Angst vor Jobverlust: Eltern trauen sich nicht, Kinderkrankentage zu nehmen

Bielefeld. Schulen zu, Kitabetrieb eingeschränkt: Zehn zusätzliche Kinderkrankentage sollen es berufstätigen Eltern jetzt ermöglichen, sich bei Bedarf zuhause um ihre Kinder zu kümmern. Anders als sonst ist dafür kein Attest mehr vom Kinderarzt notwendig, sondern lediglich eine Bestätigung der Schule oder Kita. Aber so einfach ist das nicht in der Praxis. &bdquo;Wenn hier ein paar Kolleginnen nicht kommen würden, könnten wir die Kita zumachen", sagt eine Kita-Leitung, die namentlich nicht genannt werden möchte. Auch in anderen Bereichen werden aktuell eigentlich alle gebraucht, wie beispielsweise in den Kliniken. &bdquo;Grundsätzlich wissen wir, dass die Mitarbeitenden zuhause eine schwierige Situation zu bewältigen haben, so ist eine gesetzliche Regelung der richtige Weg", sagt Sandra Gruß, Sprecherin des Evangelischen Krankenhauses Bethel (EvKB). !function(){"use strict";window.addEventListener("message",(function(a){if(void 0!==a.data["datawrapper-height"])for(var e in a.data["datawrapper-height"]){var t=document.getElementById("datawrapper-chart-"+e)||document.querySelector("iframe[src*='"+e+"']");t&&(t.style.height=a.data["datawrapper-height"][e]+"px")}}))}();Einige Kollegen hätten schon nach den neuen Kinderkrankentagen gefragt. &bdquo;Wie andere Unternehmen warten auch wir händeringend auf den rechtlichen Rahmen, der zukünftig den Umgang damit regelt, wenn Kinder von Mitarbeitenden betreut werden müssen", sagt Gruß. Aktuell würde das noch über Urlaub, unbezahlten Sonderurlaub oder Abbau von Mehrarbeit realisiert. Auch wenn Ärzte und Pflegekräfte aktuell sehr eingespannt sind, werde man eine Lösung finden, ihnen den Anspruch nach der neuen Regelung zu ermöglichen. Eltern bringen ihre Kinder in die Kita aus Angst vor Jobverlust &bdquo;Wir tragen die aktuellen Informationen gerade für unsere Mitarbeiter zusammen, damit auch die Möglichkeit der zusätzlichen Kinderkrankentagen unkompliziert genutzt werden kann", sagt Melanie Pöschel, Personalleiterin bei Schüco. Noch sei das aber nicht nachgefragt worden. Dem Unternehmen sei die enorme Doppelbelastung sehr bewusst. &bdquo;Wir haben schon im ersten Lockdown verschiedene Ansätze gefunden, um Eltern und generell unseren Mitarbeitern entgegenzukommen", berichtet Pöschel, selbst Mutter eines fünfjährigen Sohnes. Seit März 2020 arbeite ein Großteil aus dem Homeoffice. Um Beruf- und Privatleben gut unter einen Hut zu bekommen, könnten alle die Gleitzeitregelung sehr flexibel nutzen, in Absprache mit ihren Vorgesetzten auch ins Minus gehen. &bdquo;Es ist ein Geben und Nehmen", sagt Pöschel. Mit Vertrauen und Flexibilität sei viel möglich, so ihr Fazit aus den vergangenen Monaten.&bdquo;Viele Eltern bringen ihre Kinder aktuell auch in die Kita, weil sie Angst haben, sonst ihren Job zu verlieren", berichten hingegen Kita-Leitungen. Dass Arbeitnehmer Kinderkrankentage – ob bisher oder jetzt unter den Pandemie-Bedingungen – in Anspruch nehmen, sei definitiv kein Kündigungsgrund, sagt Ilkka-Peter Ahlborn, Fachanwalt für Arbeitsrecht. Die Sorge der Eltern sei allerdings berechtigt. &bdquo;In der Realität sieht das leider anders aus, häufiger, als man meint", berichtet Ahlborn. Der Arbeitgeber kündige einfach, fristlos oder fristgerecht, ohne Grund. Das könne er. Dann bliebe dem Arbeitnehmer nur der häufig sehr aufwendige Klageweg. Auch Studenten bekommen die Kita- und Schul-Einschränkungen zu spüren An der Universität bekommen auch Studenten im Online-Semester die Kita- und Schul-Einschränkungen zu spüren. &bdquo;Es tut mir sehr leid, aber die weitgehende Schließung der Schulen und Kitas bedeutet leider, dass ich in erheblichem Maße in Homeschooling- und Betreuungsaufgaben eingebunden sein werde", teilt eine Professorin ihnen jetzt per E-Mail mit. Deshalb würde im Rahmen ihres Seminars leider im Januar nicht die geplante monatliche Zoom-Sitzung stattfinden können. Eventuell müsse sie auch thematische Änderungen vornehmen, da die geplante Einheit eine relativ aufwendige Vorbereitung benötige, die so aktuell nicht realisierbar sei. &bdquo;Um Ihnen in dieser unglücklichen Situation entgegenzukommen, entfällt die letzte Teilstudienleistung", schreibt die Professorin. Die Dozenten seien bemüht, die Lehre so weit sicherzustellen, dass die Studenten ihr Studium abschließen können, heißt es dazu von der Universität. Das führe zu Konflikten in dem Moment, wo Betreuungszeit nötig ist: entweder bei den Studenten oder bei den Dozenten für die eigenen Kinder. Die Hochschulleitung wisse um diese Herausforderung, habe schon früh zusätzliche Gelder zur Verfügung gestellt für studentische Hilfskräfte.

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