Bielefelder Ehepaar entsetzt: Krankenkasse verweigert Zuzahlung

Bielefeld. Die Zusage auf die stattliche dreistellige Summe hatten sie Schwarz auf Weiß. Umso entsetzter waren die Eheleute Brigitte und Peter Bolk, als sie nach einer monatelangen Behandlung von ihrer Krankenkasse einen abschlägigen Bescheid erhielten: Statt den Zuschuss für den bei Brigitte Bolk notwendig gewordenen Zahnersatz zu erhalten, sollten die beiden Bielefelder Senioren die Rechnung komplett begleichen – obwohl sie selbst nichts falsch gemacht hatten. &bdquo;Wir sind seit sechs Jahrzehnten Beitragszahler", sagt Peter Bolk, der aus allen Wolken fiel, als er Anfang April den Brief von der AOK Nordwest erhalten hatte. &bdquo;Da fühlen wir uns schon ungerecht behandelt." Denn die Begründung der Krankenkasse erschien dem Braker als &bdquo;knallhart an den Vorschriften" ausgerichtet. Laut der AOK war eine Frist verstrichen, die Behandlung hatte länger als vorgeschrieben gedauert. Die Eheleute Bolk: &bdquo;Woher hätten wir das denn wissen sollen?" In dem vom Zahnarzt im Juli 2020 bei der AOK eingereichten Heil- und Kostenplan war davon jedenfalls keine Rede, dafür aber von den für die &bdquo;Suprakonstruktion eines Implantates im Oberkiefer" anfallenden Kosten. Rund 1.970 Euro schlugen für die Behandlung zu Buche, 626 Euro willigte die Krankenkasse als Zuschuss ein. Zahnimplantate gehören nicht zum Leistungskatalog Und das, obwohl es sich bei den Implantaten um eine Leistung handelt, die nicht im Leistungskatalog der Kassen aufgeführt ist, wie AOK-Sprecher Jens Kuschel erläutert. &bdquo;Dafür werden Implantate mit dem Festzuschuss der Regelversorgung bezuschusst." Dafür gibt es allerdings eine Voraussetzung, die laut Kuschel in dem um den Zuschuss ergänzten Heil- und Kostenplan von den Sachbearbeitern vermerkt worden war: Der Zahnersatz muss innerhalb von sechs Monaten &bdquo;in der vorgesehenen Weise eingegliedert" werden. Da der Plan am 22. Juli 2020 bei der AOK eingegangen war, hatte der Zahnarzt von Brigitte Bolk also bis zum 22. Januar 2021 Zeit, um die Behandlung abzuschließen. Doch die erwies sich als etwas aufwendiger und langwieriger, als ursprünglich gedacht. &bdquo;Es musste erst noch Knochenaufbau geleistet werden", sagt Peter Bolk. &bdquo;Allein das dauert in der Regel schon fünf bis sechs Monate." Schließlich wurde am 17. März der letzte Handgriff erledigt, die Implantate waren endlich fest und im Oberkiefer eingegliedert. Da sich der Plan geändert hatte, stellte der Zahnarzt nun Brigitte Bolk rund 1.580 Euro privat in Rechnung, die wiederum schickte die Rechnungsbelege umgehend an die AOK – mit der Bitte, den versprochenen Festzuschuss zu erstatten. Dann aber kam die Absage. Die Frist von sechs Monaten sei verstrichen hieß es in dem Schreiben, verbunden mit dem Hinweis, dass der Zahnarzt versäumt hätte, eine &bdquo;Verlängerung des Genehmigungszeitraumes" zu beantragen. &bdquo;Die Regelungen zum Zeitraum und der Frist zur Eingliederung des Zahnersatzes sind bundeseinheitlich und verbindlich für Leistungserbringer, Krankenkassen und Versicherte im Bundesmantelvertrag Zahnärzte geregelt", sagt Jens Kuschel. &bdquo;Der Vertrag ist auch für uns bindend und hat hier somit korrekte Anwendung gefunden." Nachfrage der NW bringt Bewegung Die Eheleute Bolk sehen das naturgemäß etwas anders. &bdquo;Es hat niemand gebummelt, der Zahnarzt hat zügig gearbeitet", sagt Peter Bolk. Dies könne im Nachgang aus der Dokumentation klar ersehen werden. &bdquo;Es ging einfach nicht schneller." Auch habe er die Unterlagen umgehend eingereicht. Doch mit ihren Beschwerden und ihren Bitten bissen sich die Bielefelder bei der AOK die Zähne aus. Erst eine Nachfrage der NW brachte wieder Bewegung in die Sache. &bdquo;Wir haben den Fall noch einmal gesichtet und mit Frau Bolk besprochen", sagt Jens Kuschel. Dabei sei gemeinsam festgestellt worden, dass eine &bdquo;besondere Härte des Einzelfalls" vorliege. &bdquo;Frau Bolk hätte nicht nur schuldlos erhebliche finanzielle Nachteile gehabt, sondern auch aus medizinischer Sicht konnte die Eingliederung des Zahnersatzes nicht länger warten", so Kuschel. Dies habe sich erst jetzt herausgestellt. &bdquo;Von daher haben wir entschieden, den Zuschuss ausnahmsweise zu zahlen."

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