Corona-Aus für Bielefelder Traditionslokal

Bielefeld. Leicht sei ihm die Entscheidung nicht gefallen. Ganz im Gegenteil. Seit 62 Jahren besteht die Gaststätte &bdquo;Wernings Hof" an der Eckendorfer Straße, 47 davon stand das traditionsreiche Lokal unter der Führung von Gustav Werning und seiner Frau Gabriele. Jetzt haben die Eheleute den Entschluss gefasst, dass ihr Restaurant am Ende des Lockdowns nicht wieder öffnen wird. &bdquo;Wir werden Wernings Hof zulassen", sagt Gustav Werning. Zu dem Entschluss habe eine Vielzahl von Gründen beigetragen, letztlich war es aber die Coronakrise, die den Ausschlag gab. Das liebe Geld war hier allerdings nicht der entscheidende Faktor, wie der Küchen- und Restaurantmeister betont. &bdquo;Wir hatten schon länger überlegt, kürzer zu treten", sagt Werning, der in drei Tagen seinen 73. Geburtstag begehen wird. Gemeinsam mit seiner Frau und seiner Tochter Daniela stemmt er neben &bdquo;Wernings Hof" auch &bdquo;Wernings Weinstube" am Alten Markt und die Gastronomie in der Seidenstickerhalle. Die Überlegung, sich vom Stammhaus in Heepen zu trennen, hatte es schon länger gegeben. Es fehlte allerdings an einem passenden Nachfolger. Da Sohn Sebastian seit zehn Jahren erfolgreich das Restaurant &bdquo;Künstlerhaus" in Stuttgart betreibt und es mit seinem ebenfalls in der baden-württembergischen Landeshauptstadt gelegenen Feinschmecker-Lokal &bdquo;Bo’teca di vino" erneut in die Liste des Feinschmeckers geschafft habe, war mit ihm nicht zu rechnen. Einen weiteren möglichen Kandidaten schlug dann die Coronakrise aus dem Feld. &bdquo;Ich war mir schon mit jemandem praktisch einig", sagt Gustav Werning. Dann aber kam die Pandemie, ein Lockdown jagte den nächsten. Und der Anwärter sprang ab. &bdquo;Er sagte, dass er es sich anders überlegt habe", so Werning. &bdquo;Es ist einfach zu unsicher." Die Beweggründe des jungen Mannes kann der erfahrene Gastwirt nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres durchaus nachvollziehen. Denn Corona und die damit verbundenen Folgen haben auch die Wernings immer mehr zermürbt – und das besonders in den Zeiten, in denen der Gasthof sogar hat öffnen dürfen. Denn der gerade für seine Feierlichkeiten und große gesellige Runden bekannte &bdquo;Wernings Hof" wurde durch die Corona-Schutzverordnungen im Kern getroffen. &bdquo;Es durften ja nicht mehr als zehn Personen zusammenkommen", sagt Werning. In der Folge blieben neben den Feiern auch die Vereinsversammlungen aus, auch die Kegelclubs hatten unter den widrigen Bedingungen keine Lust mehr, ihre Kugeln zu schieben. &bdquo;Und dann steht man da, ackert und ackert – und wofür? Für nichts!", so Werning. Auf der anderen Seite machte das Ehepaar in den Zeiten des Lockdowns eine Erfahrung, die sie in all den Jahren zuvor praktisch gar nicht kannten: Sie hatten schlagartig Freizeit. &bdquo;Ich wusste gar nicht, wie es ist, abends immer frei zu haben", sagt Gustav Werning. Mehr Infografiken finden Sie bei Statista Die ganzen einzelnen Teile ergaben am Ende nun also ein Ganzes, womit sich das große Kapitel der Familiengeschichte und auch der Bielefelder Gastronomie schließen wird. Die Hoffnung, vielleicht doch noch irgendwann einen Nachfolger zu finden, hat Gustav Werning allerdings noch nicht aufgegeben. Für die Bewirtung der Seidensticker-Halle habe er auch außerhalb von Wernings Hof noch ausreichend Kapazitäten, auf die große Küche im Lokal könne er somit auch verzichten. &bdquo;Im Augenblick denke ich aber nicht, dass das was wird. Denn wer tut sich sowas freiwillig an?" Ganz auf das Ruhestandskissen wollen sich die Wernings allerdings auch trotz des geplanten Kürzertretens nicht zurückziehen. &bdquo;Ich kann mir vorstellen, dass ich schon morgens in der Weinstube stehe und vielleicht auch etwas häufiger in der Seidensticker-Halle nach dem Rechten sehe", so der Gastronom. Seine Frau Gabriele schmiedet da schon eher Pläne für die neu gewonnene Freizeit: &bdquo;Ich würde gerne verreisen", sagt die 67-Jährige. &bdquo;Und auch mal häufiger die Enkelkinder besuchen."

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