Die gastronomische Ära in diesem historischen Bielefelder Haus ist zu Ende

Bielefeld. Es ist Brackwedes letztes Ackerbürgerhaus, und es gehört zu den wenigen Fachwerkgebäuden im Stadtbezirk, das die Sanierungswut in den 1960er-Jahren überstanden hat: das Haus Kuhlmann an der Vogelruth. Die vergangenen drei Jahre hatte es leer gestanden, nachdem der letzte von mehreren Gastronomiebetrieben der vergangenen Jahrzehnte gescheitert war. Jetzt kehrt neues Leben ein – abseits von Wein oder internationaler Küche. Gute Bausubstanz Alice Rommerskirchen und ihr Mann Vincent Gouws haben das 1821 erbaute dreischiffige Wohn-Stall-Haus im Herbst gekauft und lassen es derzeit umbauen und restaurieren. Bereits ab Sommer soll dort Rommerskirchens Praxis einziehen. Seit sieben Jahren ist die gebürtige Rheinländerin als Kinderpsychotherapeutin an der Kössener Straße in Brackwede ansässig. Die Bausubstanz des Hauses, das nicht unter Denkmalschutz steht, ist nach den Worten der Eigentümerin im Großen und Ganzen gut. Feuchtigkeit und eindringendes Wurzelwerk sind die größten Probleme. Zurzeit graben sich die Bauarbeiter rund um das Gebäude in die Tiefe. Das Fachwerkhaus hat ein Natursteinfundament, das mit Hilfe eines Betonmantels wieder Festigkeit bekommt. Kunsttherapie statt Küche &bdquo;Außerdem muss die unterster Balkenlage erneuert werden, weil das Holz verrottet ist", schildert die 40-jährige Besitzerin. Die schweren Vierkantbalken liegen bereits in der Deele bereit. Feucht ist auch das unterste Gefach der Fachwerkwände. Alice Rommerskirchen erklärt, dass die Steine herausgeschlagen und die Gefache neu ausgemauert würden. Zeitgleich ist der Innenausbau bereits im Gange. Die einstigen gastronomischen Räume auf zwei Etagen werden für die Belange der Praxis unterteilt. Im Erdgeschoss plant die Therapeutin einen großen Bewegungsraum, die ehemalige Küche wird voraussichtlich für die Kunsttherapie genutzt. Alice Rommerskirchen hat zunächst ein solches Studium absolviert, bevor sie sich zur Kinderpsychotherapeutin hat ausbilden lassen. Weinstube vielen noch bekannt Zukunftsmusik ist die Nutzung von Dachgeschoss und Spitzboden als Wohnung. Dank der Brandschutzbestimmungen für die Gastronomie verfügt das Gebäude über ein zweites Treppenhaus. Vielen Brackwedern dürfte noch die Weinstube Büscher bekannt sein, die ab 1991 an der Vogelruth 16 zu finden war. Damals ist das Haus, das nach dem Auszug des letzten Kuhlmanns 1964 leergestanden hatte, komplett umgebaut worden. &bdquo;Das war das letzte Haus mitten im Dorf, dass eine Jauchegrube vor der Tür hatte", weiß Ortsheimatpflegerin Rosemary Flöthmann. Und den sanierungswütigen Brackwedern ein Dorn im Auge. Büschers Nachfolger eröffneten 2006 das &bdquo;Vogelruth Weinrestaurant". Doch schon 2009 folgte das Café und Restaurant &bdquo;Scarlett" mit internationaler und persischer Küche, das nach Brackwede umgezogen war. Zum Inventar gehörten damals weiterhin die Holzschuhe des Brackweder Briefträgers Karl Kuhlmann, der bis 1962 in dem Haus wohnte. Erbaut hatten es seine Vorfahren Henrich Philip Kuhlmann und dessen Frau Anna Magreta Ilsaben Stelbrinck. Zu guter Letzt versuchten die Inhaber des Restaurants &bdquo;Eat Art" ab 2016 den Brackwedern internationale Küche mit kenianischem Einschlag schmackhaft zu machen. Vergeblich, so dass es bei einem kurzem Intermezzo blieb. Nach dessen Schließung sei zeitweilig eine illegale Spielhölle im Haus betrieben worden, berichten Nachbarn. Dann kam wieder ein Leerstand, bis sich Alice Rommerskirchen in das schmucke Fachwerkhaus verguckt hat. In diesen historischen Gebäuden im Stadtbezirk ist hingegen wieder Gastronomie geplant: Aus ehemaligen Vier Taxbäume wird Cucina Westfalica Letzte Chance fürs "1550": Jetzt kommt ein Fischrestaurant

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