Bielefelds Plan gegen einen weiteren Katastrophenwinter

Bielefeld. Eingeschneite Straßen, Ausfälle im öffentlichen Personennahverkehr und ein Megastau auf der A2 - das Schneechaos hatte Bielefeld Anfang Februar für ein paar Tage fest in seinem Griff. In so einer Situation ist eigentlich der städtische Umweltbetrieb für die fachgemäße Räumung des Schnees zuständig. Doch die Wetterlage hat den Betrieb im Februar an seine Belastungsgrenzen gebracht. Damit sich das nicht wiederholt, hat der zuständige Betriebsauschuss nun über ein neues Winterkonzept abgestimmt. Inwieweit es umgesetzt werden soll, ist aber noch unklar. Denn am Mittwoch hat der Ausschuss die Entscheidung vertagt. Das aber steht in dem Konzept und Bericht, der der NW vorliegt: Einschätzung der Lage im Februar Der durchgehende dreitätige Schneefall hat den Umweltbetrieb hart getroffen. Im Bericht heißt es, dass Mitarbeiter bis an die Erschöpfungsgrenzen gearbeitet hätten und zur "Wahrung der Fürsorgepflicht" nach Hause geschickt werden mussten. Trotzdem sei mit den damaligen Personalkapazitäten nur die Räumung der wichtigsten Hauptverkehrsstraßen möglich gewesen. Weniger priorisierte Straßen konnten erst einen Tag nach Ende der Schneefälle angegangen werden. Aufgrund des ständigen Einsatzes sei es zudem häufiger zu Schäden an den zur Verfügung stehenden Räumfahrzeugen gekommen. Einige davon fielen längerfristig aus. Ein weiteres zentrales Problem: Straßen wurden nicht oder nicht ausreichend geräumt, obwohl dort eigentlich Räumfahrzeuge hingeschickt worden waren. Der Bericht nennt dazu "unzählige Anfragen und Beschwerden". Der Umweltbetrieb führt dies darauf zurück, dass die Fahrer der Räumungsfahrzeuge ihre Routen nur in Papierform vorliegend gehabt hätten. "Besonders in überlangen Einsatzschichten können dabei nicht befahrene Straßen in Vergessenheit geraten, so dass der Einsatzleitung anschließend ein nicht vollständig zutreffendes Arbeitsergebnis zurückgemeldet wird", heißt es im Konzept. Denn die Fahrer müssten ihre Routen ja auch der sich ständig ändernden Verkehrssituation anpassen. Bereits verfügte Maßnahmen Eine Reihe von Maßnahmen sind bereits beschlossen und zum Teil auch schon umgesetzt worden. So sei bereits ein interner Krisenstab für Extremwetter-Ereignisse im Umweltbetrieb eingerichtet worden. Zudem sollen die eigenen Mitarbeiter weitergebildet werden, sodass es mehr qualifizierte Fahrer für die Räumfahrzeuge der Führerscheinklasse C gibt. Bis zur nächsten Wintersaison soll außerdem ein Reservepool an Einsatzkräften durch Subunternehmer geschaffen werden. Die sollen dann im Notfall zum Räumen eingesetzt werden können. Ebenfalls bis zur nächsten Wintersaison angedacht sind die Beschaffung von Schneefräsen für verschiedene Räumfahrzeuge. Diese werden pro Stück zwischen 7.500 und 20.000 Euro kosten. Wie viele davon angeschafft werden müssen, steht allerdings noch nicht fest. Knapp drei Millionen Euro Mehrkosten? Die große Frage, über die der Betriebsausschuss nun in der nächsten Sitzung weiter diskutieren muss: Wie viel soll für zusätzliches Personal und Fahrzeuge für den Notfall ausgegeben werden? Das Konzept sieht fast drei Millionen Euro geschätzte jährliche Kosten dafür vor. Das beinhaltet die Einstellung von 53 weiteren Fahrern sowie die Anschaffung von 15 weiteren Fahrzeugen. In den Kosten ebenfalls enthalten: ein neues zentrales System zur Koordinierung der Räumarbeiten. Damit sollen den Fahrern digital ihre Routen übermittelt werden - und der Fortschritt der Fahrer würde zeitgleich digital zurück an die Einsatzleitung gemeldet werden. Aufgrund der hohen Kosten wird im Konzept selbst deswegen auch gewarnt: "Die Vorhaltung enorm gesteigerter Fahrzeug- und Personalkosten wären vor dem Hintergrund des durchschnittlichen Winters nicht wirtschaftlich." Denn die Mehrkosten für den Steuerzahler stünden auch in Jahren mit einem regulären Winter an. Daher gelte es zu bedenken, "dass katastrophenähnliche Winterereignisse nur in sehr großen Abständen erfolgen."

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