Der Frust um ein neues Gebäude für die Bielefelder Start-up-Szene dauert an

Bielefeld. Ist Bielefeld ein freundliches Pflaster für Jungunternehmen? Diese Frage beschäftigt Politik und Start-up-Szene nach dem Ende des Innovationszentrums (ICB). Das wurde von der Universität Bielefeld für die neue Medizinische Fakultät gekauft. Während unter anderem die FDP ein neues Innovationszentrum für Start-ups und Ausgründungen aus den Hochschulen fordert, setzt die neue Stadtratsmehrheit aus SPD, Grünen und Linken zunächst auf Mietzuschüsse. Das allein, so der Tenor aus der Start-up-Szene, sei jedoch zu wenig – vor allem mit Blick auf die Aktivitäten anderer Städte. Jens Julkowski-Keppler von den Grünen will ein neues Gebäude für Start-ups nicht ausschließen, auch wenn die Ratsmehrheit erst nur finanzielle Unterstützung in Aussicht stellt. &bdquo;Vielleicht ist beides möglich“, sagt er. Für Julkowski-Keppler bedeutet die Ablehnung des FDP-Antrags nicht das Aus für ein Start-up-Gebäude. &bdquo;Die finanzielle Unterstützung bei der Suche nach passenden Räumen ist aber die schnelle Hilfe, die jetzt ansteht“, sagt er. Es gäbe zahlreiche junge Unternehmer, die Räume in der Innenstadt und nicht direkt neben den Hochschulen attraktiv fänden. In der Start-up-Szene wird diese Sichtweise nur zum Teil geteilt. &bdquo;Grundsätzlich“, sagt Benjamin Müller, einer der Firmengründer, die noch im ICB beheimatet sind, &bdquo;ist die Mietförderung ein gutes Instrument, uninahe Räume für Start-ups werden aber trotzdem zwingend gebraucht, hier gibt es überhaupt keine Alternative“. "Alles andere wäre ein Armutszeugnis für unsere Stadt" Wenn man meine, dass die Mietförderung das Problem löse, &bdquo;wäre das ein weiteres Armutszeugnis für unsere Stadt und ein erneuter herber Rückschlag für alle Gründungsinteressierten und kleinen Start-ups“, sagt Müller. Ähnlich sieht es Dennis Kaupmann, ebenfalls mit seinem Unternehmen noch im ICB. Er verweist auf das grundlegende Problem, überhaupt geeigneten Raum in Bielefeld zu finden. &bdquo;Ich bin aktuell auf der Suche nach neuen Büros, aber ich finde entweder nur Coworking-Spaces ohne Flächen für unser Elektroniklabor oder riesige Büroflächen ab 250 Quadratmeter mit langer Mindestmietdauer, bei denen ich oft direkt mehrere Tausend Euro an Maklerprovision zahlen muss.“ Würde Bielefeld der Szene kein Raumangebot machen wollen, sei das ein &bdquo;Armutszeugnis für die selbstdeklarierte Wissenschaftsstadt“. Dass es Bedarf an entsprechenden Flächen gebe, zeige die Tatsache, &bdquo;dass das Gründerzentrum an der Meisenstraße nach unseren Informationen schon seit langem voll ausgelastet ist“. Eine reine Förderung mit Geld würde nicht ausreichen. Vor allem die Ausgründungen aus den Hochschulen bräuchten die Nähe zu Uni und FH, den Austausch untereinander und maximale Flexibilität. "Eigentlich ist genug Fläche da" Doch die Anforderungen und Wünsche innerhalb der Szene sind sehr verschieden, wie Tim Kampe von der Fachhochschule bestätigt. &bdquo;Bisher hatte ich für die von uns betreuten Gründungen das Raumthema als nicht so dringend wahrgenommen“, sagt der Professor am Center for Entrepreneurship der FH. &bdquo;Nach meiner Erfahrung ist Fläche somit eigentlich genug da, wohingegen die finanziellen Möglichkeiten gerade in der frühen Phase der Gründung in der Regel eher beschränkt sind. Hier könnte ein Mietkostenzuschuss tatsächlich eine sinnvolle Ergänzung sein.“ Etwas anderes möge für Gründungen im Bereich der Life Sciences gelten, wenn spezielle Laborräume benötigt werden würden. &bdquo;Hier hatten wir bisher aber nicht so viele Gründungsteams, zum anderen können meiner Einschätzung nach die Anforderungen sehr unterschiedlich sein.“ Diese Lage erzwinge flexible Konzepte. Das betont Jens Julkowski-Keppler. Den &bdquo;Bedarf und Bedürfnissen angepasst“ müsse ein räumliches Angebot sein. Er setzt auf BRIC (Bielefeld Research+Innovation Campus), der 2019 gegründeten GmbH aus Wissenschaft und Wirtschaft. Ziel von BRIC sind &bdquo;innovative Forschungskooperationen“ zwischen Wissenschaftler aus der Spitzenforschung der Uni und FH sowie Unternehmen der Region. "Versuchen, eine Lösung zu finden" Auf BRIC zu setzen könnte zum Ziel führen. &bdquo;Wir versuchen, eine Lösung zu finden“, sagt BRIC-Geschäftsführer Herbert Vogel. Mit Start-ups aus dem ICB sei man im Gespräch. Wenn alles gut läuft, könnte in absehbarer Zeit ein Gebäude hochschulnah für Ausgründungen unter der Regie von BRIC entstehen.

Meistgelesen