Bielefelder Familie baut ein aufsehenerregendes Haus

Bielefeld. Es hatte Charme, das denkmalgeschützte, alte kleine Schieferhaus in der Nähe der Klinikums Mitte. &bdquo;Aber es war definitiv nicht mehr zu retten", sagt Architekt Nikodemus Helms. Bevor Familie Schneider aus Hamburg es im Frühjahr 2015 kaufte, stand es lange leer, mehrere Sanierungsversuche verschiedener Vorbesitzer seien gescheitert. &bdquo;Es war komplett mit Hausschwamm durchzogen", sagt der Bauexperte, der dann ein Jahr Zeit hatte, einen Entwurf für einen sogenannten Ersatzbau vorzulegen. &bdquo;Wir mussten zudem aufgrund des gültigen Bebauungsplans vorne an die Grenze und an das von der Straße aus gesehen rechte Haus anbauen", berichtet Helms. Auf dieser planungsrechtlichen Grundlage entwarf er für die Familie mit drei Kindern und drei Hunden ein Haus mit insgesamt etwa 280 Quadratmetern Wohnfläche auf zwei Etagen, inklusive Dachterrasse und Souterrain, das allein durch seine besondere Form Aufsehen erregt und an eine Segeljacht erinnert. Ganz wichtiges Kriterium für den Grundriss sei die Sonneneinstrahlung gewesen, der Lichteinfall im Innen- und Außenbereich. So gibt es drei Terrassen: Die größte an der linken Hausseite mutet wie ein Schiffsdeck an, verläuft in schräger Flucht entlang des ehemaligen Fußweges, der Teil einer alten Verbindung von der Sparrenburg nach Sieker war und es an dieser Seite quasi umfließt. Hell, großzügig, offen, kommunikativ und flexibel nutzbar Um dort im Außenbereich die Nachmittags- und Abendsonne einzufangen, wurde eine Klinke für die Sitzecke vor der Küche gezogen. Auf dem Flachdach mit Dachterrasse zieht sich die äußere Kante als Rahmen durch. &bdquo;Ein Element, das viel im Bauhaus verwendet wurde", erklärt Helms. Auch die schwarz lackierten Holzrahmen der großen Fenster beziehen sich auf Beispiele dieser Architekturepoche. Lesen Sie auch: Mutig: Bielefelder Paar baut, wo sich nicht jeder traut Hell, großzügig, offen, kommunikativ und flexibel nutzbar: Helms setzte in seinem Entwurf alle Wünsche des Ehepaares um. &bdquo;Wir kennen uns von früher, das hat einfach gepasst", berichtet die Hausherrin, die in Herford aufgewachsen ist. Aus Hamburg wegzuziehen sei ihnen nicht leichtgefallen. &bdquo;Aber wir brauchten eine größere Wohnung, und weil wir die dort nicht gefunden haben, haben wir auch hier in der Region geschaut." Schnell sei klar gewesen, dass sie nicht irgendwo außerhalb, sondern gern in der Innenstadt wohnen wollen. Die Gegend habe Charme, es werde gerade viel saniert. Nicht nur Denkmalschutz und Kampfmittelräumdienst waren mit im Boot Einzug zum Sommer 2017, das war fix. Denn dann stand die Einschulung des ältesten Sohnes an. Elf Monate habe die Genehmigung für das besondere Vorgaben gedauert. Nicht nur Denkmalschutz und Kampfmittelräumdienst waren mit im Boot. &bdquo;Auch wurde von der Artenschutzbehörde vor dem Abriss genau geprüft, ob im alten Haus nicht möglicherweise noch Vögel nisten oder Fledermauskot zu finden ist", berichtet Helms. &bdquo;Dann hatten wir noch einen knackigen Winter und so noch nicht einmal neun Monate Bauzeit." Aber es hat geklappt: Pünktlich zur Einschulung konnte die Familie einziehen. &bdquo;Allerdings war da noch nicht alles fertig", sagt die Hausherrin. Das Treppenhaus mit der durch den Grundriss kniffeligen Form, Maler- und Bodenarbeiten und auch der Dachausstieg waren noch in der Mache. Schon ein bisschen eine Reise ins Ungewisse Das Interesse am Bau von Anwohnern und Passanten sei enorm groß gewesen. &bdquo;Viele kannten das alte Schieferhaus", berichtet der Hausherr. Er ist selbstständig und hat sein Büro in der ersten Etage eingerichtet. Durch eine große, entsprechend der Grundform geschwungene Fensterfront blickt er von &bdquo;der Kapitänsbrücke" aus direkt auf die belebte Straße. Auch seine Familie – die Eltern und der Bruder – seien im selben Jahr aus dem Norden Deutschlands nach Bielefeld nachgezogen. Gekalkter Eichenboden und weiß geputzte Wände ziehen sich durch das ganze Haus. Küche, Ess- und Wohnbereich gehen offen ineinander über. Im ersten Obergeschoss sind die Schlafräume so angelegt, dass sie entsprechend kombiniert oder geteilt werden können. Ein Stellplatz fürs Familienauto, ein gepflasterter Innenhof zum Fußballspielen oder Skaten und Toben, ein großes Geheimversteck unter der großen Außenterrasse: Rund ums Haus haben die Kinder viel Raum, zu spielen und zu toben. In den Beeten haben sie Kräuter, Himbeeren und Erdbeeren angepflanzt. Aber auch die Eltern kommen auf ihre Kosten: Im Souterrain gibt’s einen Fitness- und Musikraum, ein Nähatelier und für den filmbegeisterten Papa einen Kinoraum. Die Nachbarschaft sei toll. &bdquo;Während der Bauphase durften wir in einem Garten und Innenhof unser Baumaterial lagern", berichtet der Bauherr. Das ganze Projekt sei schon ein bisschen eine Reise ins Ungewisse gewesen, ergänzt der Architekt. Aber es sei auch ein spannender Prozess, auf diesem nicht einfachen Grundstück etwas zu entwickeln, was alle Seiten überzeugt.

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