Corona-Krise: Schwere Krankheitssymptome nehmen in Bielefeld zu

Bielefeld. Noch ist es nur eine Tendenz, da die Fallzahlen vergleichsweise gering sind. Doch der Tenor der heimischen Mediziner ist eindeutig: Die Corona-Fälle werden wieder schwerer. Unter den Infizierten befinden sich wieder mehr Ältere. Und die Infektionsquellen werden immer unübersichtlicher. Georg Rüter, Geschäftsführer des Franziskus-Hospitals: &bdquo;Es kommt sozusagen von überall her; ohne Ankündigung, ohne Symptome, ohne Alters- oder sonstige Klassen." Die Corona-Patienten Bis heute wurden 140 Corona-Patienten in den drei Bielefelder Krankenhäusern behandelt. Das sind 35 mehr als vor fünf Wochen. Realistisch ist, dass von den 140 Corona-Patienten rund zwei Drittel aus Bielefeld kommen. Aktuell gibt es 17 Patienten (siehe Grafik). Ende September waren es 5. Zu Spitzenzeiten lagen Anfang April knapp 25 Patienten wegen des Coronavirus in den Bielefelder Krankenhäusern. Die Verläufe Das Evangelische Klinikum Bethel (EvKB) verzeichnet seit einer Woche einen Patienten-Anstieg, teilt Hans-Werner Kottkamp mit. Er ist Chefarzt der Zentralen Notaufnahme. &bdquo;Darunter waren auch wieder vermehrt ältere Patienten, bei denen die Erkrankung einen schweren Verlauf genommen hat." Aktuell liegen im EvKB 8 Corona-Patienten. Damit seien die Behandlungskapazitäten längst nicht ausgeschöpft. Man könne jederzeit auf Bedarfe reagieren. Georg Rüter stellt an allen drei Standorten des Franziskus-Hospitals ein &bdquo;Hochlaufen" fest. Die Ärzte Ulrich Weller arbeitet in einer großen Gemeinschaftspraxis in Gadderbaum mit insgesamt neun Ärzten. &bdquo;Wir mussten über viele Wochen gar keine Corona-Abstriche bei uns machen. Jetzt waren es allein am Samstag 17, von denen 3 positiv waren", sagt Weller. Das sei viel. &bdquo;Die Zahlen steigen". Eine Patientin musste er kürzlich mit schweren Symptomen ins Krankenhaus einweisen lassen. Ihr Allgemeinzustand habe sich deutlich verschlechtert. &bdquo;Das war das erste Mal." Die Infektionsherde Noch vor einem Monat war das Infektionsgeschehen in der Stadt recht gut einzuordnen. Es handelte sich vor allem um große Familienfeiern und um Partys, zum Beispiel Hochzeiten. Inzwischen spricht Krisenstabsleiter Ingo Nürnberger davon, dass sich das Virus &bdquo;sehr diffus" in der Bielefelder Gesellschaft verteile. Es folge keinem richtigen Cluster, verbreite sich mittlerweile auch verstärkt innerhalb von Familien. Es gebe durchaus einige Einzelinfektionen. Die Einordnung Der Krisenstab nimmt ab jetzt wieder regelmäßige Telefon-Konferenzen mit den Krankenhäusern auf, um sich über die aktuelle Lage auszutauschen. Zur momentanen Situation sagt Nürnberger: &bdquo;Das ist in der Gesamtschau noch nicht bedrohlich." Auch von einem Versorgungsengpass sei man in Bielefeld &bdquo;meilenweit" entfernt. Das Labor Diamedis Kritische Stimmen verweisen darauf, dass die steigende Infektionszahl mit einer Zunahme der Tests begründet ist. Tatsächlich werden beim Labor Diamedis in Sennestadt inzwischen rund vier Mal so viele Tests eingereicht, wie Ende März. Das führe zu mehr Positiv-Ergebnissen, da zum Beispiel infizierte Angestellte in den Schulen, Kitas und Pflegeheimen erkannt werden, obwohl sie keine Symptome haben. Das sei sonst nicht der Fall gewesen, erklärt Fachärztin Franziska Wiebesiek. Aber: &bdquo;Die Mehrtestung allein erklärt jedoch nicht den Anstieg der Infektionsrate in den letzten 3-4 Wochen." Das Labor Krone Einige Bielefelder Tests werden auch in das Labor Krone in Bad Salzuflen geschickt. Geschäftsführer Carsten Tiemann betont, dass eine Ableitung und ein Vergleich aufgrund der Zahlen schwierig seien. Aktuell würden in dem Labor zwischen 6.000 bis 8.000 Tests aus ganz OWL und darüber hinaus pro Tag eingehen. Diese Zahl decke sich in etwa mit der aus dem Frühjahr; sie sei sogar noch etwas höher. Nach der Sommerpause sei die Anzahl der eingereichten Tests deutlich zurückgegangen – und ab dem Herbst wieder enorm angestiegen. Laut Tiemann ist auch die Positivenrate in der Region angestiegen. Es gibt also mittlerweile mehr positive Fälle bei einer gleichbleibenden Anzahl an Tests. Das Labor sei nicht ausgelastet und habe auch noch keine Engpässe, so Tiemann. Doch der Bedarf an Material wie Abstrichtupfer und Reagenzgläser werde generell größer im Land. &bdquo;Es wird eine Herausforderung, das über einen längeren Zeitraum sicherstellen zu können." Die Kontaktsuche &bdquo;Die Kontakte der Infizierten sind schwer einzugrenzen", sagt Stadtsprecher Daniel Steinmeier. Bei einem Infizierten musste das Gesundheitsamt kürzlich eine dreistellige Anzahl an Kontakten nachverfolgen – &bdquo;das war sehr viel." In anderen Fälle seien es oft bis zu 5 Kontakte. Steinmeier: &bdquo;Eine Faustformel gibt es aber nicht. Das verteilt sich stark." Überblick: Alle Infos zum Coronavirus in Bielefeld

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