Krisenstab informiert: Tönnies-Skandal weitet sich auch in Bielefeld aus

Bielefeld. Der Krisenstab und das Krankenhaus Mitte schalten aufgrund der hohen Fallzahlen im Schlachtbetrieb Tönnies zurück in den Krisenmodus. Eine Schulklasse muss nach dem positiven Ergebnis einer Schülerin getestet werden und eine Patientin aus Gütersloh wird in Bielefeld versorgt. Besuchszeiten für Patienten werden in einem Krankenhaus gestrichen, einige Schul- und Kita-Kinder nach Hause geschickt. Wie man verhindern will, dass die Gütersloher Corona-Welle herüberschwappt, erklärt der Krisenstab bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. Neun Schüler und ein Kita-Kind betroffen Am Donnerstagvormittag waren Kitas und Schulen angewiesen worden, Kinder von Tönnies-Mitarbeitern nach Hause zu schicken. Am Abend steht fest: Betroffen sind sieben Bielefelder Schulen. Neun Schüler und ein Kita-Kind haben mindestens einen Elternteil, der im Tönnies-Werk arbeitet. Zudem wohnen nach Informationen von Krisenstabschef Ingo Nürnberger vier Tönnies-Beschäftigte sowie die Ehefrau eines Mitarbeiters in Bielefeld, die jeweils ein positives Testergebnis haben und sich nun in Quarantäne befinden. Zu allen Infizierten habe das Gesundheitsamt inzwischen Kontakt gehabt, so Nürnberger. Man unterstütze sie wo nötig bei der Versorgung. Kostenloser Corona-Test für eine ganze Klasse An den Schulen gibt es laut Stadt nur eine Schülerin, die ein positives Testergebnis hat. Die junge Frau, die im Kreis Gütersloh wohnt, besuche das Westfalen-Kolleg. Alle Kontaktpersonen stünden unter Quarantäne. &bdquo;Es sind viele gewesen, denn es gab eine Abschlussveranstaltung." Der Schulklasse sei ein Angebot für einen kostenlosen Corona-Test gemacht worden, erklärt Schuldezernent Udo Witthaus. &bdquo;Dieser ist freiwillig." Wer den Test nicht mache, müsse in Quarantäne bleiben. Die acht Grundschüler mit Tönnies-Bezug müssen laut Witthaus bis Freitag kommender Woche in Quarantäne. &bdquo;Die Kinder sind zwar nicht positiv getestet worden, aber Eltern sind mit dem Coronavirus infiziert." Sollte es bei einem der Kinder noch einen positiven Test geben, werde es auch hier Testangebote für die Klassen geben. Der Krisenstab betont, alle Gütersloher Kinder, die keinen Bezug zu Tönnies-Beschäftigten hätten, dürften Kitas und Schulen besuchen. Witthaus: &bdquo;Alle auszuschließen wäre unverhältnismäßig. Es fehlen Informationen über Bielefelder in Quarantäne Eine erschöpfende Einschätzung der Risikolage ist dem Krisenstab dennoch nicht möglich: So seien bisher nur die positiv getesteten Tönnies-Mitarbeiter bekannt, erklärt Nürnberger. &bdquo;Wer sich wo in Bielefeld noch in Quarantäne befindet, darüber sind keine Informationen zu bekommen." Auch nicht von der Bezirksregierung oder Gütersloher Stellen. Viele im Werk Beschäftigte arbeiteten für Subunternehmen, erklärt Nürnberger. Zum Teil säßen diese im Ausland, weshalb auch eine Mitarbeiterliste von Tönnies nicht weiterhelfe. Es sei wahrscheinlich, dass weitere Covid-19-Fälle mit Tönnies-Bezug hinzukämen, glaubt Nürnberger. Das Bielefelder Gesundheitsamt mobilisiere deshalb bereits Personal, um zur Not auch am Wochenende Kontakte im größeren Stil nachverfolgen zu können. Bielefelder Krankenhäuser reagieren auf Tönnies-Skandal Auch an den Bielefelder Krankenhäusern tagten am Donnerstag Krisenstäbe. Das Klinikum Mitte zog erste Konsequenzen: Patientenbesuche sind an allen Standorten vorsorglich gestrichen. Man wolle auf Nummer sicher gehen, so Sprecher Axel Dittmar. Eine erste infizierte Tönnies-Mitarbeiterin sei aus dem Haller Klinikum nach Bielefeld verlegt worden. &bdquo;Wir haben uns so organisiert, dass Covid-19-Patienten mit einem gewissen Schweregrad nur am Standort Bielefeld versorgt werden", erklärt Dittmar. Am Freitag entschloss sich dann auch die Leitung des Evangelischen Klinikums Bethel (EvKB), die Pforten für Besucher zu schließen. "Diese Sicherheitsmaßnahme dient in erster Linie dem Schutz der Patientinnen und Patienten", heißt es. Von dem generellen Besuchsverbot ausgeschlossen seien die Besuche von Kindern und Jugendlichen. Hier liege die Beschränkung bei zwei Besuchern pro Patient pro Tag. Ausnahmeregelungen bestünden ebenfalls für schwerkranke Patientinnen und Patienten.

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