ICE-Strecke bremst neue Radstation in Bielefeld

Bielefeld. Der Güterschuppen am Hauptbahnhof ist längst abgerissen. Seitdem nutzt die Radstation, die dort eingangsnah saß, die frühere Hauptpost an der Nahariyastraße – als Provisorium. Die Auslastung dort ist mäßig. Umso mehr drängen Radfahrer auf eine neue, moderne Radstation, die die Stadt versprochen hat. Doch die Standortsuche ist äußerst schwierig. Jetzt ist der jüngste Plan des Baudezernenten geplatzt. Ausgerechnet eine moderne ICE-Bahnstrecke macht einen Strich durch die Rechnung. Die Lage ist verfahren. Anfangs ging man davon aus, am Standort Güterschuppen eine neue Mobilitätsstation bauen zu können. Eine Studie errechnete aber, dass auf Dauer Platz für bis zu 4.000 Fahrräder nötig wäre, mittelfristig wenigstens für 2.000. Dafür wäre es direkt neben dem Hauptbahnhof eng. Also wohin? Investor und Parkplatzbetreiber Christoph Borchard bot an, den Parkplatz zwischen Bahnhof und Ex-Hauptpost mit einer Radstation zu überbauen. Eine Idee, die bei Bau- und Verkehrsdezernent Gregor Moss (CDU) durchaus auf Wohlwollen stößt, nicht aber bei den Radverbänden. Die werben für einen ebenerdigen Zugang und einen kürzeren Weg zum Bahnhofseingang. "Eine schnelle Lösung nicht möglich" Nähe verspräche eine Station auf dem Bahnhofsvorplatz, der durch Busse und Taxen nicht voll ausgelastet ist. Doch hier gibt es mehrere Hürden: Die Stadt könnte zwar planen, weil die Bahn ihr die Fläche überlässt. Doch vertraglich wäre das kompliziert. Außerdem gibt es Zweifel, ob eine größere Radstation dort aussieht. Architekten-Urheberrechte könnten ein weiteres Hindernis sein. Olaf Lewald, Leiter des Amtes für Verkehr: &bdquo;Eine schnelle Lösung wäre hier nicht möglich." Ein Ausweg könnte eine Zwei-Standort-Lösung sein, wie Moss sie im letzten Jahr vorschlug: Eine kleinere Station auf dem Vorplatz, eine zweite hinter dem Bahnhof an der Joseph-Massolle-Straße. Hier hielt er den Platz für ausreichend. Mehr Infografiken finden Sie bei Statista Doch ein halbes Jahr später scheint die Variante vom Tisch: Denn mit den Überlegungen, die ICE-Bahnstrecke auszubauen und das Nahverkehrsangebot in der Region zu verbessern, die derzeit bei Bahn und Politik diskutiert werden, müsste die Fläche an der Joseph-Massolle-Straße frei bleiben – als Option für ein neuntes Gleis. Hürden für Mobilitätswende Ob das gebraucht wird, ist derzeit völlig offen. Einerseits stiegen lange die Fahrgastzahlen bei der Bahn, doch seit Corona und Homeoffice sinken sie und damit auch die Einnahmen. Deshalb stehen bei der Bahn viele Projekte auf dem Prüfstand. Bei der neuen ICE-Strecke soll Bielefeld zwar gut angebunden sein, wie es heißt. Aber die Planung ist noch in einem frühen Stadium. Eine Klärung dürfte dauern. Diese Ungewissheit macht Zusagen der Bahn schwierig – mit der Folge, dass die Mobilitätswende-Pläne in Bielefeld gebremst werden. Das bedauern Bielefelder Politiker und Verbände, aber auch Bahnhofsmanager Martin Nowosad. Denn der Hauptbahnhof soll als Schaltstelle und wichtiger Umsteigepunkt zwischen den Verkehrsarten eher gestärkt werden. Verzögerungen blockieren aber Fortschritte. Ein alter Bunker als Rettung? Einen alten Vorschlag bringt die Initiative Radentscheid wieder ins Spiel, an deren Forderungen die Stadt infolge eines Vertrages in der Verkehrspolitik gebunden ist. Sie pocht auf den Punkt Radstation mit 2.000 Plätzen, so wie es im Radentscheid-Vertrag steht – und hält die im früheren Bunker unter dem Bahnhofsvorplatz für denkbar. Mit einer Rampe könnte die Station von oben erreichbar sein, sagt David Möhrchen von der Initiative: &bdquo;So wäre sie ganz nah am Gebäude und könnte mit der Verteilerebene des Bahnhofs verbunden werden." Aber auch hier wären viele knifflige Fragen zu klären. Tageslicht gäbe es unter der Erde nicht.

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