführt, dass das Ehepaar keine Möglichkeit mehr gesehen habe, den Betrieb weiterzuführen. Aniko Kuyumcu möchte später auch Veranstaltungen wie Märchenabende für Erwachsene oder Liederabende anbieten. &bdquo;Ich kann mir da vieles vorstellen. Doch jetzt sind wir erst einmal froh, dass wir starten können und sind gespannt, wie sich alles entwickelt", sagt die Pächterin, die betont, dass auch an der Amtsstraße die 3G-Regel und die Maskenpflicht gelte. Am Tisch dürften die Masken jedoch abgenommen werden. Weil sie die Abstände einhalten müsse, seien die Tischgruppen nun weiter auseinandergerückt. Der gemütlichen Atmosphäre tut dies aber keinen Abbruch.

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