Aus der Not geboren: Schule zieht auf Industriegelände um

Bielefeld. &bdquo;Ich weiß nicht, was wir ohne den Kauf der Immobilie gemacht hätten“, sagt Reinhold Peter. Das große Industriegelände der Firma Kahmann / Ellerbrock an der Ecke Eckendorfer/Feldstraße hilft dem Technischen Leiter des Immobilienservicebetriebs, akute Raumprobleme der Stadt zu lösen. Ob Corona-Testzentrum, Ordnungsamt oder ab 2024 die neue Hauptfeuerwache – schnell lassen sich Lücken schließen. Und ab 8. Februar lernen hier Schüler. Trockenbauer, Elektriker und Maler richten das frühere Verwaltungs-, Fabrik- und Lagergebäude des Technischen Handels Kahmann & Ellerbrock, der nach Oldentrup gezogen ist, zu Klassenräumen her. In drei Wochen – so Corona es zulässt – sollen hier die knapp 200 Kinder der Hellingskamp-Grundschule für gut zwei Jahre eine neue vorübergehende Bleibe finden. Denn die alte Schule, einen Kilometer entfernt an der Herforder Straße, Ecke Jöllheide, wird abgerissen – und neu gebaut. Container wären deutlich teurer Weil eine Container-Lösung teurer und räumlich weniger angenehm wäre, entschloss sich die Stadt, das Kahmann- & Ellerbrock-Gebäude als Übergangsquartier zu nutzen und umzubauen. &bdquo;Das kostet mit 1,5 Millionen Euro deutlich weniger“, sagt Architekt Daniel Sieker. Die Räume eignen sich vom Zuschnitt recht gut, können mit begrenztem Aufwand renoviert und ausgestattet werden. Heizkörper müssten nur neu verkleidet, viele Schränke nur gereinigt werden. Allerdings ist der Brandschutz nachzurüsten, eine Feuertreppe muss ans Gebäude gesetzt werden. Der Eingang wird vom Innenhof aus sein – der auch groß genug ist für den Schulhof. Weil wegen Corona besondere Hygienestandards gelten, baut der ISB im Eingangsflur Waschbecken ein. Die kleine Anlieferungshalle bleibe im Industrie-Design, eigne sich für Veranstaltungen und Einschulung, erklärt Projektleiterin Sarah Westhaus-Brockschnieder. Gleich ins neue Klassenzimmer Die Immobilie bietet auch Platz für den offenen Ganztag mit Mensa und Differenzierungsräumen, die für den Unterricht immer wichtiger werden, sagt Georgia Schönemann, Leiterin des Amts für Schule. Eine Sporthalle gibt es allerdings nicht, da müssen die Schüler ausweichen. Für sie bedeutet der Lockdown auch eine besondere Zäsur: Denn sie werden, wenn der Unterricht denn im Februar wieder starten darf, gar nicht mehr in ihre alten Klassenräume gehen, sondern sofort in das neue Domizil. Die Kisten dort werden schon gepackt, Stühle, Tische und Tafeln wechseln mit. Vom 1. bis 3. Februar sei der Umzug geplant, so Sieker. Testzentrum: Erst Schlangen, dann leer Dann wird auch die große Pfütze, die noch im Innenhof steht, gefüllt und begradigt sein. Und das Corona-Testzentrum, das im hinteren Teil des Geländes arbeitet, schließt – und wechselt nach Stieghorst auf das frühere Naafi-Gelände am Jagdweg. Anfangs war der Ansturm im Testzentrum groß, es bildeten sich lange Warteschlangen und Staus. Schüler und Reisewillige ließen sich testen. Seit dem Lockdown ist es dort still geworden. Ein Ausweichquartier in dem vorderen Gebäudetrakt an der Feldstraße fand zudem das Ordnungsamt als Garage und Lagerraum. Aber auch das ist nur ein Übergang. Denn das Hauptprojekt, das die Stadt an der verkehrsgünstigen Ecke plant, bleibt die Hauptfeuerwache, die heute beengt am Stadtholz arbeitet. Feuerwache für 100 Millionen Euro Für sie will die Stadt neu bauen. Der Rat hat dafür die Bausumme gedeckelt – auf 100 Millionen Euro, nachdem teilweise sogar über 150 Millionen im Raum standen. Trotzdem ist der ISB zuversichtlich, eine komplette Hauptfeuerwache realisieren zu können. Welche Anforderungen sie erfüllen muss, wie sie umgesetzt werden und die Neubauten aussehen, muss jetzt in einem aufwendigen Verfahren ermittelt werden. Dafür wählt die Stadt gerade ein Steuerungsbüro per Ausschreibung aus. Der Kostendeckel erforder sehr viel Disziplin, hatte Peter schon im Oktober gesagt. Der Auftrag soll an einen Generalbauunternehmer vergeben werden. Der ISB rechnet ab Sommer 2023 mit dem Abriss und zum Jahreswechsel 2024 mit dem Baubeginn. 2026 könnte die Feuerwehr den Betrieb aufnehmen. Neue Hellingskampschule 2023 Synergieeffekte erhofft sich Peter vom angrenzenen Umweltbetrieb, der hier nicht nur den Wertstoffhof und Betriebsstätten hat, sondern auch Tankstelle und Parkdeck. Wie weit diese mit genutzt werden können von der Feuerwehr, wird noch geklärt. Die Hellingskampschule hofft, dass ihr Neubau am bisherigen Standort 2023 fertig wird und sie dort einziehen kann. Der ISB rechnet hierfür einschließlich Übergangsquartier mit Kosten von gut 20 Millionen Euro. Die Schule soll künftig sogar dreizügig werden, weil dahinter das neue große Wohngebiet &bdquo;Grünheide“ mit rund 600 Wohneinheiten entsteht.

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