Warum es so viele Infizierte in Bielefelder Pflegeheimen gibt

Bielefeld. In Bielefeld bleiben die Pflegeheime Corona-Hotspots. 188 positive Bewohner sind es Anfang Januar in 17 Einrichtungen, Mitte des Monats dann schon knapp 200. Hinzu kommen die positiv getesteten Mitarbeiter. Aber warum stecken sich die Menschen im Seniorenheim an, wo sie doch regelmäßig getestet werden? Wird das zu lax gehandhabt? Die Neue Westfälische hat mit Experten gesprochen. Das Johanneswerk ist in Bielefeld Träger von sechs Seniorenheimen. Laut Pressesprecherin Claudia Schröder müssen die Mitarbeiter an jedem dritten Tag einen Test machen. Das werde kontrolliert. &bdquo;Schwierigkeiten gab es da bei uns bislang noch nicht", sagt Schröder. Und auch die Bewohner müssen sich einmal in der Woche testen lassen, Besucher kommen ohne negatives Testergebnis nicht rein. Das darf nicht älter als 72 Stunden sein. Und trotzdem – oder gerade deswegen – werden in den Pflegeheimen der Stadt immer wieder Corona-Fälle gemeldet. !function(){"use strict";window.addEventListener("message",(function(a){if(void 0!==a.data["datawrapper-height"])for(var e in a.data["datawrapper-height"]){var t=document.getElementById("datawrapper-chart-"+e)||document.querySelector("iframe[src*='"+e+"']");t&&(t.style.height=a.data["datawrapper-height"][e]+"px")}}))}();"Jeder Test ist eine Momentaufnahme" Norbert Wörmann leitet die Corona-Abteilung im Bielefelder Gesundheitsamt. Er sagt: &bdquo;Jeder Test ist nur eine Momentaufnahme." Er selbst saß an Weihnachten und Silvester an der Corona-Hotline der Stadt, hat sich die Sorgen und Probleme der Bielefelder rund um das Coronavirus angehört. &bdquo;Da waren einige dabei, die einen negativen Schnelltest, aber einen positiven PCR-Test hatten", sagt er. Oder umgekehrt. Und so könne es eben sein, dass Besucher das Virus in die Einrichtungen schleppten, aber auch die Mitarbeiter. &bdquo;In den privaten Räumen im Heim ist selten das Fenster auf, da wird manchmal 15 Stunden nicht gelüftet", sagt er. Mitarbeiter und Bewohner hätten engen Kontakt, wie bei der Körperpflege. &bdquo;Da überträgt sich das Virus dann möglicherweise." Mehr Infografiken finden Sie bei Statista Auch sei die Handhabe mit den Abstrichen unterschiedlich. Der eine macht es genauer, der andere vielleicht weniger exakt. Die Mitarbeiter seien zwar geschult, aber es könne gar nicht kontrolliert werden. Abgestimmtes Hygienekonzept Die AWO OWL hat acht Seniorenzentren in Ostwestfalen-Lippe in Betrieb, drei davon in Bielefeld. Die Regelungen in den Einrichtungen wurden auf Grundlage eines mit einem externen Hygieneinstitut abgestimmten Hygienekonzepts getroffen, erklärt Pressesprecherin Christina Schulte. Die Bewohner werden wöchentlich getestet sowie zusätzlich im Verdachtsfall und wenn sie außerhalb der Einrichtung waren, erklärt sie. Zusätzlich gibt es jeden Morgen ein Kurzscreening: Die Körpertemperatur wird gemessen und Fragen nach dem persönlichen Befinden gestellt. Die Mitarbeiter müssten eine Selbstauskunft ausfüllen. &bdquo;Sie werden ebenso regelmäßig getestet." Auch Besucher kommen nur mit negativem Test rein. Wer sich verweigert, werde abgewiesen. Und dennoch gibt es auch in AWO-Senioreneinrichtungen Corona. &bdquo;Wie das Virus in eine Einrichtung gelangt, ist schwer nachzuvollziehen", sagt Schulte. Wenn es jedoch einmal drin sei, sei es eine Herausforderung, die Verbreitung einzudämmen. So sei es charakteristisch für ein Seniorenzentrum, dass viele Menschen dort ihren Alltag nicht mehr alleine bewältigen können und einige auch Erkrankungen haben, die verhindern, dass Vorsichts- und Hygienemaßnahmen verstanden werden. "Wir tun alles" Schulte spricht von einer nicht unerheblichen Anzahl von Menschen mit Demenzerkrankungen, die teilweise körperlich dennoch mobil sind. &bdquo;Wenn also beispielsweise eine mobile, aber demente Person infiziert wird, dann kann das Virus dadurch unwissentlich in andere Bereiche einer Einrichtung getragen werden, bevor eine Testung die Infektion aufdecken kann", sagt sie. Wilfried Wesemann ist Geschäftsführer der Betheler Altenhilfe in der Region Bielefeld/Ostwestfalen, Träger von acht Pflegeeinrichtungen für Senioren. Aktuell gebe es 14 Infizierte. Die konzentrieren sich auf das Pflegezentrum Lohmannshof, sagt Wesemann. Verstorben sind bislang 16 Bewohner an oder mit Corona aus den Einrichtungen. &bdquo;Wir tun alles, um den Eintrag von Viren zu verhindern", sagt er. Alle Mitarbeiter würden schon sehr lange die FFP2-Masken tragen. Und trotzdem gibt es auch hier immer wieder positive Fälle. Es wird regelmäßig getestet Er vermutet, dass das Virus eine enorm hohe Infektiosität habe, selbst unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen käme es zur Übertragung. Dass Mitarbeiter die Regelung auf die leichte Schulter nehmen oder etwa kein Verständnis zeigen, habe er in den Bethel-Einrichtungen bislang nicht erkennen können. &bdquo;Die Mitarbeiter haben ein großes Interesse daran, die Bewohner und auch sich selbst zu schützen." In den Betheler Einrichtungen werden die Bewohner einmal wöchentlich oder anlassbezogen, wenn sie Symptome zeigen, getestet. Mitarbeiter und Besucher sind alle drei Tage dran. Vor dem Betreten der Einrichtung durchlaufen Besucher ein Screening mit einer Abfrage zu Symptomen, zudem wird die Körpertemperatur gemessen. Auch der Reinigungsdienst sei angehalten, alles zu tun, um eine Verbreitung des Virus zu verhindern. &bdquo;Da haben wir uns die Abläufe genau angeguckt." Putzlappen würden häufiger gewechselt, auf Abstand geachtet. Von einem absoluten Besucherstopp hält Wesemann nichts, obwohl jeder Kontakt das Risiko erhöhe. &bdquo;Die sozialen Kontakte sind für die Bewohner extrem wichtig." Komplettes Besuchsverbot keine Option Ein komplettes Besuchsverbot in den Bielefelder Seniorenheimen ist für Oberbürgermeister Pit Clausen übrigens auch keine Lösung. &bdquo;Eine komplette Isolierung in den Seniorenheimen würde die Lebensqualität der Senioren erheblich beeinträchtigen", erklärt Clausen. Wenn man so isoliert sei, sei die Gefahr groß, psychisch zu erkranken. Besuche zu reduzieren, sei eine Möglichkeit, das Risiko von Infektionen zu verringern, sagt hingegen Christina Schulte. Zumindest zeitweise, bis die Bewohner geimpft seien.

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