Einmal Privatpatient sein: Was gesetzlich Versicherte dabei beachten sollten

Der Blick auf die ärztlichen Leistungen für Privatpatienten lässt gesetzlich Krankenversicherte oft vor Neid erblassen. Ob bei zeitnahen Terminen beim Facharzt, der besseren Essensauswahl in der Reha oder dem Einzelzimmer im Krankenhaus – die rund neun Millionen Privatpatienten in Deutschland genießen mehr Privilegien als die über 70 Millionen Mitglieder der Krankenkassen. Da entsteht schon einmal der Wunsch, auch einmal eine Vorzugsbehandlung zu genießen. Doch geht das überhaupt? Es gibt im Ablauf der ärztlichen Behandlung wesentliche Unterschiede zwischen gesetzlich und privat Versicherten. Bei Ersteren rechnet die Praxis ihre Leistungen direkt mit der Krankenkasse ab. Die Patienten müssen für die Regelleistungen der Kassen nichts bezahlen. Privatpatienten müssen ihre Behandlung dagegen erst einmal selbst bezahlen. Ihre Versicherung erstattet ihnen dann die Kosten dafür. Lesen Sie auch: Krankenkassen erhöhen Beiträge massiv – Überblick für Versicherte in OWL Es gibt auch eine Mischung aus beiden Prinzipien, bei denen Kassenpatienten als Selbstzahler in die Praxis gehen. So werden sie ein Stück weit zu Privatpatienten. Sie können sich dann zum Beispiel an Spezialisten wenden, die ausschließlich Privatpatienten annehmen. Allerdings müssen sie dann auch die gesamten Kosten alleine tragen. Eine Ausnahme davon gibt es nur in Notfällen. Dann übernimmt die Krankenkasse auch die Kosten von Privatpraxen. Arzt muss Patienten über anfallende Kosten informieren Einmal wie ein Privatpatient behandelt zu werden, kann schnell teuer werden. So kostet der Besuch beim Hausarzt in der Regel zwischen 30 Euro und 70 Euro. Doch wenn es nicht bei einer einfachen Untersuchung bleibt, kommen womöglich weitere Posten auf der Rechnung dazu. Dafür gibt es jedoch einige Regeln. So muss der Arzt den Patienten vorab über die anfallende Vergütung schriftlich informieren. Wer nur auf einen schnellen Termin beim Facharzt aus ist, kann sein Glück auch bei der zentralen Terminvergabestelle der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) versuchen. Sie ist unter der zentralen Rufnummer 116 117 zu erreichen. Die Termine können auch online auf den Seiten der örtlichen KV gesucht werden. Selbst bezahlen müssen Patienten alle Leistungen, die im Leistungskatalog der Krankenkassen nicht enthalten sind. Der Katalog umfasst alle grundsätzlich alle medizinisch notwendigen Behandlungen. Darüber hinausgehende Leistungen bezahlen die Kassen in der Regel nicht. Es gibt zwischen den Krankenkassen allerdings Unterschiede, etwa bei Zuschüssen zur Zahnprophylaxe oder zu bestimmten Therapien. Wollen Versicherte jedoch bei einem Krankenhausaufenthalt ein Einzelzimmer mit Chefarztbehandlung, müssen sie für die daraus entstehenden Mehrkosten selbst aufkommen, sofern sie keine Zusatzversicherung für diesen Fall abgeschlossen haben. Lesen Sie auch: Lohnt sich ein Wechsel der Krankenkasse? Auch bei Zahnärzten werden die Klienten oft noch durch Zusatzkosten belastet, denn die Vergütung von Zahnersatz durch die Kassen deckt in der Regel nicht die Kosten für hochwertigere Materialien. Für eine neue Krone kann schnell ein dreistelliger Betrag zusammenkommen. Und eine professionelle Zahnreinigung schlägt mit Beträgen zwischen 70 Euro und 130 Euro zu Buche. Ärzte dürfen sich ihre Leistungen nicht nach Belieben vergüten lassen. Die Kosten jedes einzelnen Behandlungsschritts sind in der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) festgeschrieben. Manche Krankenkassen bieten Erstattungstarife an Eine weitere Möglichkeit für Kassenmitglieder, wie ein Privatpatient behandelt zu werden, hat er Gesetzgeber mit Kostenerstattungstarifen der Krankenkassen ermöglicht. Allerdings bieten diese Tarife nur wenige Kassen auch tatsächlich an. Bei diesen Tarifen bezahlte der Versicherte die erbrachten Leistungen zunächst selbst und reicht die Rechnung anschließend bei seiner Krankenkasse ein. Die Kasse erstattet dann die Kosten für die in ihrem Leistungskatalog enthaltenen Bestandteile der Rechnung. Das ist in der Regel deutlich weniger als der Rechnungsbetrag, weil darin meist auch Leistungen außerhalb des Katalogs enthalten sind. Zudem verlangen die Krankenkassen noch eine Gebühr für die Abrechnung. Kommentar: Krankenkassenbeiträge steigen: Die gesetzlich Versicherten sind die Dummen In den vergangenen Jahrzehnten hat sich mit den Individuellen Gesundheitsleistungen (&bdquo;IGeL“) zusätzlich zu den Einkünften aus Kassenleistungen ein lukrativer Markt für die freie Ärzteschaft entwickelt. Rund eine Milliarde Euro setzen sie damit jährlich um. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Vorsorgeuntersuchungen wie Mammografie und dem Ultraschall bei Gynäkologen oder extragenaue Kontrollen bei der Hautkrebsvorsorge oder die Beseitigung von Altersflecken beim Hautarzt. &bdquo;Eine exakte, allgemeingültige Preisliste für Individuelle Gesundheitsleistungen gibt es nicht“, heißt es bei den Verbraucherzentralen. Für manche einfachen &bdquo;IGeL“ verlangen die Praxen nur ein paar Euro, andere kosten dreistellige oder gar vierstellige Beträge, etwa bei Schönheitsoperationen. &bdquo;IGeL“ sind schon lange umstritten, denn der medizinische Nutzen vieler Angebote ist zweifelhaft. Eine gute Übersicht und eine Bewertung der Leistungen findet sich im Internet unter www.igel-monitor.de. Wissenschaftler analysieren die verschiedenen Methoden hinsichtlich ihres nachgewiesenen Nutzens.

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