Spektakuläre Idee fürs Karstadt-Areal

Bielefeld. Die Karstadt-Immobilie an der Bahnhofstraße gilt in Bielefeld als beste Lage. Das große Warenhaus zieht viele Kunden an. Bis 2026 läuft der Mietvertrag. Doch was wird danach? Immer wieder gab es Vorschläge und Konzepte, wie es dort auf Dauer weitergehen könnte. Jetzt wird ein überraschender Entwurf bekannt von einem renommierten Architekturbüro aus Wien. Der enthält ganz neue Ideen für einen modernen &bdquo;NEUmarkt". 2020 waren alle in Bielefeld erleichtert, dass Galeria Karstadt trotz der Schließungsankündigung hier gerettet werden konnte. Trotzdem suchte die damalige Eigentümerin, die Aachener Grundvermögen, die kirchliches Kapital verwaltet, nach einer Zukunftslösung für die Immobilie. Sie startete einen Architekturwettbewerb. Und in dem präsentierte das Büro &bdquo;Delugan Meissl Associated Architects" aus Wien einen spektakulären Entwurf. Ob das nach vorn gedachte Konzept einmal umgesetzt wird, ist offen. Denn im März bestätigten die Beteiligten, dass die Großimmobilie an neue Eigentümer übergehen werde: einem Joint Venture der Zamberk Real Estate Ventures aus Frankfurt und der Bechtolsheim Real Estate aus Düsseldorf, das auch schon das Jahnplatz-Forum erworben hat. Oben Wohnungen im Grünen Die Aachener Grundvermögen hatte den 27.000 Quadratmeter großen Komplex zwischen Bahnhof-, Stresemann- und Friedensstraße 2011 für geschätzte 40 Millionen Euro gekauft. Schnell war klar, dass das 1964 fertiggestellte Warenhaus einer Aufmöbelung bedürfe, wie die Fondsgesellschaft damals einräumte. So legte sie 2013 in einer Bauvoranfrage einen kühnen Entwurf vor, der die Einkaufszone auch für andere Nutzungen als Einzelhandel geöffnet hätte: Über zwei oder drei Geschossen Verkaufsfläche wären oben aufgesetzt Wohnungen in grüner Umgebung entstanden. Das führte zu Diskussionen über das Planungsrecht. 2016 aktualisierte die Aachener die Pläne, rückten von den Wohnungen ab. Doch umgesetzt wurden dies ebenso wenig wie Ideen in den 90er-Jahren, ein großes &bdquo;Twin-Center" mit einer 18 Meter hohen Glaskuppel als Verbindung zum damaligen Modehaus SinnLeffers über der Arndtstraße zu spannen. 2006 wollte eine Ladenzeile bis zum Jahnplatz entstehen. Und der Hamburger Shoppingriese ECE, der später das Loom baute, prüfte den Standort für ein Einkaufszentrum mit 50.000 Quadratmetern Fläche. "Urbane Problemzonen" Im Hintergrund schwebte immer die Sorge, dass ein klassisches Warenhaus in der Form auf Dauer am Markt schwer zu halten sein würde. Galeria Kaufhof musste dem Loom weichen. Der Wettbewerb, den die Aachener 2020 anstrengte, hatte auch das im Blick. So beurteilen das die Wiener: Warenhäuser, einst &bdquo;Kathedralen des Einzelhandels", seien durch den stark ansteigenden Online-Handel zu &bdquo;urbanen Problemzonen" geworden. Ihre Konsequenz: Gemischte Nutzungen aus Büro, Wohnen und Einzelhandel mit kleinteiligen Strukturen und einem möglichst breiten Mix. So könne urbane Vielfalt zeitgemäß vermittelt werden. Abriss und Neubau? Für das Karstadt-Areal schlagen die Wiener einen überdachten Marktplatz vor, um den sich ein Ensemble von vier unterschiedlich geformten Baukörpern gruppieren. Offene Arkaden schafften einen Übergang zwischen öffentlicher Nutzung und individuellem Konsumerlebnis. So könne das Quartier starke Identität, hohe Aufenthaltsqualität und den Charakter einer grünen Stadtoase entwickeln. Ob der &bdquo;NEUmarkt" nach dem Eigentümerwechsel Wirklichkeit wird, bleibt abzuwarten. Er würde den Abriss des Warenhauses voraussetzen. Der war aber auch vorher immer mal wieder im Gespräch. Die Wiener setzen eher auf große Projekte, wie der Botanische Garten Taiyuan in China, Campus Tower in Hamburg, Hyundai Motorstudio in Südkorea oder Porsche Museum in Deutschland zeigen.

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