Bielefeld. Die Nachricht von der Corona-Infektion des Bayern-Profis Serge Gnabry hat auch bei Arminia Bielefeld für höheren Puls gesorgt. Hatte der Nationalspieler am Samstagabend doch 65 Minuten lang auf der Alm gegen die Arminen vollen Einsatz gezeigt. Hätte das Zusammentreffen der Fußballprofis auf einem Bielefelder Schulhof stattgefunden, säßen jetzt alle Feldspieler zwei Wochen lang in Quarantäne – egal wie ihr Covid-19-Test ausfällt. Doch laut Krisenstabsleiter Ingo Nürnberger handelt sich in diesem Fall um eine „Sonderbehandlung und Bevorzugung des Profifußballs".
Denn im Gegensatz zu Schülern und Lehrern und anderen Bürgern der Stadt können sich Fußballprofis mit einem negativen Test aus der drohenden Quarantäne befreien. Nürnberger bestätigte auf Anfrage, dass die Profis von Arminia Bielefeld nicht in Quarantäne müssen.
Kontakte beim Spiel sind keine der ersten Kategorie

Bei ihnen handele es sich nicht um Personen der Kontaktkategorie 1. Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) wird für Kategorie 1 angenommen, dass zwei Menschen zusammengerechnet 15 Minuten engeren Kontakt hatten, beispielsweise in einem persönlichen Gespräch.
Zwar hätten die Spieler auf dem Spielfeld direkten Kontakt zu Serge Gnabry gehabt, allerdings sei die „Phase des engen Kontakts" trotz der rund 65 Minuten Spielzeit sehr kurz gewesen, so Nürnberger. Es bleibe dabei zwar ein Restrisiko, doch das werde minimiert, weil die Fußballprofis regelmäßig getestet würden. Laut Nürnberger ist das zwei Mal pro Woche der Fall.
Alle Arminia-Tests negativ
Und tatsächlich meldete der DSC am Nachmittag: „Alle im Testverfahren befindliche Personen sind negativ." Damit können die Bielefelder aufatmen. Wären positive Ergebnisse aufgetreten, hätte es – wie bei Dynamo Dresden, VfL Osnabrück oder MSV Duisburg – 14 Tage Pause bedeutet.

Doch trotz negativen Tests können in der Inkubationszeit von 14 Tagen noch Symptome und eine Corona-Infektion auftreten, schreibt die Stadt Bielefeld in ihrer offiziellen Info für Quarantäne-Fälle. Das sei insbesondere dann zu befürchten, wenn der Corona-Test nur wenige Tage nach dem letzten Kontakt zum Infizierten durchgeführt wurde. Deshalb sei es nicht möglich, die Quarantäne-Zeit mit einem negativen Test zu beenden.
Krisenstabsleiter kann Kritik aus der Bevölkerung verstehen
Kontakt zu Gnabry hatten die Arminen am Sonntag, ihr Test wurde am Mittwochvormittag durchgeführt. Bei den Profi-Fußballern macht die Stadt also eine Ausnahme. Nürnberger bezieht sich dabei auf das Konzept des RKI und der Deutschen-Fußball-Liga (DFL). „Würde es diese Regelung nicht geben, würde das den Bundesliga-Spielplan ansonsten vermutlich innerhalb weniger Tage durcheinanderbringen", glaubt der Krisenstabsleiter.
Gegen kritische Stimmen in der Bielefelder Bevölkerung könne Nürnberger „nicht wirklich" etwas entgegenhalten. Dennoch hält er die Infektionsgefahr in diesem Fall für vertretbar. Auch deshalb, weil sich die Fußballprofis quasi in einer Art „Arbeitsquarantäne" befinden würden: „Wir als Gesundheitsaufsicht sind nicht unruhig."
"Virologen sehen keine Gefahr bei Kontakten auf dem Platz"

Samir Arabi, Sport-Geschäftsführer beim DSC, hielt eine Ansteckung schon vor den Tests für unwahrscheinlich: „Nach Einschätzung der Virologen genügen die kurzen Kontakte auf dem Platz eigentlich gar nicht, um eine Infektion zu verursachen. Eine Ansteckung während der Partie ist sehr, sehr unwahrscheinlich."
Und neben der Partie seien „sämtliche Vorgaben umgesetzt worden – von der Abstandsregel außerhalb des Platzes bis hin zur Maskenpflicht." Die Bayern hatten sich bekanntlich ja sogar in einer Kabine in der benachbarten Realschule umgezogen. Das Problem in der Pandemiezeit sei also weniger das sportliche Aufeinandertreffen, so Arabi, sondern das Freizeitverhalten der Spieler." Deshalb müsse man „die Spieler jetzt erst recht noch einmal sensibilisieren, besonders vorsichtig zu sein."
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