Millionenprojekt in Bielefelds Ex-Stadtbibliothek am Jahnplatz unter Druck

Bielefeld. Die Pläne sind spannend und kühn. Eine &bdquo;WissensWerkStadt" im Gebäude der früheren Stadtbibliothek an der Wilhelmstraße soll Forschung und Hochschulen in der Stadt erlebbar machen. Fast sieben Millionen Euro fließen an Fördergeld. Doch das Vorzeigeprojekt, für das Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD) wirbt, verzögert sich, weil schwierige Fragen zu klären sind. Und es kommt zunehmend unter Zeitdruck. Denn Ende 2022 muss es stehen, sonst sind die Zuschüsse in Gefahr. Auch beim laufenden Umbau des Jahnplatzes und seines Umfeldes spielt die &bdquo;WissensWerkStadt" schon eine Rolle. Denn sie soll nicht nur in dem innen markanten Gebäude mit dem großen ovalen Dachfenster Wissenschaft präsentieren, sondern auch nach außen wirken. Die Wilhelmstraße soll Richtung Jahnplatz geschlossen werden, damit Platz für Außengastronomie und Veranstaltungen entsteht. Jahnplatz-Umbau spielt eine Rolle Die Jahnplatz-Baustelle zieht sich bis in den Übergang zur Wilhelmstraße, da wird schon gearbeitet. Für die Umgestaltung der Wilhelmstraße läuft derzeit die Planung. Zum einen sucht die Stadt ein Konzept, wie die Straße mehr Aufenthaltsqualität erhält. Zum anderen würde die heutige Einbahnstraße Sackgasse – mit der Zufahrt nur vom Kesselbrink. Und die dortige Verkehrsführung bereitet schon seit längerem Kopfzerbrechen. Eigentlich soll die Straße Am Kesselbrink für Fußgänger keine Barriere zum Platz sein. Deshalb ist sie im nördlichen Abschnitt nur Busspur, die derzeit für die Jahnplatz-Baustelle allerdings für alle frei ist. Das Amt für Verkehr hat für die künftige Regelung fünf Varianten geprüft und empfiehlt, die Ausfahrt der Wilhelmstraße nur zur Friedrich-Verleger-Straße zuzulassen. Darüber berät am 8. Dezember die Bezirksvertretung Mitte. Komplizierte Rechtslage Noch größere Probleme wälzen derzeit städtische Stellen und die Neueigentümer der früheren Stadtbibliothek, die Volksbank-Immobilientochter Geno und der Gütersloher Investor Hauer. Die hatten die Immobilie von der Stadt gekauft und wollen sie jetzt sanieren und für die &bdquo;WissensWerkStadt" umbauen. Etwa 60 Prozent (3.000 Quadratmeter) des Gebäudes sind dafür vorgesehen, die oberen Geschosse für weitere Nutzungen. Die Stadt würde die Räume anmieten und für den Betrieb der &bdquo;WissensWerkStadt" ausschreiben. Erst Ausschreibung nötig Als Betreiber ist die Bielefeld Marketing GmbH, 51-Prozent-Tochter der städtischen Holding BBVG, im Gespräch, die schon viel inhaltliche Vorarbeit geleistet hat. Doch sie darf derzeit nicht mitplanen, weil der Betrieb erst ausgeschrieben werden muss. Darauf kann sie sich bewerben, das können aber auch andere. Die Konstruktion ist kompliziert, weil öffentliche Fördergelder fließen, ein privater Bauherr plant und baut, die Stadt aber die Zuschüsse erhält und dann offen ausschreiben muss. Um hier nicht gegen Richtlinien, Steuergesetze und Vergabekriterien zu verstoßen, ist ein umfangreiches Vertragswerk nötig. Das rechtlich abzusichern, dauert. Deshalb liegt das Projekt, dessen Bau bereits im Juli starten sollte, schon mehr als ein halbes Jahr hinter dem Zeitplan zurück. Um ihre Interessen zu wahren, hat die Stadt zur Projektsteuerung ein externes Büro (Schütt aus Münster) eingeschaltet. Der Immobilienservicebetrieb begleitet das Bauprojekt. Die Planung läuft über das Büro Hauer und Partner. Zeitplan deutlich verzögert Statt Baubeginn im Juli 2020 ist bisher nicht einmal der Bauantrag eingereicht. Und das wird wohl erst 2021 passieren. Allerdings ist Maik Maschmeier vom Büro des Oberbürgermeisters zuversichtlich, dass die Verträge noch vor Weihnachten fertig sind. Erst dann seien die weiteren Schritte möglich. Sie sollen dann &bdquo;so schnell wie möglich folgen". Experten rechnen mit einer Bauzeit von mehr als anderthalb Jahren. Das heißt, die Genehmigung muss sehr schnell vorliegen, damit die Frist Dezember 2022 noch zu halten ist. &bdquo;Wir haben den Zeitpuffer aufgebraucht", räumt Maschmeier ein, sagt aber auch: &bdquo;Das ist sportlich, müsste aber zu schaffen sein." Risiken bleiben Aber Risiken bleiben. Denn Altbauten bergen manch böse Überraschung, und die Baukosten sind in der Zeit gestiegen. Bisher will die Stadt 800.000 Euro zum Bau und später eine Million pro Jahr für laufende Kosten geben. Ob das ausreicht, bleibt abzuwarten.

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