Kerstin Haarmann: Grüne OB-Kandidatin mit Karate-Gürtel und viel Erfahrung - mit Video

Bielefeld. Als Paderbornerin prophezeien ihr viele einen schlechteren Stand beim Rennen um den Chefinnen-Posten im Bielefelder Rathaus. Haarmann sieht das anders: &bdquo;Lokale Politikvertreter sind in ihren Sichtweisen auf städtische Themen oft festgefahren. Mein Vorteil ist ein frischer Blick auf die Stadt und ihre zukünftigen Herausforderungen.“ Statt mit Etabliertheit will die 54-Jährige mit Inhalten punkten – und mit Führungserfahrung. Tatsächlich bringt sie für das Oberbürgermeister-Amt einen beeindruckenden Lebenslauf mit. Kindheit mit Karate Das gleich vorweg: Eine Ur-Paderbornerin ist Haarmann ohnehin nicht. Sie stammt aus dem Örtchen Wehrendorf im Landkreis Osnabrück. &bdquo;Dort bin ich westfälisch bodenständig aufgewachsen.“ Als Teenager war Haarmann eine Sportskanone, lernte Taekwondo, erwarb in Karate den Grünen Gürtel und stieg mit ihrer Volleyballmannschaft in die Oberbezirksliga auf. Als Mannschaftsführerin. &bdquo;Ich wollte schon immer mitreden.“ Ehrgeizig vorne weggehen, das liegt ihr. Haarmann ist keine, die an nur einem Ort verwurzelt ist: Jura-Studium in Marburg, Internationales Wirtschaftsrecht in London, Referendariat in Hamburg. 2000 kam sie nach Paderborn, um dort als Leiterin die Rechtsabteilung der Wincor Nixdorf AG aufzubauen. Ihr Zuhause ist heute Schloß Neuhaus. &bdquo;Hier schwimme ich fast täglich im See, das ist neben Radfahren heute mein Sport.“ "Zu Hause fühle ich mich in Bielefeld bereits" Mit ihrem Ehemann, dem Paderborner Windunternehmer Johannes Lackmann, hat Haarmann den Sommerurlaub corona-bedingt hier im Haus mit Garten verbracht. &bdquo;Wenn ich Oberbürgermeisterin werde, würde ich natürlich eine Wohnung in Bielefeld nehmen“, sagt sie. Sie habe schon länger Freunde in der Stadt, der Kontakt zu den hiesigen Grünen sei zudem eng. &bdquo;Zu Hause fühle ich mich in Bielefeld bereits.“ Fachlich bringt Haarmann für den Posten der Stadtchefin einiges mit: Verwaltung, Führung, Verkehr, Lokalpolitik – das alles hat sie drauf. Als Paderborner Grüne kandidierte sie für den Bundestag, sie war Kämmerin beim Lippischen Landesverband und Geschäftsführerin beim Bundesverband Windenergie sowie beim Verkehrsclub Deutschland, dem sie heute als Bundesvorsitzende vorsteht. &bdquo;Ich kann sehr strategisch Sachen angehen und war immer zielstrebig – auch wenn man mit dem Alter gelassener wird.“ Die Juristin stammt aus einfachen Verhältnissen Bereits als Jugendliche habe sie Anwältin oder Politikerin werden wollen, erzählt Haarmann. &bdquo;Ohne BAföG und Nebenjobs wäre ein Studium für mich nicht möglich gewesen.“ Sie stammt aus einfachen Verhältnissen. Der Vater: Lastkraftwagenfahrer. Die Mutter: halbtags im Büro. Die Juristin ist die erste Akademikerin in ihrer Familie. &bdquo;Mir war immer klar, dass ich schnell fertig werden musste.“ Wegen Corona ist die Kommunalwahl trotz guter Vorbereitung für sie nun zum Sprint geworden. Um ihren Blick auf die Stadt zu schärfen und sich noch besser in Bedürfnisse und Probleme einzufühlen, hat die langjährige Grünen-Fraktionsvorsitzende im Paderborner Kreistag ihr ganz persönliches &bdquo;Bielefeld Abitur“ absolviert. &bdquo;Ich war in den vergangenen Monaten viel unterwegs in der Stadt. Ich habe mich mit Arbeitgebern aus der Wirtschaft getroffen und unter anderem mit Vertretern von Fachhochschule, Uni, MoBiel, Stadtwerken, Wohnungsbaugesellschaften und sozialen Einrichtungen gesprochen. Das hat trotz Corona gut geklappt.“ Rührig präsentiert sie sich zudem in digitalen Talk-Formaten und auf diversen Social-Media-Kanälen. Trotz ihrer Medien-Erfahrung entglitt ihr jedoch jüngst ein Interview mit einer Lokalzeitung. Gefragt nach dem Kesselbrink sagte Haarmann, dortige Dealer seien häufig &bdquo;Schwarzafrikaner“ – eine kolonialistisch geprägte Bezeichnung, für die sie sich umgehend entschuldigte. Verkehrspolitik für Bielefelder - nicht für Pendler Politisch setzt die Grüne klare Prioritäten. Die Bielefelder selbst, und nicht Besucher aus dem Umland, seien das Wichtigste bei der Entwicklung von Stadt und Stadtverkehr, betont sie. &bdquo;Pendler, die für die Arbeit oder den Einkaufsbummeln von außen kommen, sind zwar wichtig für die Wirtschaft und den Handel. Aber es muss darum gehen, ein attraktives Bielefeld zu schaffen, insbesondere für die Menschen, die in der Stadt leben.“ Attraktiv bedeutet für Haarmann auch: innenstadtnahes, gut angebundenes Wohnen, Fahrradfreundlichkeit, eine autofreie Altstadt, mehr Solaranlagen auf Dächern und integriert an Trassen und Lärmschutzwänden, ein detailliert berechnetes Klimaschutzkonzept. &bdquo;Ich war erstaunt, dass es das in einer Großstadt wie Bielefeld nicht gibt.“Der Jahnplatz? &bdquo;Ein Kompromiss, und so sieht er auch aus“, sagt Haarmann unverblümt. Aber nicht nur hier sieht sie in Bielefeld reichlich Potenzial. &bdquo;Wirtschaftlich, wissenschaftlich, innovativ und in Sachen Digitalisierung ist viel mehr möglich.“ Das will sie als Oberbürgermeisterin angehen.

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