FDP will kostenlose Binden und Tampons auf Schultoiletten

Bielefeld. Nur ganz kurz wurde der pinkfarbene Periodenhandschuh der Bad Wünneberger Eugen Raimkulow und André Ritters in der Sendung "Höhle der Löwen" gefeiert, fegte kurz danach dann aber nach einem massiven Shitstorm ganz schnell wieder vom Markt. Im Zentrum der Empörung stand der Vorwurf, die beide Gründer hätten mit ihrem Produkt Klischees und Vorurteile bedient und so das Thema Periode mit Stigmata und Tabus belegt. Jetzt kümmert sich die Bielefelder FDP-Fraktion um Tampons und Binden, allerdings mit einem anderen Ansatz. Die Verwaltung solle drei weiterführende Schulen für ein Pilotprojekt auszuwählen, bei dem auf den Schultoiletten Binden und Tampons unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden, heißt es in einem entsprechenden Antrag &bdquo;Menstruationsprodukte auf Schultoiletten", den die FDP am Dienstag im Schulausschuss stellt. Die Stadt solle jeder Pilotschule dafür einmalig jeweils 500 Euro zur Verfügung stellen. "Menstruation ist für die Gesellschaft und speziell für Jugendliche noch immer allzu oft ein tabuisiertes beziehungsweise mit Scham behaftetes Thema", sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzender der FDP, Jan-Maik Schlifter. Aus diesem Grund würden an verschiedenen Schulen, beispielsweise in Osnabrück oder Wiesbaden, seit kurzem Tampons und Binden unentgeltlich auf Toiletten zur Verfügung gestellt. "Die Erfahrungen sind positiv", sagt Schlifter. Übermäßige Mitnahmen oder Vandalismus seien nicht zu beobachten. Auch in Bielefeld gäbe es bereits an mindestens einer Schule ein von der Schülervertretung verantwortetes Angebot. Mehr Infografiken finden Sie bei Statista "Je offener man damit umgeht, desto angenehmer ist es für alle in der Schule" Am Ratsgymnasium hat die Schülervertretung (SV) das Projekt umgesetzt, "ziemlich direkt nach unserer Wahl als Schülersprecher nach den Sommerferien", berichtet Max Binder (16) aus der Q1. Zusammen mit Schülersprecherin Aliya Kalirad (17) habe er bereits vor der Wahl überlegt, was man mit überschaubarem Aufwand tun kann, um den Alltag der Schüler zu erleichtern. Schnell seien sie da auf kostenlose Menstruationsprodukte auf der Schultoilette gekommen, wie es sie in vielen skandinavischen Ländern gebe. Die Periode dürfe in der heutigen Zeit kein mit Scham behaftetes Tabuthema mehr sein. Je offener man damit umgehe, desto angenehmer sei es für alle in der Schule. "Bisher musste man immer im Sekretariat nachfragen, wenn man in Not war und Tampons oder Binden brauchte", berichtet eine Schülerin aus der EF. Das die Produkte jetzt immer auf der Schülertoilette parat liegen, sei wesentlich angenehmer. Obwohl es Quatsch sei, schämten sich einige gerade junge Mädchen oft für ihre Periode. Vor allem, wenn die Regel noch nicht so regelmäßig sei, könne sie mit unangenehmen Situationen verbunden sein. Beispielsweise, wenn man in der Schule unvorbereitet davon überrascht werde. Da sei das SV-Projekt wirklich sehr hilfreich. Auch von vielen anderen Schülerinnen habe die SV sehr positive Rückmeldung bekommen, berichtet Max. "Und der finanzielle Aufwand ist wirklich überschaubar. Wir haben das bisher aus unserer SV-Kasse bezahlt." "Wirbel um das Produkt hat gezeigt, dass sich gesellschaftlich etwas ändern muss" Auch in Paderborn hat sich die Stadtpolitik dem Thema angenommen. Dort fordert die Linke jetzt kostenlose Periodenprodukte an weiterführenden Schulen, in Bürgerämtern und weiteren öffentlichen Gebäuden. Elke Süsselbeck, Mitglied der Linken-Fraktion im Paderborner Stadtrat, gehört auch zu jenen, die dem pinkfarbenen Einweghandschuh nichts abgewinnen können. "Der Pinky Glove hat gezeigt, dass die Periode immer noch in eine Schmuddelecke gedrängt wird. Die Menstruation sollte kein Tabu sein", sagt Süsselbeck. "Der Wirbel um das Produkt hat gezeigt, dass sich gesellschaftlich etwas ändern muss."

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