Braucht Bielefeld jetzt überhaupt noch Teststationen?

Bielefeld. Manch einer kann es wahrscheinlich noch gar nicht richtig glauben: Ein Sonnenbad im Freibad, ein Restaurantbesuch mit Freunden, Shoppen im Einzelhandel – all diese Dinge sind dank anhaltender Inzidenz unter 35 – mit Einschränkungen - wieder ohne Corona-Schnelltest erlaubt. Für die 66 öffentlichen und 38 nicht öffentlichen Teststellen, die seit Anfang März in Bielefeld entstanden sind, bedeutet das Einbußen. Zwischen 30 und mehr als 50 Prozent sei die Anzahl der durchgeführten Tests im Vergleich zu den vorherigen Wochen zurückgegangen, berichten die Betreiber. &bdquo;Im Vergleich zur Vorwoche haben wir gestern gut 2.500 Bürgertests weniger durchgeführt“, sagt beispielsweise Testzentrumsbetreiber Markus Wendler am Dienstag. Die Teststellen der DRK-Ortsvereine Brackwede-Senneraum und Sennestadt verzeichnen 30 bis 35 Prozent weniger Anmeldungen. Auch die Stiftung Solidarität und die Johanniter-Unfallhilfe berichten von Rückgängen. Insgesamt sei in Bielefeld die Zahl der durchgeführten Tests innerhalb der vergangenen Woche im Vergleich zur Vorwoche von 55.263 auf 36.887 gesunken, teilt die Pressestelle der Stadt Bielefeld mit. "Tests sind noch immer ein ganz wichtiger Baustein innerhalb der Infektionsprophylaxe und geben dem Einzelnen Sicherheit", sagt Krisenstabschef Ingo Nürnberger am Mittwoch in einem Pressestatement. "Wir werden natürlich auch in Zukunft ein Angebot in der Stadt brauchen, etwa bei Fußballspielen von Arminia oder bei größeren Konzerten“, so Nürnberger. In einer Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag hatte er gesagt, er versuche deshalb, &bdquo;die Anbieter der Testzentren zu motivieren, noch durchzuhalten und auszutesten, wie groß die Test-Motivation ist.“ Das Geld wird knapp Diese wollen in der Tat erst einmal weitermachen – trotz der sinkenden Nachfrage. Allerdings unter Vorbehalt. &bdquo;Wir werden den Betrieb unserer Teststationen noch so lange weiterhin aufrecht erhalten, solange der Grad der Inanspruchnahme dies noch gerechtfertigt“, sagt Franz Schaible, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Solidarität in Bielefeld. Martina Forbrich vom DRK-Ortverein Brackwede-Senneraum sieht das ähnlich: &bdquo;Den Betrieb der Teststelle möchten wir gerne aufrechterhalten, gegebenenfalls sind die Zeiten vor Ort noch anzupassen.“ Zusätzlich zum sinkenden Test-Interesse der Bielefelder fürchten einige Betreiber negative wirtschaftliche Auswirkungen durch die geplanten Änderungen der Corona-Testverordnung. Demnach dürfen die Testzentren unter anderem künftig weniger Geld pro durchgeführten Test über die KVWL abrechnen. Wie groß die Sorge ist, hängt von der Art des Betriebs ab: &bdquo;Ein geringeres Entgelt wirkt sich durch unser ehrenamtliches Engagement nicht auf die Teststelle aus“, sagt beispielsweise Forbrich vom DRK. Auch auf die Einrichtungen der Stiftung Solidarität wirkten sich die Änderungen &bdquo;so gut wie gar nicht aus“, sagt Schaible. Die bisherige Pauschale in Höhe von 12 Euro pro Test, mit der sämtliche Betriebskosten abgedeckt werden sollten, habe er ohnehin als &bdquo;üppig“ empfunden. Deutlich anders sieht das Wendler, der seine Testzentren als wirtschaftliches Unternehmen betreibt. "Planbarkeit wäre wünschenswert" &bdquo;So wie die Politik in einer Nacht-und-Nebel-Aktion um den sofortigen Aufbau von hohen Testkapazitäten gebeten hat, werden diese nun über Nacht von 100 auf 0 gebremst“, kritisiert er. &bdquo;Alle Testzentren finanzieren sich über die Einnahmen der durchgeführten Tests. Das komplette Risiko und die Vorfinanzierung liegen bei den Testzentren, das ist generell auch richtig und eben Marktwirtschaft“, sagt Wendler. Allerdings erschwerten spontane Lageveränderungen das Geschäft: Erst das Hin-und-Her bei den Einkaufsregeln im April, dann ein verregneter Mai, der die Bielefelder kaum zu den - ohnehin begrenzten - Aktivitäten ins Freie locken konnte, jetzt die Aufhebung des Lockdowns, mit der vielerorts die Testpflicht entfällt. &bdquo;Hier wäre ein bisschen Planbarkeit schon wünschenswert“, so Wendler. &bdquo;Im Herbst werden sicherlich 20 Prozent der Leute noch nicht geimpft sein“, merkte Nürnberger vergangene Woche in der Pressekonferenz an – obgleich er hoffe, dass es ab Juli mit dem Impfen wieder schneller vorangehe. Wendler gibt zu bedenken, dass mit der sinkenden Nachfrage nach Corona-Schnelltests auch das Angebot kleiner würde. Für den Herbst berge das die Gefahr, dass es bei möglicherweise steigenden Inzidenzen nicht mehr genügend Teststellen gebe. Doch auch mit Blick auf die jetzige Situation argumentiert Wendler: &bdquo;Das Besondere an den Schnellteststationen ist im Moment, dass sie schnell und jederzeit zu erreichen sind. Wenn wir das Angebot nicht niederschwellig aufrecht erhalten, werden wir die Freiwilligkeit der Testungen schwerer animieren können.“

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