In Bielefeld wird jetzt der radikale Parkplatz-Abbau eingeleitet

Bielefeld. Nach dem vieldiskutierten Altstadt-Versuch beraten die politischen Ausschüsse der Stadt in Kürze ein weiteres radikales Verkehrskonzept für die Bielefelder Innenstadt. Im Juni war der Vorschlag des Gutachterbüros &bdquo;InovaPlan" bereits zur Kenntnis genommen, aber noch nicht diskutiert worden. Das soll nun nachgeholt werden. Jahnplatz autofrei Denn die Gutachter schlagen weitere Einschränkungen und Veränderungen für den Autoverkehr vor. Sie nennen es &bdquo;Restriktionen für den Kfz-Verkehr". Dazu gehören deutlich erhöhte Preise für deutlich weniger Parkplätze in der Stadt. Dadurch sollen die Fahrzeuge in die Parkhäuser verdrängt werden. Außerdem sollen weitere Durchfahrtsverbote die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt verbessern – unter anderem sogar auf dem Jahnplatz, dem Bahnhofsvorplatz und der Friedenstraße. Ziel Abgas-Freiheit Das große Ziel dahinter ist, die Innenstadt emissionsfrei zu kriegen. Dafür winken hohe Fördermittel. Dazu müssten aber nicht nur die Autofahrer ausgebremst werden, ÖPNV und Radverkehr müssten als Alternativen auch attraktiver werden, schreiben die Planer. Vieles sei in dieser Hinsicht in Bielefeld schon in die Wege geleitet. Eine Umsetzung dieses Konzepts könnte laut Gutachten bis Sommer 2022 möglich sein. Bevor die Politik dies aber beschließt, sollen hierbei zunächst die Bürger beteiligt werden. Das sind die einzelnen Vorschläge: Reduzierung Parkraum Bei einer Analyse der Parkplatzsituation ist den Stadtplanern aufgefallen, dass viele der Parkhäuser nicht ausgelastet sind, weil die Erreichbarkeit der Stadt auch so gut sei und die Tickets aus den Automaten vergleichsweise günstig. Um den Parkplatzsuchverkehr in der Stadt zu verringern, soll beides geändert werden. Vor allem im Bahnhofsviertel und in der Altstadt soll ein großer Teil der Parkplätze wegfallen, um die Besucher in die vorhandenen Parkhäuser zu verlagern. Dazu wurden Herbert-Hinnendahl-, Feilen-, Herforder und Friedenstraße sowie große Teile der Altstadt-Parkplätze vorgeschlagen. In den beiden östlichen Bereichen der Innenstadt (Kesselbrink und rund ums Landgericht), die betrachtet wurden, stehen allerdings zu wenig Parkhauskapazitäten zur Verfügung. Trotzdem sollen auch dort Parkplätze wegfallen (Ravensberger, Rohrteichstraße sowie Niederwall, Körner-, Falkstraße und rund um den Kesselbrink). Verdoppelte Parkpreise Zusätzlich sollen deutlich erhöhte Preise für die Parktickets den Weg mit dem Auto in die Innenstadt unattraktiver machen. Die Gutachter schlagen eine Erhöhung der Parkgebühren pro Stunde von 1,30 Euro auf 2,50 und in einer zweiten Stufe sogar auf 4 Euro vor. Das Parkhausparken soll von der Preissteigerung übrigens ausgenommen werden. Um die Parkhäuser attraktiver zu machen, sollen die Preise sogar günstiger als im öffentlichen Raum gestaltet werden. Bewohnerparken teurer Aber auch die Anwohner, die bei der Stadt einen Berechtigungsschein für längeres Parken erwerben können, sollen tiefer in die Tasche greifen. Bisher werde nur der Verwaltungsaufwand für den Bewohnerausweis erhoben. Die Gutachter raten, den Preis künftig an ein ÖPNV-Jahresticket anzugleichen oder die Herstellungs- und Wartungskosten für die Parkplätze heranzuziehen. So könnte die Jahresgebühr statt bei 30 Euro künftig auf 200 oder sogar bis zu 365 Euro ansteigen. In Wien (90 bis 120 Euro), Marseille (160), Zürich (290) und Amsterdam (535) würden längst solche Gebühren eingefordert. Durchfahrtverbote Doch damit allein könne man den Autoverkehr nicht ausreichend reduzieren. So schlagen die Gutachter nach den ersten Neuregelungen in der Altstadt &bdquo;weitere Maßnahmen vor, die den Kfz-Verkehr negativ beeinflussen" sollen. Dazu gehören wie beim aktuellen Altstadtversuch Durchfahrtverbote und Einbahnstraßen, die Durchgangsverkehr verhindern sollen. Das Planungsbüro schlägt ein Durchfahrtsverbot für die Friedenstraße und sogar für den Jahnplatz vor. Vor allem eine Jahnplatzsperrung sei wirkungsvoll, um Durchgangsverkehr in der Innenstadt zu verhindern. Die Parkhäuser müssten die Besucher dann außen herum erreichen. Tempo 20 und Tempo 30 Eine weitere Verkehrsberuhigung soll durch Tempo 20 insbesondere in der gesamten Altstadt und im Bahnhofsviertel sowie durch Tempo 30 auf den größeren Strecken wie Herforder Straße, Oberntorwall, Niederwall und Feilenstraße erwirkt werden. Dadurch soll einerseits das Sicherheitsgefühl der Fußgänger und Radfahrer erhöht werden, es soll aber gleichzeitig auch den Durchgangsverkehr erheblich verlangsamen und andererseits die Anwohner vor Abgasen schützen. Nur noch einspurig Die eben genannten zweispurigen Straßen sollen zudem auf eine Spur verengt werden. Hier haben die Gutachter neben der Emissionsreduzierung eine &bdquo;bessere Querbarkeit" der Straßenzüge für den Fuß- und Radverkehr im Sinn. Am Donnerstag, 16. September, will die Bezirksvertretung Mitte über das Konzept beraten. Am Dienstag, 21. September befasst sich der Stadtentwicklungsausschuss mit den Vorschlägen. Zum Thema: Radikales Konzept: Stadt will jetzt Tempo 30 in der kompletten Bielefelder City Trotz scharfer Kritik: Clausens Verkehrswende-Appell an die Bielefelder Bielefeld will mehr Gas bei der Verkehrswende geben

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