Riesiger Bremsklotz für überregionalen Radschnellweg

Bielefeld. Es sollte ein deutsches Vorzeigeprojekt werden: die Veloroute entlang der ehemaligen B 68 von Bielefeld-Quelle nach Borgholzhausen. Das Bundesverkehrsministerium hat den Radschnellweg als eines von deutschlandweit 30 Leuchtturmprojekten ausgewählt. Die Kosten belaufen sich auf zuletzt geschätzte 16 Millionen Euro, ein Großteil davon sollte von Bund und Land gefördert werden. Doch jetzt werfen die Geldgeber der Veloroute, bildlich gesprochen, Knüppel vor die Räder. Der Wunsch nach diesem Radschnellweg ist groß in der Region. Es ist ein interkommunales Gemeinschaftsprojekt, an dem Bielefeld, Halle, Borgholzhausen, Steinhagen, der Kreis Gütersloh und der Landesbetrieb Straßen NRW beteiligt sind. Die hochwertige Veloroute soll 20 Kilometer von Borgholzhausen-Bahnhof bis zum Ostwestfalendamm in Bielefeld-Quelle führen. Dort träfe sie auf den geplanten Radschnellweg OWL (Herford-Bielefeld-Gütersloh-Rheda-Wiedenbrück). Jene Straße, an der sich Jahrzehnte die Geister schieden, die mit Staus, Stress und Lärm verbunden war, sollte nach dem A 33-Lückenschluss den Weg in die Zukunft weisen. Anfangs hatte die Stadt Halle die Federführung, diese jedoch kürzlich wegen des Projektumfanges an den Kreis Gütersloh abgegeben. Nach aktuellem Zeitplan sollten noch in diesem Jahr die Entwurfsplanungen zur Umgestaltung der ehemaligen B 68 (jetzt L 756) beginnen. Auf vielen Abschnitten, so ist es gedacht, soll der Straßenraum umverteilt und der 3 bis 4 Meter breite, einseitige Radweg angelegt werden, ohne zusätzliche Flächen kaufen zu müssen – zumindest auf dem Abschnitt zwischen Bielefeld und Halle. Und genau dieser Umstand ist es, der unerwarteterweise Probleme macht. In einem Gespräch mit der Prüfbehörde sei plötzlich erklärt geworden, so Christopher Schmiegel, Mobilitätsmanager des Kreises Gütersloh, dass es dem Leuchtturmprojekt in wesentlichen Punkten an förderungswürdigen Kriterien mangele. So werde Geld in erster Linie für den Radwegeneubau gewährt, nicht aber die Umstrukturierung einer Autostraße oder gleichzeitige notwendige Entwässerungsmaßnahmen. Bis zu 80 Prozent Fördermittel sollten aus dem Bundesprogramm zur Förderung innovativer Projekte zur Verbesserung des Radverkehrs in Deutschland kommen. Das operative Geschäft wickelt das Bundesamt für Güterverkehr ab. Schmiegel ist ratlos, warum dort die Probleme nicht vorher kommuniziert worden seien. "Schlag ins Kontor" &bdquo;Vor eineinhalb Jahren haben wir eine Interessenbekundung eingereicht, die geprüft und für grundsätzlich förderfähig befunden worden ist", sagt er im Gespräch mit der NW. Außerdem sei kontinuierlich über die Projektfortschritte informiert worden. &bdquo;Wir können nicht verstehen, warum die Entscheidung zu einem so späten Zeitpunkt gefallen ist. Das kam überraschend für uns." Frank Scheffer, Dezernatsleiter Bauen und Umwelt beim Kreis Gütersloh, hatte jüngst im zuständigen Mobilitätsausschuss verärgert von einem &bdquo;Schlag ins Kontor" gesprochen und großes Unverständnis geäußert. Wenn die Veloroute nicht ein gutes Beispiel für die Verkehrswende sei, wisse er es auch nicht. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hatte erst kürzlich erklärt, Deutschland solle zum &bdquo;Fahrradland" werden und dass der Bund in den nächsten Jahren dafür 1,5 Milliarden Euro ausgeben will. Andere Fördertöpfe suchen und finden Christopher Schmiegel räumt ein, dass es für das Projekt – das damit aus dem Leuchtturm-Programm fällt – &bdquo;natürlich ein Rückschlag ist". Allerdings sei er optimistisch, dass sich andere Fördertöpfe finden lassen. Die Voraussetzungen seien nach wie vor gut: Die Veloroute sei ein gutes Projekt, alle Beteiligten zögen an einem Strang, es gebe eine Machbarkeitsstudie. Viele Förderprogramme setzen sogenannte &bdquo;Schubladenplanungen" voraus: Pläne, die sich schnell umsetzen lassen. &bdquo;Wir können schnell zuschlagen, wenn wir alternative Förderprogramme finden." Einen konkreten Zeitplan gibt es damit aber nicht mehr. Erklärtes Ziel Bielefelder Politik ist es, bis zum Jahr 2025 den Anteil des Radverkehrs auf 25 Prozent zu erhöhen. Dazu braucht es die passende Infrastruktur. Die Fertigstellung der A 33 im November 2019 war die wichtigste Grundlage für den Radschnellweg zwischen Bielefeld und Borgholzhausen. Im Vergleich zu 2014, als noch mehr als 18.000 Fahrzeuge pro Tag auf der B 68 unterwegs waren, reduzierte sich der Verkehr im Tagesdurchschnitt des Jahres 2019 auf 12.700 Kfz. In Bielefeld-Quelle eröffnet dies die Möglichkeit, die große Café-Sport-Kreuzung (Osnabrücker Straße/Carl-Severing-Straße)umzugestalten, um auch dort mehr und sichereren Raum für Fahrradfahrer (&bdquo;Protected Intersections") und Fußgänger zu schaffen.

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