Betrunkene Fans attackieren Ordnungsamt - Kritik an Fahrweise der Stadt

Bielefeld. Das wichtige und emotionale Bundesliga-Spiel der Arminia war längst abgepfiffen, als plötzlich auf dem Siegfriedplatz noch einmal die Emotionen hochkochten. Eine Gruppe von etwa 15 betrunkenen und lärmenden Fans hatte sich nach Angaben der Stadt am Samstagabend gegen 20.45 Uhr unter dem Dach des Stadtbahn-Abgangs zusammengefunden. Für die Mitarbeiter des Ordnungsamts ein klarer Verstoß gegen die Corona-Regeln. Deshalb griffen die Außendienst-Mitarbeiter ein. Doch die Fans versuchten zu flüchten und als das nicht klappte, gingen die Ertappten zur Gegenwehr über. Wie Stadtsprecher Daniel Steinmeier mitteilte, wurden nun Flaschen geworfen oder als Waffe eingesetzt. Daraufhin eilte nach Angaben eines Sprechers des Ordnungsamtes die Verstärkung mit einem Fahrzeug vom Kiosk kommend über den Platz den Kollegen zu Hilfe. Ein 28-jähriger Bielefelder flüchtete vor den Ordnungshütern. Doch die nahmen sowohl zu Fuß als auch per Fahrzeug die Verfolgung auf. Vor dem benachbarten Supermarkt konnten sie ihn schließlich einholen, festhalten und schließlich der hinzugerufenen Polizei übergeben. "Immenses Risiko durch Wildwest-Aktion" Wie Polizeisprecher Fabian Rickel bestätigte, wurde die Polizei zur Amtshilfe gerufen. Der 28-Jährige wurde von den Beamten übernommen. Gegen ihn wurde unter anderem Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung erstattet. Als gefährlich empfanden allerdings auch viele Augenzeugen das Fahrmanöver der Stadt auf dem immer noch belebten Platz. Ein Augenzeuge berichtet: &bdquo;Der raste im zweiten Gang hochtourig, diagonal über den Siggi zu den Fans." Als der Wagen abrupt stoppte, schlingerte er auf dem feuchten Untergrund. Anschließend kam es zu der bereits erwähnten Verfolgungsjagd. Was die Augenzeugen daran so störte: Am Samstag tanzen zur Dämmerung immer etwa fünfzig Leute zu Musik auf dem Platz – mit Abstand. Kinder fahren dort mit dem Fahrrad, spielen ’packen’, Hunde laufen da frei herum. &bdquo;Das Risiko, dass jemand bei dieser Wildwest-Aktion zu Schaden kommt, war immens." Eine Frau soll sogar später Anzeige gegen den Fahrer erstattet haben. Team-Besprechung nach dem Vorfall Polizeisprecher Fabian Rickel konnte den Eingang einer Strafanzeige nicht bestätigen, sehr wohl läge der Polizei aber eine Beschwerde vor. &bdquo;Das Beschwerde-Management der Polizei muss nun feststellen, was genau passiert ist." Es sei nicht auszuschließen, dass dazu noch Befragungen durchgeführt werden müssten. Ein Sprecher des Ordnungsamtes betonte am Montag: &bdquo;Wir nehmen diese Kritik ernst. Unser Fahrer hat mir aber versichert, dass er zwar zügig, aber nicht kopflos gefahren sei, als er gesehen hatte, dass seine Kollegen angegriffen wurden." Er habe die ganze Fahrstrecke übersehen können, während viele der Anwesenden wahrscheinlich erst durch den heraneilenden Wagen erschreckt worden seien. Für sie sei der Schreck und die gefühlte Unsicherheit dadurch größer gewesen. Trotzdem wolle man den Vorfall zum Anlass nehmen, mit dem Team über die Wirkung zu sprechen, die so eine Fahrt in einem Fußgängerbereich nach außen haben könne. Neue Gewaltbereitschaft gegenüber dem Ordnungsamt? Es war nicht der erste Vorfall, bei dem Betrunkene auf Mitarbeiter des Ordnungsamtes handgreiflich losgegangen sind. Erst am Vatertagsabend mussten Bedienstete der Stadt Pfefferspray gegen mehrere junge Leute einsetzen. Diese sollen hinter der Fachhochschule auf einem Feld eine Party gefeiert haben. Als das Amt auftauchte, griffen einige von ihnen an. Dort wurden am Donnerstag drei Personalien festgestellt, am Siggi war die Zahl der Identifizierten nicht viel größer. Von einer neuen Dünnhäutigkeit in der Corona-Krise oder sogar einer neuen Gewaltbereitschaft gegenüber dem Ordnungsamt gehe man dennoch nicht aus. &bdquo;Das waren jetzt zwei Vorfälle mit stark betrunkenen Männern. Das sind Ausnahmen." Dennoch sei bei vielen Bürgern eine Corona-Müdigkeit festzustellen. Viele argumentierten, dass sie ohnehin bald alles wieder dürften, erklärt der Sprecher des Ordnungsamtes. &bdquo;Aber jetzt dürfen sie das eben noch nicht. Wir müssen noch ein wenig durchhalten. Auch für uns ist es kein Vergnügen, den Leuten nach eineinhalb Jahren immer noch erklären zu müssen, wie sie sich verhalten sollen." Zum Thema: Kommentar: In Bielefeld geschehen Dinge, die man nie für möglich gehalten hätte! So verlief die erste Ausgangssperre in Bielefeld Bielefelder am Rande der Belastbarkeit: 500 Verstöße gegen Corona-Regeln

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