Impfstart beim Hausarzt: So läuft's

Bielefeld. Die ersten Bielefelder Patienten wurden in dieser Woche bei ihren Hausärzten gegen Covid-19 geimpft – viele haben in diesen Tagen noch einen Termin. In NRW wollen die meisten der 11.000 Praxen mitmachen. Aber noch ist vieles im Unklaren: Einige Praxen haben auch noch gar keinen Impfstoff und müssen ihre Patienten erstmal vertrösten. &bdquo;Wir vermissen da eine klare Linie", sagt der Heeper Hausarzt Henning Schnittger. Und auch sonst gibt’s Fragen. Hier die wichtigsten Infos im Überblick: Wann geht’s los? In dieser Woche. Aber noch ist der Impfstoff nicht in allen Bielefelder Praxen angekommen. Im Hausarztzentrum Heepen am Alten Postweg zum Beispiel, in dem Mediziner Schnittger mit vier weiteren Ärzten arbeitet, ist noch nichts da, sagt er auf Nachfrage der Neuen Westfälischen. Der Sennestädter Mediziner Winfried Thomzik hingegen hat am Dienstag bereits 30 Dosen Biontech an seine Patienten verimpft. Wie viel Impfstoff bekommen die Ärzte? Deutschlandweit sollen alle Praxen in der ersten Woche zusammen erst einmal 940.000 Impfdosen erhalten. Laut Schnittger sind für seine Praxis mit fünf Ärzten zunächst zehn Impfdosen pro Woche vorgesehen. &bdquo;Viel zu wenig", sagt er. Vor zehn Tagen hätte die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) ein Fax geschickt, auf dem die Dosen nach Ostern angekündigt worden seien. Mehr Infos habe er bislang nicht erhalten. Die Bielefelder Allgemeinmedizinerin Uta Groger, die in einer Praxis an der Ravensberger Straße tätig ist, hat am Dienstagmittag 24 Impfdosen bekommen, alle von Biontech. Warum die eine Praxis mehr und die andere weniger bekommt – &bdquo;das wissen wir auch nicht genau", sagt Mediziner Thomzik. &bdquo;Bei uns sind es vermutlich 30, weil wir mit zwei Ärzten in der Praxis sind." Ist genug Impfstoff da? Das ist fraglich. Anfangs steht jedenfalls nur eine begrenzte Liefermenge an Impfstoffen für die Praxen zur Verfügung. Und die Listen dürften lang sein: Allein 3.500 Menschen kommen pro Quartal in die Hausarztpraxis Heepen. In anderen Praxen ist die Kartei ähnlich groß. Wer wird zuerst geimpft? Eine zentrale Einladung für die Patienten gibt es nicht. Wie die Praxen die Impftermine vergeben, können sie selbst anhand einer Prioritätenliste regeln – zum Beispiel per Telefon oder mit Online-Buchungen. Im Hausarztzentrum Heepen gibt es eine Liste, auf der Menschen mit chronischen Erkrankungen stehen. &bdquo;Da schauen wir mit sehr viel Fingerspitzengefühl, wer besonders gefährdet ist", sagt Schnittger. Er und seine Kollegen hätten sich zusammengesetzt und eine Auswahl getroffen. Uta Groger ruft seit Tagen Patienten an, um ihnen Termine zu geben, erzählt sie. Für die 24 Impfdosen hat sie jetzt Termine an diesem Donnerstag verteilt. Wie viel Impfdosen sie kommende Woche bekommt, weiß sie noch nicht. Warum wollen sich so viele Menschen beim Hausarzt impfen lassen? &bdquo;Die Patienten sind sehr dankbar, dass sie sich jetzt bei uns impfen lassen dürfen", sagt Winfried Thomzik. &bdquo;Die Menschen haben Vertrauen in ihren Hausarzt." Thomzik und sein Kollege haben die Impf-Kandidaten auch direkt informiert. &bdquo;Kommt jemand nicht zum Termin, wird der nächste angerufen." Wie groß ist der organisatorische Aufwand in den Praxen? Hoch. &bdquo;Organisatorisch ist das ein ganz schöner Gau", sagt Ärztin Groger. Termine müssen vergeben werden, die Geimpften werden dem Gesundheitsamt gemeldet. Sie habe erst neulich bei Facebook gesehen, dass eine Praxis eine Mitarbeiterin suche, die nur die Telefontermine fürs Impfen koordiniert, erzählt sie. Enorm sei auch der Beratungsbedarf, sagt Groger. &bdquo;Wir sind voll ausgelastet, ich mache seit Monaten gefühlt nichts Anderes." Gibt es auch Wartelisten? Die meisten Praxen haben Wartelisten. So auch das Hausarztzentrum Heepen. Da stehen mittlerweile 60 Patienten drauf, sagt Schnittger. Es werden aber mehr. Womit wird geimpft? Jetzt in der ersten Woche nach Ostern soll der Impfstoff von Biontech verimpft werden. Schnittger geht davon aus, dass danach auch das Vakzin von Johnson&Johnson geliefert wird. Wer zahlt die Impfungen? Pro Coronaschutz-Impfung inklusive Aufklärung und Beratung bekommen die Ärzte in den Praxen 20 Euro Vergütung. Sie können das über die Kassenärztlichen Vereinigungen abrechnen – egal, ob für gesetzlich oder privat Versicherte. Wie geht’s weiter? Laut KVWL sollen zunächst vorrangig die Hausärztinnen und Hausärzte impfen. Die Praxen werden einmal wöchentlich über den Großhandel durch die Apotheken mit Impfstoffen beliefert. Immer dienstags bis 12 Uhr können die Praxen bei den Apotheken Impfdosen für die Woche drauf ordern. Erst später seien auch Fachärzte an der Reihe, heißt es.

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