Bielefeld. Besitzerwechsel im unterirdischen Jahnplatzforum: Die Frankfurter Immobiliengesellschaft ZvB Bielefeld GmbH, hinter der Investoren aus Frankfurt und Düsseldorf stehen, will die Immobilie von der zur israelischen Elad Gruppe gehörenden TGE GmbH übernehmen. Dazu gehören auch das Pizza-Hut-Gebäude sowie das runde Imbiss-Häuschen am Jahnplatz. Über die weiteren Pläne der Investoren ist noch nichts bekannt.
Insider gehen davon aus, dass diese an einem weiter Betrieb der Passage und der Vermietung der Ladenlokale, die teils langfristige Mietverträge haben, interessiert sind.
Gegenwärtig gebe es noch sieben Mieter in der Anlage, deren bestehende Mietverträge noch zwischen zwei bis fünf Jahren gelten würden, sagte einer der Unternehmer gegenüber nw.de.
Vor drei oder vier Monaten seien die neuen Eigentümer bereits zur Besichtigung der Immobilie vor Ort gewesen und hätten die Räumlichkeiten vermessen. Die Betriebe gehen davon aus, dass es bis Ende 2021 dauern werde, bis die Übergabe der Immobilie auch vertraglich vollzogen sei. Als Kaufpreis soll ein mittlerer einstelliger Millionenbetrag im Raum stehen.
Da eine Sanierung des Jahnplatz-Forums seit Jahren verschoben wurde, sind die Geschäftsleute gespannt auf die Pläne der neuen Besitzer.
"Pizza Hut" erwägt neuen Standort
Nicht veräußert worden ist der vom Jahnplatz-Tunnel zugängliche Keller des Opitz-Hauses, dessen Hauptmieter „TK Maxx" ist. Dort ist die Sahle-Wohnungsgesellschaft Eigentümer.
Stadt verzichtet auf Vorkaufsrecht
Damit das Geschäft zwischen den Immobilien-Firmen zu Stande kommen kann, verzichtet die Stadt auf ihr Vorkaufsrecht. Die Stadt hatte im vergangenen Jahr geplant, im Zuge des Jahnplatzumbaus aus der unterirdischen Passage ein zentrales Fahrradparkhaus mit Läden und Werkstattangeboten zu machen. Ende 2019 war das Vorhaben gestoppt worden. Zuletzt hatte es Überlegungen gegeben, unter dem Jahnplatz ein Jugendzentrum einzurichten.
Die Vorhaben scheiterten jedoch vor allem am Geld. Aktuell würde die Stadt zudem ein finanzielles Risiko eingehen, wenn sie von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen würde: Sie müsste nicht nur den derzeit ausgehandelten Kaufpreis zahlen, sondern auch in die Verträge mit den Mietern der Läden, Geschäfte und Gastronomie-Betriebe einsteigen. Damit könnte sie außerdem auf längere Zeit weder über Passage, Pizza-Würfel und Bratwurstrondell verfügen.
1957 eröffnet
Darüber hinaus hatte ein Instandhaltungsstau im Jahnplatzforum die Stadt abgeschreckt. Die Rede ist unter anderem von notwendigen Wartungsarbeiten an der Heizungsanlage sowie an Brandschutzeinrichtungen.
Als eine der ersten großen Fußgängertunnelanlagen in Deutschland war die Passage unter dem Jahnplatz 1957 eröffnet worden. Es gab Schaufenster und Läden sowie Rolltreppen. Ende der 1980er Jahre verkaufte die Stadt das einstige Schmuckstück an eine Investorengemeinschaft aus Kaufleuten und Rechtsanwälten. Die ließ das Forum zur Einkaufspassage umgestalten.
Attraktivität nimmt ab
Nachdem die Stadt Ende 2019 die mit der TGE geführten Verhandlungen abgebrochen hatte, bot das Unternehmen die Passage samt Pizza-Pavillon und Bratwurstbude zum Verkauf an.
Käufer äußern sich noch nicht
Der künftige Eigentümer ZvB Bielefeld GmbH mit Sitz in Frankfurt gehört zu einem Firmen-Konglomerat mit dem die Zamberk Real Estate Ventures GmbH (ZREV) und der Privatinvestor Freiherr von Bechtolsheim gemeinsam auf dem Immobilienmarkt investieren. Beide haben Anfragen bezüglich des Ankaufs und der Zukunft des Jahnplatzforums bislang nicht beantwortet.
Die ZREV managt bundesweit Gewerbe- und Geschäftsimmobilien mit einer Fläche von rund 100.000 Quadratmetern und ist nach eigenen Angaben auf den Erwerb und die Optimierung von Gewerbeobjekten spezialisiert. Freiherr von Bechtolsheim ist Beiratsmitglied der ZREV und Joint Venture Partner. Er war zuvor in führende Position bei der Bahn AG und der West LB tätig.
Beide haben laut ZREV bereits gemeinsam Projekte wie Logistikzentren, Bürogebäude oder Einkaufsmärkte realisiert.