Katrin Göring-Eckardt bei Bielefelder Wahlkampf-Auftritt beschimpft

Bielefeld. Wenn Politiker mit Bürgern ins Gespräch kommen wollen, läuft nicht immer alles nach Plan. Diese Erfahrung machte jetzt auch Katrin Göring-Eckardt auf dem Siegfriedplatz. Die Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Grünen unterstützte am Dienstagabend ihre Bielefelder Kollegen im Kommunalwahlkampf. War sie anfangs noch voll des Lobes (&bdquo;Ich bin total gerne in Bielefeld; hier am Bauernhausmuseum gibt es eine der schönsten Laufstrecken"), so musste sie im Verlauf des Abends eine eher nervige und unschöne Erfahrung machen. Ein Bürger, der inmitten der knapp 100 Besucher stand, störte die Ausführungen der Spitzenpolitikerin immer wieder mit den Worten &bdquo;Hau ab". Davon ließ sich der Mann auch nicht durch Bundestagsmitglied Britta Haßelmann und Ratsmitglied Klaus Rees abbringen, die mehrfach beschwichtigend auf den Mann einredeten. Vor allem Rees blieb lange Zeit bei ihm stehen, um ruhig und sachlich auf ihn einzuwirken. Bis dahin lief die Veranstaltung bereits 45 Minuten. Göring-Eckardt brach ihre politischen Ausführungen mehrfach ab - und bat dem Mann an, sein Anliegen vor allen Besuchern am Mikrofon zu klären. Der aber hatte daran kein Interesse. "Das ist Demokratie. Ich darf sagen, was ich will", entgegnete er Besuchern, die auf ihn einredeten. Und: "Wir sind hier nicht in Belarus", sagte er in Anspielung auf die aktuellen Proteste in dem Land. Polizisten führten den Mann ab Haßelmann forderte ihn vergeblich auf, wenigstens einen Mund-Nasen-Schutz aufzusetzen. "Sich hier dicke tun, obwohl alle anderen Leute Fragen haben, ist leidig", sagte sie zu dem Mann. Da offenbar mehrere Besucher die Polizei gerufen hatten, kümmerten sich die Beamten schließlich um die Angelegenheit. Sie führten ihn von der Menge weg und baten ihn, sich auszuweisen. Da er offensichtlich auch das nicht wollte, klickten wenig später die Handschellen und der Mann wurde in einem Streifenwagen vom Platz gefahren. Polizeisprecher Michael Kötter sagte am Mittwochvormittag auf Nachfrage, dass es sich bei dem Mann um einen 64-jährigen Bielefelder handelt, der jetzt Anzeige wegen einer Ordnungswidrigkeit erhält, welche sich auf das Versammlungsgesetz bezieht. Der Mann sei noch so lange auf der Wache geblieben, bis die Veranstaltung zu Ende war. Der Vorfall trübte merklich die Stimmung unter den Besuchern. Immer wieder verfolgten sie den Einsatz der Polizei, anstatt den Ausführungen der Grünen-Politiker zu folgen. Göring-Eckardt, Bielefelds Grünen-Spitzenkandidaten Jens Julkowski-Keppler und Christina Osei aber blieben ausgesprochen cool und professionell. Göring-Eckardt betonte in ihrer kurzen Ansprache, wie sehr die soziale und die Klima-Frage zusammenhängen. Mobilität, sozialer Zusammenhalt, grünere Städte und ein engeres Verhältnis zwischen Stadt und Land machen laut Göring-Eckardt die &bdquo;Stadt der Zukunft" aus. In den Kommunen müsse es zudem mehr öffentliche Orte &bdquo;wie den Siggi" geben. Auf die Frage eines Mädchens, ob es künftig kleinere Schulklassen geben könne, antwortete Göring-Eckardt: "Ich finde es total gut, darauf hinzuarbeiten." "Waren 2019 mit Abstand stärkste Kraft" Für ihre Bielefelder Kollegen hatte die Bundespolitikerin noch ein Lob parat: &bdquo;Von den Wahlergebnissen hier in Bielefeld wage ich als Thüringerin nur zu träumen." Doch sie wisse, dass "hier noch mehr geht". Auch Julkowski-Keppler erinnerte an das starke Abschneiden der Grünen bei der Europawahl 2019. &bdquo;Wir waren dort mit Abstand stärkste Kraft." Er hoffe, bei der Kommunalwahl mit seiner Partei ähnlich gut abzuschneiden. Wie wichtig ein gutes Ergebnis für die Grünen und ihre Themen sei, machte er anhand von zwei Beispielen deutlich. Auf die Frage eines Besuchers, warum es in Bielefeld keine Baumschutzsatzung mehr gebe, antwortete Julkowski-Keppler: &bdquo;Wir wollten sie dieses Jahr wieder aufrollen; die anderen Parteien waren dagegen." Zweites Beispiel: Als ein Mädchen fragte, warum Bäume für eine Stadtbahn gefällt wurden, sagte Julkowski-Keppler: &bdquo;Da konnten wir uns gegen die anderen Parteien nicht durchsetzen." Insgesamt sieht Julkowski-Keppler Bielefeld auf einem guten Weg. Diesen wollen die Grünen künftig fortsetzen und noch mehr Verantwortung übernehmen. Auch Oberbürgermeister-Kandidatin Kerstin Haarmann gesellte sich mit etwas Verspätung dazu, um mit Bürgern ins Gespräch zu kommen. Sie hatte zuvor an einer DGB-Veranstaltung teilgenommen. Gegen 20.30 Uhr endete die Veranstaltung auf dem Siegfriedplatz.

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