Corona kommt mit Wucht zurück: Bielefeld droht hochexplosiver Herbst

Bielefeld. Eine ereignisreiche Corona-Woche liegt hinter uns. Am Montag hatten sich in der Stadt etwa 300 Menschen zu einer Demonstration gegen die Corona-Politik der Bundesregierung zusammengetan. Sie nennen sich Querdenker, Corona sei demnach nicht gefährlicher als eine gewöhnliche Grippe. Dem Charité-Chefvirologen Christian Drosten unterstellen sie das Auslösen einer Massenpanik. Die Protestierenden sind heterogen. Von einer Bewegung mit einem gemeinsamen Ziel zu sprechen, wäre wahrscheinlich zu viel. Dennoch sollte man sich mit den Demonstrierenden kurz beschäftigen. Möglichst ohne Vorurteile. Es gibt keinen Grund , diese Menschen zu belächeln oder erst gar nicht erst zu nehmen. Dafür ist das Thema zu ernst. Menschen haben Grummeln im Bauch Die Menschen haben ein Grummeln im Bauch, hinterfragen zunehmend die Sinnhaftigkeit der RKI-Zahlen und die daraus abgeleiteten Maßnahmen. Und es geht ihnen um die Einschränkung der Grundrechte. Diese Woche hat wieder gezeigt, wie kontrovers über Corona, die Testverfahren, die Risiken und die Folgen der politischen Maßnahmen diskutiert wird. Mehr Debatten ohne Vorverurteilung wünschen sich die einen, regelmäßige Appelle ob der Gefährlichkeit des Virus die anderen. Nach einem Kommentar, der deutliche Kritik an der Demonstration und den dort geäußerten Reden übte, ergoss sich über die Lokalredaktion eine Leserbrief- und E-Mail-Flut, teils mit heftigen Beleidigungen. In diesem Ausmaß gab es das zuletzt 2015 während der Flüchtlingskrise. Covid 19 versetzt unsere Welt in einen Ausnahmezustand Es gibt weitere Parallelen. Es kristallisiert sich heraus, dass Der Umgang mit dem Virus ein Thema ist, dass das Potenzial hat, die Gesellschaft zu spalten. Covid 19 versetzt unsere Welt in einen Ausnahmezustand. Gerade die vergangenen drei Wochen haben vielen Bielefeldern erneut vor Augen geführt, wie fragil unser Alltag ist. Viele Menschen in der Stadt haben mit den Folgen der Familienfeier am 15. September gekämpft: 74 Corona-Fälle, 1.700 Menschen in häuslicher Isolation. Unter ihnen alleine 1.100 Schüler und Lehrer. Elf Schulen und eine Kita waren betroffen. Krisenstabsleiter zeigt sich besorgt Am Anfang der Woche hatte sich die Corona-Lage wieder etwas entspannt. Die Zahl der Neuinfektionen war auf relativ niedrigem Niveau. Das hat sich wieder gedreht. Die Zahlen steigen wieder. Krisenstabsleiter Ingo Nürnberger zeigte sich in der Pressekonferenz am Freitag sehr nachdenklich. Besorgt ist er vor allem wegen der Feiern in der Stadt. Feste werden in Coronazeiten zum Risiko. Das wissen wir schon lange. Doch die Wucht, mit der unser Alltag im Handumdrehen auf den Kopf gestellt werden kann, ist immens. Der Krisenstab appelliert an die Vernunft. Mehr Möglichkeiten hat er aktuell nicht. Dürfte er Feste mit 100 Gästen verbieten, würde er es wahrscheinlich gerne tun. Vieles hängt von uns selbst ab Denn Probleme gibt es genug. Noch ist offen, welche Konsequenzen sich für Bielefeld aus der Tatsache ergeben, dass Coronainfizierte auf drei Hochzeitsgesellschaften gefeiert haben. Die Sorge, dass es wieder zu Schul- oder Kitaschließungen kommen könnte, ist groß. Die Aussichten Richtung Herbstferien sind also eher trüb. Krisenstabsleiter Ingo Nürnberger geht davon aus, dass die zweite Jahreshälfte für das Gesundheitsamt arbeitsintensiv wird. Er will das Personal massiv aufstocken. &bdquo;Sonst schaffen wir das nicht", sagt er. Die zweite Hälfte des Jahres wird ungemütlich und zäh. Weniger Möglichkeiten im Freien, volle Schulen, volle Züge, Busse und Stadtbahnen. Dazu private Feiern, Reiserückkehrer und das wuselige Weihnachtsgeschäft. Das Ringen um richtige und angemessene Maßnahmen im Kampf gegen das Virus ist die Herausforderung der Zeit. In Bielefeld hat der Krisenstab bisher gute Arbeit geleistet. Ob wir weiterhin gut durch die Pandemiezeit kommen, hängt von vielen Faktoren ab. Auch von unserem Verhalten.

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