Aus der eigenen Wohnung vertrieben: Fremder terrorisiert Bielefelder Ehepaar

Bielefeld. Ein Mann taucht vor dem Haus eines Bielefelder Ehepaares (30, 31) am Glockengießerweg auf und feuert einen Straußenei großen Stein durch die Fensterscheibe im Obergeschoss. Die Scheibe wird durchschlagen. Kurz darauf erscheint die erschrockene Bewohnerin am Fenster und traut ihren Ohren kaum. Der offenkundig sehr aggressive Mann unten an der Straße bedroht die 31-Jährige mit dem Tode. Ihr Mann ist noch Tage nach dem Vorfall am Montag, 22. Februar, fassungslos: &bdquo;Er hat gerufen, dass er meiner Frau den Bauch aufschlitzen würde. Dass er uns die Augen ausstechen werde. Das waren offene Morddrohungen." Das Ehepaar kennt den Mann vom Sehen – möglicherweise ein Bekannter aus der Nachbarschaft und möglicherweise psychisch krank. Doch all das beruhigt die beiden keineswegs. Denn sie verstehen weder, warum der Täter sie als Ziel seiner Aggressionen ausgewählt hat, noch warum die Polizei nur wegen Sachbeschädigung ermittelt. Der Mann greift umgehend die Polizeibeamten an &bdquo;Meine Frau hat die Polizei gerufen", sagt der Bielefelder. Als die Beamten wenig später eintreffen, greift er auch diese umgehend an. Tatsächlich wird der 28-Jährige noch an Ort und Stelle festgenommen, sagt Polizeisprecher Michael Kötter. Die Behörde ermittelt wegen Sachbeschädigung und Widerstands gegen Polizeibeamte. Allerdings: Laut Kötter befand sich der grölende Mann in einer psychischen Ausnahmesituation. Da er vor allem psychiatrische Hilfe benötigte, wurde er dem psychosozialen Dienst der Stadt übergeben, die den Mann ohne festen Wohnsitz wenig später in die Psychiatrie einweisen ließ. Für das Ehepaar in ihrer Wohnung ist die Situation dadurch nicht viel besser geworden: &bdquo;Wir wissen ja nicht mal, ob er noch in der Psychiatrie behandelt wird. Wir haben Angst. Meine Frau und ich sind deshalb vorübergehend zu Verwandten gezogen", sagt der 30-Jährige angesichts der nicht vergessenen Drohungen. Auch für die Polizei unberechenbare Situation Er hatte gehofft, dass die Polizei ihnen mehr Sicherheit bieten kann. Aber auch für die Polizei ist die tatsächliche Gefahr durch den 28-Jährigen nicht einzuschätzen. Kötter: &bdquo;Für die Betroffene ist das sicher ein einschneidendes Erlebnis gewesen. Aber auch für uns ist es nicht berechenbar, wie sich der Mann weiter verhalten wird." Vieles hängt davon ab, ob sich der 28-Jährige von Ärzten helfen lassen will. Kötter geht davon aus, dass ein Kripobeamter spätestens bei der Zeugenbefragung Vorschläge machen wird, wie man mit dieser Situation umgehen kann: &bdquo;Jeder unserer Beamten ist auch ein geschulter Opferschützer", sagt Kötter. Neben den eigenen Tipps könnten die Beamten auch an andere Experten und Hilfsorganisationen weiterverweisen. Doch wenn gar nicht klar ist, was den Täter angetrieben hat, werde es für alle schwierig. Bereits im Oktober zwei Festnahmen an der Adresse So ganz ohne Ahnung sind die Betroffenen übrigens nicht. In der Nachbarschaft haben einige immer wieder Streit mit einer Person. Auch das nun bedrohte Ehepaar liegt unter anderem im Rechtsstreit mit der streitbaren Frau. Erst zwei Stunden vor dem Vorfall gab es Streit um einen Zaun. Auch da wurde die Polizei gerufen, bestätigt Kötter. Das Ehepaar vermutet, dass sich diese Frau und der Steinewerfer kennen. &bdquo;Möglicherweise war die Morddrohung ein nächster Schritt der Eskalation. Was kommt als Nächstes?" Zuletzt hatte bei der erwähnten Frau im Oktober eine Ruhestörung zu einem größeren Polizeieinsatz geführt. Neben der lauten Musik im Keller hatte auch der Geruch von Marihuana das Interesse der Beamten geweckt. Bei der Überprüfung der sieben Anwesenden stellte sich heraus, dass gegen zwei von ihnen – einen 32-jährigen Mann und eine 44-jährige Frau aus Bielefeld – Haftbefehle vorlagen. Beide wurden damals festgenommen. Wann die werdende Mutter und ihr Mann in ihre Eigentumswohnung zurückkehren werden, ist noch völlig unklar. &bdquo;Meine Frau ist schwanger. Da kann ich sie diesem Risiko nicht aussetzen."

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