Internetbetrüger bringt siebenjährigen Bielefelder um seine Ersparnisse

Bielefeld. Zwei Jahre lang hat der kleine Robin (7, alle Namen geändert) auf eine Nintendo-Switch-Spielekonsole gespart. &bdquo;Dafür hat er sein Taschen- und Weihnachtsgeld zusammengehalten, er hat vielfach im Haushalt geholfen und auf so manches verzichtet, was für andere selbstverständlich war", berichtet seine Mutter. Doch als der ersehnte Zeitpunkt endlich da war, brach sein Traum in sich zusammen. Internetbetrüger haben den kleinen Bielefelder und seine Mutter schlicht übers Ohr gehauen. Facebook-Verkaufsgruppen Mama Anne (32) ist in dem sozialen Netzwerk Facebook ziemlich aktiv unterwegs. Sie ist auch Mitglied in verschiedenen An- und Verkaufsgruppen. In diesen Gruppen bieten User – ähnlich wie &bdquo;Ebay Kleinanzeigen" – &bdquo;second hand" ihren Besitz an. Im April fand sie endlich ein günstiges Angebot: &bdquo;Eine Switch kostet neu 330 Euro. Gebraucht fand ich eine für 225 Euro inklusive vier Spielen." Es passte perfekt. Die alleinerziehende Mutter, die aktuell noch eine schulische Ausbildung absolviert, nahm Kontakt mit der Verkäuferin auf. Die "Polizistin" &bdquo;Sehr nett und lieb" sei die Kommunikation mit der Verkäuferin gewesen. Die Fotos auf dem Profil zeigten eine Polizistin aus Bremen – eine beruhigende Zusatz-Information. &bdquo;Wir haben über alle möglichen Dinge gesprochen", berichtet Anne. &bdquo;Doch als ich das Geld bezahlt hatte, kam weder die Switch noch eine weitere Antwort." Lediglich eine DHL-Quittung samt Datum erreichte Anne per Mail. Die entscheidende Sendungsnummer fehlte allerdings. Verräterisches Konto Die Überweisung war an eine Berliner Internetbank gegangen. Wer ihren Bankcode (BIC) bei Google eingibt, kommt sofort auf Betrügerwarnungen, weil diese Bank bei der Kontoeröffnung offenbar besonders laxe Sicherheitskontrollen hat. Insbesondere aus dem Ausland sei der Abschluss von Konten mit gefälschten Dokumenten möglich. Immer öfter seien deshalb über Konten dieser Bank Betrugstaten durchgeführt worden. Doch dann kam doch noch eine Rückmeldung von der vermeintlichen Verkäuferin. &bdquo;Sie habe keinen Zugriff mehr auf ihr Konto. Ich sollte deshalb das Geld zurückholen und neu auf ein Konto ihrer Schwester überweisen." Später nannte die Täterin sogar noch ein drittes Konto – alle drei Konten gehörten zu der Internetbank. Spiel auf Zeit Ob die Täterin mit der Geld-Zurück-Masche auf Zeit spielen wollte oder ob eines der Betrügerkonten bereits von den Behörden identifiziert und eingefroren worden war, konnte die Polizei später nicht rekonstruieren. Tatsache ist: Als der Bielefelderin endgültig klargeworden war, dass sie einem Betrüger aufgesessen war, war das Geld unwiederbringlich weg. &bdquo;Schon mein erster Versuch, die Überweisung rückgängig zu machen, war gescheitert." So war es auch keine Überraschung mehr, als der Paketdienstleister DHL ihr später mitteilte, dass das Paket von ihrer Quittung überhaupt nicht existiert. Selbst das war gefälscht. Die echte Polizistin Die 32-jährige Mutter ist entsetzt. Sie erstattet Anzeige und nimmt selbst zu der echten Polizistin in Bremen Kontakt auf – und diese bestätigt ihr, dass sie nie eine Nintendo Switch besessen habe. Auch die Beamtin erstattet Anzeige. Wie Polizeisprecher Thomas Gissing mitteilt, wird relativ schnell klar, dass die Bielefelderin auf ein gefälschtes Facebook-Profil hereingefallen ist: &bdquo;Es wurde in Afrika erstellt. Es hatte nicht nur den Namen der Bremer Beamtin, sondern enthielt auch ihre Fotos." Allerdings – es waren andere Fotos als im Originalprofil. Der Facebook-Account der Polizistin war also nicht gekapert worden. Die Täter hatten einfach ein eigenes Profil nachgebaut. Die Informationen dazu zogen sie sich schlicht aus dem Internet. Dass ihre gefälschte Protagonistin Polizistin ist, war sicherlich kein Zufall. Am Boden zerstört &bdquo;Mein Sohn ist am Boden zerstört", berichtet die Mutter zerknirscht. &bdquo;Er ist wütend und unfassbar enttäuscht." Seine Mutter wollte ihrem Jungen mit dem günstigen Kauf eine Freude machen. Doch das ging nach hinten los: &bdquo;Es tut mir so leid. Ich habe all sein Erspartes versemmelt." Da sie selbst nicht viel auf der hohen Kante hat, ist an einen Ersatz so schnell nicht zu denken. Ausweis/Gerät checken Die Kripo gab der Bielefelderin den Tipp: &bdquo;Bei höheren Verkaufssummen sollte man sich den Ausweis zeigen lassen – Vorder- und Rückseite." Wenn sich die Verkäufer dabei schon sträubten, dann Finger weg. Auch könnte man sich die Gerätenummern schicken und diese bei der Polizei überprüfen lassen. Gestohlene Geräte lassen sich so eventuell identifizieren. Auch sollte man tunlichst die Finger von Angeboten lassen, die zu günstig sind, um wahr zu sein. Wichtigster Tipp Den wichtigsten Tipp geben Experten für Internet-Kleinanzeigen aber schon lange immer wieder: &bdquo;Holen Sie die Waren selbst ab. Überweisen Sie kein Geld an Menschen, die sie nicht kennen." Selbst das größte Verkaufsportal &bdquo;Ebay Kleinanzeigen" nennt die Selbstabholung als &bdquo;sicherste Art der Abwicklung". Sollte die Kaufsumme hoch sein, sollte man außerdem mit einer Begleitperson erscheinen. Es passiert immer wieder, dass man auch am Treffpunkt noch bedrohtund ausgeraubt wird. Neuerdings bietet Ebay Kleinanzeigen auch eine &bdquo;sichere Bezahlmethode" an, die Käufer und Verkäufer schützen soll. Lehne jemand diese Option ab, sollte man misstrauisch werden. Schutz vor kopierten Profilen Um sicher zu gehen, dass das eigene Profil nicht von Betrügern kopiert werden kann, sollten User ihre Privatsphäre-Einstellungen unter die Lupe nehmen. Verbraucherschützer raten dazu, private Einträge, Fotos und Postings durch die Einstellung &bdquo;nur Freunde" oder &bdquo;nur ich" der Öffentlichkeit zu entziehen. Auch sollte man die eigene Freundesliste nur für sich einsehbar machen. Denn einige Betrüger nutzen mit ihren Fake-Profilen die sichtbaren Kontakte für Betrugsversuche im eigenen Freundeskreis. Fakes melden Wer ein Fake-Profil entdeckt hat, sollte dieses Facebook melden. Dazu ruft man das Profil auf und sucht die drei Punkte im oberen Bereich. Wer darauf klickt, sucht anschließend den Punkt &bdquo;Support erhalten oder Profil melden" aus. Nach dem Klick dort, bietet Facebook mehrere vorgefertigte Antwortmöglichkeiten. Hier bieten sich &bdquo;Nachahmung" oder &bdquo;gefälschtes Konto" an. Wer selbst betroffen ist, kann noch ein paar weitere Freunde bitten, das Gleiche zu tun. Wer sogar betrogen oder bestohlen wurde, sollte auf jeden Fall vorher Beweise (Profil, Chats und Kontodaten) sichern und Anzeige erstatten. Cyber-Crime nimmt drastisch zu Mehr Statistiken finden Sie bei Statista Jeden Tag registriert die Polizei in Bielefeld Betrugsdelikte, die – wie in diesem Fall – mit dem Tatmittel Internet begangen wurden. Cyber-Crime ist stark auf dem Vormarsch. Im Jahr 2020 stieg die Zahl von 595 auf 1.004 Taten – ein Anstieg um 68,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Aufklärungsquote ist laut LKA in NRW angesichts einiger aus dem Ausland agierender Täter mit rund 55 Prozent überraschend hoch. Zum Thema: Das sind die simplen Tricks der Online-Betrüger Internet-Betrug mit gestohlener Identität Luxushandy bei Ebay: "Käufer" greift Bielefelder mit Pfefferspray an Bielefelderin entlarvt nach heißem Flirt Liebesbetrügerin Klick in die iPhone-Falle

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