Unsicherheiten beim Corona-Test: So arbeitet ein Bielefelder Labor

Bielefeld. Im Laufe des Tages, meist mittags, liefern Kuriere von &bdquo;Diamedis" Tausende Abstriche an der Dunlopstraße ab. In dem Medizinlabor in Sennestadt wird derzeit vor allem nach &bdquo;SarsCoV2" in den Proben gesucht, bekannt als Coronavirus. Das funktioniert sehr verlässlich. Thomas Diedrich leitet die Coronavirus-Tests bei Diamedis. Der promovierte Biologe kann erklären, wie das Virus aussieht und wie sicher er und seine Kollegen es finden können. &bdquo;Wir haben zwei Zielgene, die wir identifizieren müssen", erklärt Diedrich. Diese kämen nur im neuen Coronavirus SarsCoV2 vor, nicht in anderen Coronaviren. "Fachgerechte Abstriche sind sehr wichtig" Dafür steht dem Labor der so genannte PCR-Test zur Verfügung. Der Name leitet sich ab von &bdquo;Polymerase Kettenreaktion." Laut Diedrich ist der Test sehr zuverlässig. Die spezifischen Gene von SarsCoV2 könnten sehr gut mit dem Test erkannt werden. Werden sie in einem Abstrich entdeckt, liegt ein positiver Befund vor, werden sie nicht entdeckt, ist es ein negativer Befund. Diedrich und Kollegen können mit Hochleistungsmikroskopen und Einfärbungen sogar erkennen, wie das Coronavirus aussieht. Und tatsächlich entspricht es laut dem Biologen in etwa dem Bild, das davon in der Regel gezeichnet wird: rundlich, mit stalaktitenartigen Spitzen. Einige Unsicherheiten gibt es dennoch – und die liegen zum großen Teil jenseits der Gen-Identifikation im Labor. &bdquo;Es ist ganz wichtig, dass die Abstriche fachgerecht genommen werden", erklärt Diedrich. Dafür muss das Stäbchen tief in den Rachen geführt werden und möglichst großflächig bewegt werden. Denn das neuartige Coronavirus sitzt tief im Rachenraum, hinter dem Zäpfchen. Ein Abstrich aus der Wange oder dem vorderen Rachen reichten oftmals nicht. Zumindest kann ein nachlässiger Abstrich ein falsches Ergebnis provozieren. Das ist aber nicht der einzige wackelige Punkt. Der PCR-Test gilt zwar durch seine doppelte Absicherung – durch das Erkennen der zwei spezifischen Gene des Virus – als sehr treffsicher, aber mit ihm lässt sich nicht sicher bestimmen, ob der getestete Mensch infektiös ist oder nicht. Dafür entscheidend ist nach heutigen Erkenntnissen unter anderem die Virenlast. "Bei geringer Virenlast befindet sich der Verlauf am Ende" Ein starker Befall mit SarsCoV2 sei zwar identifizierbar, aber möglich sei es auch, dass positiv Getestete längst den Höhepunkt einer Infektion hinter sich haben und sich nur noch Reste im Rachen befinden, die für eine Infektion von anderen nicht ausreiche, so Diedrich. &bdquo;Wird eine geringe Virenlast festgestellt, befindet sich der Verlauf meist am Ende." Diamedis kann mit dem so genannten Ct-Wert nur eine grobe Aussage dazu mitgeben. Es gibt zudem Mediziner, die den PCR-Test generell für ungeeignet für ein Massen-Screening halten. So schreibt das aktuelle Ärzteblatt von &bdquo;erheblichen Unsicherheitsfaktoren", vor allem wegen der so genannten Vortestwahrscheinlichkeit (Prävalenz), die das Risiko für eine Erkrankung bestimmter Bevölkerungsgruppen einschätzt. "70 Prozent der positiv Getesteten sind gar nicht positiv" Demnach sei der Vorhersagewert bei einer niedrigen Prävalenz von 3 Prozent &bdquo;erschreckend gering – 70 Prozent der positiv getesteten Personen sind gar nicht positiv, ihnen wird aber Quarantäne verordnet", so das Ärzteblatt. Umgekehrt sei die Infektiosität bei einer hohen Prävalenz (80 Prozent), etwa bei Patienten auf einer Isolierstation, viel höher, als es die Tests anzugeben vermögen. &bdquo;56 Prozent der negativ Getesteten tragen das Virus in sich und können es weitergeben." Die Nachbewertung ist nicht Aufgabe des Medizinlabors Diamedis. Dort kann ein Coronatest innerhalb von vier Stunden ein Ergebnis liefern – in der Theorie. Tatsächlich brauchen die Mitarbeiter trotz Sechs-Tage-Woche und Überstunden meist länger, weil das Test-Aufkommen enorm gestiegen ist. &bdquo;Knapp 100 Proben in einem Set" werden in drei Schritten getestet", sagt Biologe Diedrich. Vorher und hinterher werden sie sortiert und beschriftet. Bei Diamedis wird die arbeitsreiche Zeit anhalten – mindestens so lange, bis SarsCoV2 so mutiert ist, dass es nicht mehr als die Gefahr wie aktuell wahrgenommen wird. Oder, bis ein Impfstoff zur Verfügung steht, von dem sich viele ein Ende der Angst vor einer Ansteckung versprechen. Alle Informationen zum Coronavirus in Bielefeld im Überblick

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