"Black Lives Matter"-Demo mobilisierte 1.000 Teilnehmer

Bielefeld. Zwei Demonstrationen haben am Samstag Passanten und Polizei in der Innenstadt beschäftigt: "Black Lives Matter" zog vom Hauptbahnhof zum Rathaus, wo gegen 17 Uhr die Abschlusskundgebung stattfand. Zu der Zeit hatte sich eine Fraktion der Kritiker von Corona-Beschränkungen bereits auf dem Kesselbrink versammelt, während eine zweite durch den benachbarten Rochdale-Park spazieren wollte. Die fiel aber aus. Hauptbahnhof: Die für 50 Teilnehmer angemeldete "Black Lives Matter"-Demo wuchs bereits kurz vor Beginn der Veranstaltung an auf eine Gruppe von 300 Demonstranten und es kamen immer noch weitere dazu. Während die Veranstalter mit der Polizei noch über den Ablauf des Protest-Zugs sprachen, warteten die überwiegend jungen Teilnehmer friedlich und Fahnen schwenkend vor dem Hauptbahnhof auf die ersten Ansprachen der Kundgebung. Nachdem sich der Veranstalter für die rege Teilnahme bedankt hatte, mittlerweile standen rund 1.000 Menschen auf dem Bahnhofsvorplatz, setzte sich die Kolonne gegen 15.20 Uhr langsam in Bewegung. Im Fokus der Veranstaltung stand die Solidarität mit den Demonstrierenden in den USA und entsprechend häufig wurde der Begriff von den Teilnehmern gerufen. &bdquo;Wir wollen ein lautstarkes Zeichen gegen die Vorkommnisse in den Vereinigten Staaten von Amerika setzten", erklärte der Anmelder der Demo. Auch dort gingen an diesem Samstag wieder Tausende Demonstranten auf die Straße, um gegen Rassismus und Polizeigewalt zu protestieren. Anlass war der Tod des Afroamerikaners George Floyd, der im Anschluss an eine minutenlange Fixierung durch einen Polizisten starb. Organisiert und angemeldet hatte die Veranstaltung ein 28-jähriger Student aus Essen namens Sinan. Eine Einsatz-Hundertschaft der Bielefelder Polizei sicherte die Demo ab. Sie führte vom Hauptbahnhof über den Willy-Brandt-Platz und von dort weiter über den Jahnplatz und den Niederwall zum Rathausvorplatz. Ursprünglich wollten die Demonstranten bis zum Stadttheater ziehen, doch hatte die Polizei wegen des benötigten Platzes für die Demonstranten unter Berücksichtigung der geltenden Abstandsregeln den Ort für die Abschlusskundgebung ein paar Meter vorverlegt. Viele Gruppen aus dem linken politischen Spektrum machten sich auf den Weg; viele Bielefelder mit Migrationshintergrund beteiligten sich an dem Protestzug. So auch vier in Kamerun geborene junge Frauen, die schon lange in Bielefeld leben, hier ihr Abi gemacht haben und vertraut sind mit dem täglichen Rassismus in Deutschland. So sei es eigentlich egal, sagt das Quartett, ob sie abends zum Essen in die Stadt gehen würden oder sich in der virtuellen Welt der sozialen Netze bewegten: Immer wieder würden sie beäugt oder mit dem Begriff "Neger" beleidigt. Es sei nicht einfach, als dunkelhäutiger Mensch in Bielefeld leben zu können, sagten die Vier am Rande der Abschlusskundgebung. Damit sich dieser Zustand auch hier ändere, dafür seien sie heute mit den knapp anderen 1.000 Menschen auf der Straße. Während bei der "Black Lives Matter"-Demo rund 20 mal so viele Teilnehmer mitliefen als erwartet, trafen auf dem Kesselbrink an diesem Samstag eher weniger Gegner der Corona-Beschränkungen ein als an den vergangenen Protest-Tagen. Agierte die Bewegung bis vor kurzem noch unter dem Titel "Grundrechte OWL", so traten die Veranstalter diesmal als die Vertreter von "Recht und Freiheit 2020" vors Mikro. Das kaperten kurzfristig zwei junge Männer aus dem locker formierten Block der Gegendemonstranten: Während die einen zur Ablenkung am anderen Ende des Platzes die Flatterband haltenden Barken kippten, schnappten sich das Bühnen-Team das Mikro. Zur Buße mussten sie der Polizei die Personalien dalassen. Die Veranstaltung selbst brachte es auf rund 50 Teilnehmer, nur ein Drittel der angemeldeten Zahl. Wie in den Wochen zuvor sprach sich Gastgeberin Anastasia Powolozki gegen die geltende Maskenpflicht aus und sammelte weiter Sympathiepunkte in der rechten Szene. So gehörte auch ein Unterstützer der Holocaust-Leugnerin Haverbeck zu den Demonstranten und ein AfD-Mann fungierte als Ordner. Als sie dem Publikum erklärte, dass sie vollkommen unpolitisch sei und keine &bdquo;Gedankenpolizei", jeder dürfe sagen, was er denkte, löste das Gesagte bei vielen Beobachtern der Demo großes Gelächter aus. Und dann hätte es noch eine dritte Demo geben sollen, ebenfalls eine Protest gegen die Corona-Restriktionen. Doch mangels Teilnehmer fiel sie aus und so blieb der Rochdale-Park am Samstagnachmittag verschont von herumgeisternden Verschwörungstheorien.

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