Porsche-Fahrer schleppt zwei Lkw ab - und wird zum Internet-Star

Bielefeld. Spontan kam er auf die Idee, mit seinem Porsche einen 40-Tonner abzuschleppen – mitten im tiefsten Schneechaos im Februar. Ebenso spontan wurde Hendrik Garrell zu einer Bekanntheit: auf nw.de mit mehreren Zehntausenden Klicks. Später dann gar als Social-Media-Star mit mehr als einer Million &bdquo;Likes" bei Instagram. Der Daumen ging digital &bdquo;hoch", als Porsche seine Geschichte veröffentlichte. Sechs Wochen ist das nun her, aber der 33-Jährige kann von dem Montagmorgen berichten, als sei es gestern gewesen. &bdquo;Früh morgens schon hatte ich an der Bodelschwinghstraße, wo ich wohne, wie ein armer Irrer Schnee geschippt." Massen waren gefallen, Bielefeld war die Schneehochburg Deutschlands. 250 PS, Allrad, 17 Jahre alt Mit seinem 250-PS-Allrad-Porsche, einem 17 Jahre alten Cayenne, fuhr er zur Arbeit bei den Johannitern an der Artur-Ladebeck-Straße. Der Kfz-Mechatroniker arbeitet in der Fahrzeuginstandsetzung, kennt sich also aus. Kurz vor seiner Ankunft begann für ihn eine Abschlepp-Odyssee, die ein gutes Ende nahm. &bdquo;Ich sah den Lkw schon an der Ecke Artur-Ladebeck-Straße/Quellenhofweg", sagt Garrell, &bdquo;da stand der Fahrer mit Schneeketten in der Hand und kam nicht weiter." Verständigung? Unmöglich. &bdquo;Er war Slowene, es funktionierte nicht." Aber als das Angebot kam, ihn abzuschleppen, war der Lkw-Fahrer schnell dabei. Und so zog der silberfarbene Porsche den 40-Tonner den Quellenhofweg hoch bis zum Kreisel an der Tonkuhle – und dann den kurzen, steilen Berg hoch, am Aldi vorbei. Fast. Denn plötzlich meinte ein Autofahrer, den spektakulären Abschlepp-Konvoi überholen und noch schnell zum Aldi abbiegen zu müssen. &bdquo;Das wars für uns, das war am Hang tödlich, dabei hatten wir es fast geschafft", sagt Garrell, noch immer angesäuert über den rücksichtslosen Überholer. &bdquo;Wir mussten zurücksetzen, und der Lkw fuhr sich fest." Doppelt gefordert Nun war Garrell mit seinem Porsche gar doppelt gefordert. Denn: Oben, vor der Druckerei Gieseking, hatte sich ein zweiter Lkw festgefahren – und der 33-jährige Helfer, jetzt eh schon gut dabei, schleppte zunächst einmal diesen Laster ab und zog ihn bis zur Artur-Ladebeck-Straße. Der polnische Fahrer konnte sich mit dem Slowenen über dezente Russisch-Kenntnisse verständigen, so gab es laut Garrell &bdquo;ein kleines Dreiländerdreieck, in dem wir alles klären konnten". Garrell: &bdquo;Um meinen Wagen habe ich mir dabei keine Sorgen gemacht, ich hatte die Untersetzung drin und war bei 3.000 Umdrehungen, das ging also." Angst, dass sich irgendwas verzieht oder so? &bdquo;Nö, ich weiß, dass das ein gutes Auto ist, der packt das schon, dachte ich." Er nutzte Abschleppösen, nicht die Anhängerkupplung. Garrell schmunzelt, sagt: &bdquo;Es ging ja nur um eine Art kleinen Schubs." Hunderte Meter Das klingt niedlich, doch ist es sehr zurückhaltend von Garrell dargestellt – denn immerhin zog sein Porsche den Lkw über Hunderte Meter und auch an einem durchaus steilen Hang. Doch der Porsche-Fan war sich sicher: Das klappt. &bdquo;Ich hatte ja Schneeketten auf beiden Achsen." Im Sommer fährt er übrigens noch einen 20 Jahre alten 911er Porsche, und nach dem Lkw-Manöver ist er sich noch sicherer als vorher: &bdquo;Für mich ist das definitiv die richtige Marke, ihr vertraue ich."Zurück zur Lkw-Rettung. Garrell versuchte, den Slowenen mit seinem 40-Tonner abzuschleppen, doch immer wieder kamen dem ungleichen Duo Autos in die Quere. Zum Glück war dann die neue Gadderbaumer Bezirksbeamtin hinzugekommen. &bdquo;Ich bat sie, kurz abzusperren, was die Polizistin netterweise auch sofort tat". Und so war der Weg frei für Garrell: Er zog den Lkw hoch, einmal noch um sein Ziel, die Druckerei, herum, und dann stand der Lkw da, wo er hin sollte. Kurzes Dankeschön, das wars. Dass ihn Passanten dabei filmten, die NW fotografierte, das alles bekam er nicht mit in diesem Schneechaos. Erst, als ihn Antenne Bethel im Schnee zum Interview bat und alles auf nw.de online stand, merkte er, welches Interesse das ganze Manöver ausgelöst hatte. "Keinen doofen Kommentar" Freunde, Bekannte, Kollegen – alle hatten es mitbekommen, sprachen ihn an. Und das Beste: &bdquo;Es gab nur Nettes, ich habe auch in den sozialen Medien keinen einzigen doofen Kommentar bekommen", so Garrell. &bdquo;Es war dann wohl eine echte total coole Aktion", sagt er heute, stolz, aber bescheiden. In der Corona-Zeit habe diese positive Geschichte wohl einen Nerv getroffen. Neben Fotos und Medienberichten bleiben ihm als Erinnerung auch noch ein Porsche-Schal und eine Porsche-Mütze – die schickte ihm das Bielefelder Porsche-Zentrum einfach nur so, zum Dank, vermutlich für die gute Publicity. Vielleicht aber zählte am meisten, dass der Slowene ihm deutlich machte, dass er am Ende dieses Tages, an dem ihn ein Porsche in der Bielefelder Winterwelt abschleppte, ein Gebet für ihn sprechen wollte. Zum Dank für den mutigen, hilfsbereiten Gadderbaumer.

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