Liefern oder Übergabe an der Tür: So behelfen sich Restaurants im Lockdown

Bielefeld. "Wenn ihr nichts esst, verhungern wir beide." Diese Worte hat ein Imbiss in der Bielefelder Innenstadt seit dem ersten Lockdown im Frühjahr auf einem Stück Papier im Fenster hängen. Der Satz ist so einfach wie zutreffend - zumindest für die Gastronomen: Wenn Imbisse und Restaurants kein Essen anbieten dürfen, gehen sie zwangsläufig pleite. Nun, im zweiten Lockdown, setzen sie alles daran, ihre Speisen doch noch an den Gast zu bringen - entweder durch Übergabe an der Tür oder per Lieferung. Mehr und mehr Gastronomen machen das, aber nicht alle. Für manche sind die Hindernisse einfach zu groß. Einer, der gewillt ist, das Beste aus der Lage zu machen, ist Heiner Meierewert. Er betreibt mit seiner Frau Katrin "Heiner's Imbiss" an der Wertherstraße am Wellensiek. "Zum Glück habe ich viele treue Kunden", sagt er. Rund 70 Prozent des Umsatzes könne er halten, sagt er, weil er seinen Stammkunden nach telefonischer Bestellung die Burger und Fritten an der Tür überreicht. Frei Haus liefern macht er nicht. "Das lohnt sich für mich nicht, weil bei Burgern die Gewinnmarge zu klein ist und durch den Lieferdienst fast ganz aufgebraucht werden würde", erklärt Meierewert. Er kommt auch ohne gut durch die erzwungene Schließungszeit, hofft er. Trinkgeld fällt nun ersatzlos weg Diesen Optimismus hat auch Elisabeth Neumann. Sie ist mit ihrem Mann Michael Betreiberin des gutbürgerlichen Restaurants "Vahle" an der Wertherstraße nahe des Klösterchens. Die Neumanns haben sich gegen einen To-Go- oder Lieferdienst entschieden. Für sie ergibt das keinen Sinn "wegen der Personalprobleme", wie Elisabeth Neumann sagt. Für ihre Menüs müsste die Küche regulär betrieben werden, eine Bestellgarantie aber gebe es nicht. Ein Außerhaus-Service ist für dieses Restaurantsegment kaum abbildbar. "Wir haben das Glück", sagt die Betreiberin, "dass wir Besitzer des Restaurants sind und deswegen keine Pacht an Dritte zahlen müssen." So halten sich die Kosten im Rahmen. Allerdings gefährdet der Lockdown auch das Weihnachtsgeschäft mit den begehrten Gänsemenüs von Vahle und bringt die wirtschaftlichen Existenzen der Mitarbeiter in Gefahr. "Das Trinkgeld, was viel auffängt, fällt nun ganz weg", sagt Elisabeth Neumann bedauernd. Da helfen Ersatzzahlungen der Regierung nichts. 75 Prozent des Umsatzes aus dem Vergleichsmonat des Vorjahres bekommen Gastronomen für die Zeit des Betreibungsverbotes vom Staat, also vom Steuerzahler, bezahlt. Das kann viele vor der Insolvenz retten, zumal damit zu rechnen ist, dass zugleich einige Kosten wegfallen. Aber irgendwo wird das Geld doch fehlen, denn an den Restaurants, Cafés und Imbissen hängen lange Lieferketten und viele Dienstleister. Allein deswegen ist es sinnvoll, wenn die Betriebe weiter geführt werden. "Wir bauen unseren Dienst gerade erst auf" Glücklich ist dabei derjenige, der von seinen Stammkunden treu unterstützt wird, wie die Betreiber von "Soulkitchen" an der Arndtstraße. "Es läuft ziemlich okay, wir werden supportet von den Nachbarn rund um den Siegfriedplatz", heißt es aus dem Lokal für asiatische Spezialitäten. Es ist dort ähnlich wie bei Heiner am Wellensiek: Die Wirte haben sich einen guten Namen gemacht und genug treue Stammesser. Dahin will auch Daniel Eggering, Betriebsleiter des Burgerrestaurants "Peter Pane" an der Niedernstraße. In der Bielefelder Filiale wird fleißig gebraten und frittiert, weil die Speisen an der Tür ausgegeben oder gebracht werden über fremde sowie den eigenen Lieferdienst namens "Peter bringt's". "Es läuft gut", sagt Eggering zufrieden. Klar, es könne gerne noch mehr werden, "aber wir bauen unseren Dienst gerade erst auf", erklärt er. Dafür wird nun massiv geworben, auf der Straße, mit Flyern und mit Anzeigen. Es geht schließlich darum, dass alle diese Zeit überleben: die Gastronomen, ihre Zulieferer, die Mitarbeiter - und die Kunden. Denn wenn die nicht auch mal außer Haus essen, verhungert zumindest ein großes Stück der Ausgehkultur. Alle Informationen zum Coronavirus in Bielefeld im Überblick

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