Pärchen vor Gericht: Mordtat mit 100 Messerstichen

Bielefeld/Hannover. Der Bielefelder Kadir A. (28) reiste zu einem zweiten Date nach Hannover. Doch die 25-jährige Frau erwartetet ihn dort aus ganz anderen Gründen. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft verfolgte die junge Frau zusammen mit ihrem neuen Freund einen brutalen Racheplan. Kadir A. starb laut Obduktion durch mehr als 100 Messerstiche. Seit Dienstag müssen sich die 25-jährige Hannoveranerin und ihr Freund (24) vor dem Landgericht Hannover wegen heimtückischen Mordes aus niederen Beweggründen verantworten. Laut der zum Prozessauftakt verlesenen Anklageschrift lockte das Paar ihr Opfer in eine Falle. In der Wohnung des 24-Jährigen soll er dann den Bielefelder zunächst mit Pfefferspray angegriffen und mit einem japanischen Dolch zugestochen haben. Mehr als 100-mal soll der 24-Jährige auf den Bielefelder eingestochen haben. Dabei muss sich der Hannoveraner selbst verletzt haben. Denn er rief anschließend den Rettungsdienst. Mordverdächtiger wimmelt Polizei vor der Haustür ab Nachbarn riefen wegen lauter Schreie die Polizei. Doch der Täter konnte die Beamten vor dem Haus abwimmeln. Er soll ihnen gesagt haben, dass er sich selbst bei Ninja-Kampfübungen verletzt habe. Als die Beamten wieder abzogen, soll der lebensgefährlich Verletzte noch oben in der Wohnung gelegen haben. Das Opfer starb an dem hohen Blutverlust nach Verletzungen an Herz und Milz. Anschließend verscharrte das Paar den Leichnam laut Anklageschrift in einem frisch eingeebneten Grab auf einem Friedhof in Hannover-Kirchrode. Der Grund für den blutigen Racheplan soll eine angebliche Vergewaltigung gewesen sein: Die Angeklagte und das Opfer hatten sich Anfang 2019 online kennengelernt. Nachdem es in Bielefeld zu einem Zusammentreffen gekommen war, soll Kadir A. die Beziehung beendet haben. Anschließend zeigte die Frau ihn wegen Vergewaltigung an. Kadir A. wusste von den schweren Vorwürfen gegen sich nichts Doch die Staatsanwaltschaft Bielefeld stellte das Verfahren bald ein, weil schon die Aussage der jungen Frau nicht für einen Anfangsverdacht ausreichte. Laut Pascal Ackermann, Rechtsanwalt von Kadir A.s Familie, hatte Kadir A. nie erfahren, dass die Hannoveranerin ihn schwer beschuldigt hatte. Entsprechend arglos hatte er sich am 5. April 2020 auf den Weg nach Hannover gemacht. Zwei Tage später meldete die Familie des Supermarktverkäufers Kadir A. als vermisst. Am 15. April fanden Friedhofsgärtner die halb verscharrte Leiche des 28-Jährigen. Das nun angeklagte Paar lebte zum Tatzeitpunkt in Wohnungen einer Behinderteneinrichtung und stand unter gesetzlicher Betreuung. Ein psychiatrischer Sachverständiger soll im Prozess eine mögliche Schuldunfähigkeit prüfen. Das Paar sprach kein Wort miteinander Beim ersten Prozesstag wurde lediglich die Anklage der Staatsanwaltschaft vorgelesen. Das Paar saß während der Verhandlung nebeneinander, sprach aber nicht miteinander. Die Angeklagten wollen sich laut ihrer Verteidigung an den kommenden Prozesstagen äußern. Das Landgericht Hannover hat nach Angaben eines Sprechers für das Verfahren 18 Verhandlungstage angesetzt. Die Trauer mit einer gerechten Strafe hinter sich lassen Für den Vater und die Schwester des Opfers war der Beginn des Prozesses "ein guter Tag", sagte Nebenklagevertreter Pascal Ackermann. "Unser Ziel ist die weitestgehende Aufklärung des Falles und eine gerechte Strafe für die Verantwortlichen", so der Rechtsanwalt. "Wir hoffen in diesem Prozess auf ehrliche Antworten." Die Angehörigen von Kadir A. seien immer noch in tiefer Trauer, erklärt der Jurist. "Sie hoffen, dass dieses Verfahren ihnen die Chance bietet, ihre Trauer nun hinter sich zu lassen."

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