Bielefelder Gastro setzt auf weniger Plastik

Bielefeld. Holzlöffel statt Plastikbesteck und Trinkhalme aus Maisstärke: Die Bielefelder Gastronomie geht neue Wege. Ab 2023 müssen Gastronomen, Caterer und Lieferdienste für Take-away-Essen auch eine Mehrwegverpackungsvariante anbieten. Viele stellen aber jetzt schon um – weil sie etwas für den Umweltschutz tun wollen. Wie Café Knigge. Dort gibt’s seit Mai für diejenigen, die sich ein Eis im Becher kaufen wollen, Holz- statt Plastiklöffel. Es hat allerdings lange gedauert, bis sie passende Löffel gefunden hätte, sagt Knigge-Mitarbeiterin Melanie Reuss. &bdquo;Holz ist nicht gleich Holz." Mittlerweile hätten sich die Kunden daran gewöhnt. Reuss berichtet aber auch von einer Kundin, der das Eis vom Holzlöffel so gar nicht schmecke. Sie habe jetzt immer einen Löffel aus ihrer Küchenschublade dabei, wenn sie sich ein Eis hole. &bdquo;Das geht natürlich auch." "So entsteht weniger Müll" Wie viele andere Gastro-Betriebe auch, will Knigge nachhaltig sein und im Laufe des Jahres noch mehr umstellen: So sollen die rot bedruckten Eisbecher mit Logo bald auch der Vergangenheit angehören und durch schlichte Becher aus Maisstärke und recycelter Pappe ersetzt werden. &bdquo;Wir haben noch Restbestände, die wir jetzt rausgeben", erklärt Reuss. Sind die weg, wird es nur noch die neuen, umweltfreundlichen Becher geben. Auch die Servietten haben sich verändert, sind deutlich dünner als zuvor. &bdquo;So entsteht natürlich viel weniger Müll." Denn den gelte es zu vermeiden. 55.900 Tonnen Restmüll haben die Bielefelder laut Michael Koch vom Umweltbetrieb im Jahr 2020 erzeugt. &bdquo;Die Tonnage der gelben Wertstofftonne betrug 2020 rund 13.150 Tonnen", sagt er. Tendenz steigend: &bdquo;2019 waren es 4,1 Prozent weniger", rechnet er vor. Die Menge an Wegwerfboxen oder Pizzakartons hat in der Corona-Pandemie auf jeden Fall zugenommen. Ketchup in Einweggläsern Das wollen die Gastronomen ändern. Im Café im Bürgerpark bringt Pächterin Tülay Güreli ihren Gästen Ketchup und Mayonnaise in Einweggläsern, die Trinkhalme sind aus Glas. &bdquo;Der Aufwand, die mit einem Bürstchen sauber zu machen, ist zwar groß", sagt Güreli. &bdquo;Das ist es uns aber Wert." Knigge-Mitarbeiterin Reuss weiß aber auch, Klimaschutz darf keine Einbahnstraße sein. &bdquo;Die Leute müssen mitmachen wollen und es annehmen." Es seien aber noch nicht alle sensibilisiert. Mehr Infografiken finden Sie bei Statista Die Betriebe haben sich unterdessen längst auf das Thema Klimaschutz eingeschossen und stellen um, sagt auch Regine Tönsing, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands OWL (Dehoga). Sie ist für einheitliche Lösungen, wenn die plastikfreien Verpackungen abgeschafft werden. In jeder Stadt ein eigenes Miet-System hält sie für schwierig. &bdquo;Wenn jeder sein eigenes Pfandsystem hat, ist das auf der einen Seite ja löblich, auf der anderen ist es für den Kunden sehr umständlich." Da könne sich OWL zusammentun. Bielefeld-Becher seit 2017 Einen Vorstoß, um der Flut an Verpackungsmüll entgegenzuwirken, wagte die Stadt bereits im Oktober 2017 mit der Einführung des &bdquo;Bielefeld-to-go"-Bechers. Für 3,99 Euro kann der wiederverwendbare Coffee-Cup in mittlerweile fast 70 Bäckereien, Cafés und Restaurants dies- und jenseits der Stadtgrenzen erworben und befüllt werden, erklärt Michael Koch vom Umweltbetrieb. Rund 23.000 Becher wurden bislang verkauft. Ein solches Pfand-System lässt sich möglicherweise auch auf Geschirr erweitern. Jonas Vorbohle ist Inhaber von Dean and David in Bielefeld. In seinen Läden am Oberntorwall und auf dem Bahnhofsvorplatz gibt es längst Holzbesteck und -becher, die Salatschalen sind aus Bagasse, einer Plastikalternative aus Zuckerrohr. Die kleinen Dressingschälchen sind allerdings nach wie vor aus Plastik. &bdquo;Wir als Partner drücken da weiter aufs Tempo, sind aber an unsere Zentrale gebunden", sagt Vorbohle. Übrigens hat es jeder Kunde auch selbst in der Hand, wie viel Müll in der Gastro anfällt: Wer im Café Kaffee oder Cappuccino bestellt und etwa keinen Zucker braucht, kann das bei der Bestellung direkt sagen, dann wird auch kein Zucker-Päckchen mitgeliefert.

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