Bielefeld

Hicrets Kicker versprühen Glanz auf staubtrockener Asche

Die Goldenen Zwanziger: In der letzten Folge unserer Serie nominiert Ilhami Karabas die wohl besten SCH-Kicker zwischen 2000 und 2020

„Eigentlich zu gut für Hicret": Alaadin Nas, hier 2015 gegen TuS Jöllenbecks Peter Schmoranz (l.), brachte seinen Gegenspieler auch auf dem rustikalen Geläuf des Gleisdreiecks zur Verzweiflung. Deshalb gibt es ein dickes Lob von Nominator Ilhami Karabas. | © Christian Weische

08.08.2020 | 08.08.2020, 03:00

Bielefeld. Erst 22 Jahre ist der SC Hicret alt und damit jünger als die meisten seiner Spieler. Dennoch ist das Gleisdreieck in Brackwede schon längst eine nicht mehr wegzudenkende Adresse in der Bielefelder Amateurfußballszene. Auf dem staubtrockenen Ascheplatz, der von so manch einem Gegner verhasst, aber von einigen Spielern der Legendenelf geliebt wird, steht das sechste Bezirksligajahr in Folge bevor.

Erst 2013 gelang der Aufstieg in die Kreisliga A, schon im zweiten Jahr im Kreisoberhaus ging es dann weiter in die Bezirksliga. Zur Aufstiegssaison hatte sich auch der Nominator der Legendenelf dem Klub angeschlossen: Ilhami Karabas ist in seiner Karriere schon mit dem TuS Dornberg in die Oberliga aufgestiegen und hat für den SV Rödinghausen, den VfL Theesen und den VfB Fichte gespielt – am Gleisdreieck aber ist der heute 34-jährige zu Hause angekommen: „Für mich ist der SC Hicret eine Familie, jeder kennt jeden. Wir sind kein großer Verein, aber wir versuchen aus unseren Möglichkeiten das Maximum herauszuholen.“

Karabas verzichtet selbstlos auf seine Berufung

Nominator: Ilhami Karabas kennt den SC Hicret bestens. - © Nicole Bentrup
Nominator: Ilhami Karabas kennt den SC Hicret bestens. | © Nicole Bentrup

Auch wenn Karabas noch immer selber aktiv ist und in den letzten Jahren ohne Zweifel einer der prägenden Spieler des Hicret-Teams war, verzichtet er selbstlos auf eine eigene Berufung in die Elf der Besten von 2000 bis 2020. Es gibt schließlich auch etliche weitere Spieler, die es zu würdigen gilt: Schon auf der Torwart-Position musste Karabas mit der Entscheidung zwischen Denis Ayfon und Deniz Savas kämpfen, die sich den Platz zwischen den Pfosten im Aufstiegsjahr teilten. Karabas Wahl fällt letztendlich auf Deniz Savas, der drei Jahre am Gleisdreieck spielte und heute noch für den FC Türk Sport in der Bezirksliga aufläuft. Karabas schwärmt: „Er ist ein Panther zwischen den Pfosten“.

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Auf der Rechtsverteidigerposition läuft Ermiyas Amdemichael auf, der schon seit sieben Jahren für den SC Hicret spielt und auch dem aktuellen Kader noch angehört. Amdemichael punkte durch Zuverlässigkeit und sei auch immer motiviert, wenn er mal nicht spiele, so Karabas. Das Innenverteidigerduo bilden Hüseyin Karahan und Muhammet Istek. „Karahan ist sehr kopfball- und zweikampfstark. Für einen Innenverteidiger wollte er aber zu häufig nach vorne, um selbst das Tor zu machen“, erzählt der Nominator grinsend.

"Istek ist ein Terrier, geht in jeden Zweikampf"

Während Karahan inzwischen in der Herforder A-Liga unterwegs ist, hat es Istek inzwischen zum Kapitän des SC Hicret gebracht: „Er ist ein Terrier, geht in jeden Zweikampf rein. Gerne holt er sich auch mal die ein oder andere Platzwunde“. Von Wunden kann auch der Linksverteidiger der Legendenelf viele Geschichten erzählen: Mustafa Gül setzte nämlich auch auf der Asche am Gleisdreieck gerne zur Grätsche an. Karabas ist froh, ihn auf seiner Seite gehabt zu haben.

„Özgen Yildizmusst du einfachnur den Ball geben“

„Gegen Mustafa zu spielen war nämlich nie so angenehm“. In der Saison 2018/2019 verdiente sich Gül seine ersten Meriten als Trainer, coachte die zweite Mannschaft des SC Hicret. Auf der Doppel-Sechs bringt Karabas Tanju Ertunc und Özgen Yildiz: „Tanju ist Sohn unseres langjährigen Trainers und auf dem Platz eher ruhig. Aber er ist sich nie zu schade, auch in der 90. Minute noch einen Sprint anzuziehen. Und Özgen Yildiz musst du einfach nur den Ball geben, dann sagt er der Pille, wohin sie muss – und dann war es das. Unglaublich, was der mit der Kugel macht.“ Während Ertunc heute noch immer nicht aus der 1. Mannschaft wegzudenken ist, hat Yildiz die Schuhe nach einer bewegten Karriere, die ihn bis in die Oberliga führte, inzwischen mehr oder weniger an den Nagel gehängt.

Ein echter Allrounder spielt in der Legendenelf im rechten Mittelfeld: „Osman Cicek hat von Torwart bis Sturm auf jeder Position bei uns gespielt“, berichtet Karabas. Insgesamt sieben Jahre trug Cicek das Hicret-Trikot, zur neuen Saison wird er in der zweiten Mannschaft des FC Türk Sport geführt. Auf der „Zehn“ vertraut Karabas auf Alaadin Nas, der eigentlich zu Höherem berufen wäre: „Wenn er nicht so oft verletzt gewesen wäre, wäre er viel zu gut für Hicret gewesen. Trotzdem hat er so einige Abwehrreihen zum Verzweifeln gebracht.“ Komplettiert wird die Elf schließlich von den Aslan-Zwillingsbrüdern – Ilker Aslan spielt im linken Mittelfeld, Ilhan Aslan im Sturm. „Wenn man an Hicret denkt, denkt man an die Zwillinge“, meint Karabas: „Die beiden sind unzertrennlich. Aber auf dem Platz wird Ilker des Öfteren mal lauter gegenüber seinem Bruder. Ilhan ist der faulere der Zwillinge, hat aber im Aufstiegsjahr mehr als 25 Tore geschossen.“

Ohne Mehmet Ertunc wäre die Geschichte des SC Hicret nicht möglich gewesen

Natürlich stehen beide auch heute noch in den Diensten des SC Hicret. Ebenfalls eine Nominierung hätten für Karabas Hasan Sever, Ergül Korkmaz und Sezer Kocakas verdient. All die Geschichten des SC Hicret wären aber laut Karabas ohne einen Mann niemals möglich gewesen: Selbstverständlich ist Mehmet Ertunc Trainer der Legendenelf. „Was er alles allein die ganzen Jahre auf und neben dem Platz aufgestellt hat, ist mit Worten nicht zu erklären. Der Mann ist nicht wegzudenken von diesem Verein.“ Ein bemerkenswerter Satz – Mehmet Ertunc, der Hicret in der Kreisliga B übernommen hat und nun zu dem gemacht hat, was der Verein heute ist, hat mit dem Saisonabbruch seinen Platz geräumt und genießt nun den Fußballtrainerruhestand.