Im Krankenbett ohne Mindestabstand: Patient hat Angst, sich anzustecken

Bielefeld. Die Krankenhäuser in der Stadt stehen vor Herausforderungen. Weil sie den Betrieb hochfahren, sind immer mehr Betten und Zimmer wieder belegt. Seit Corona müssen sie aber zusätzliche Vorschriften einhalten. Ein Patient hat Bedenken, dass das funktioniert. Er sorgt sich, dass bei zunehmendem Patientenaufkommen die nötigen Abstände nicht mehr eingehalten werden können. Er hat Angst, sich anzustecken. Der 70-jährige Bielefelder liegt seit einigen Tagen im Johannesstift in Schildesche und fühlt sich schwach, da er eine mehrstündige Operation hinter sich hat. Als er langsam wieder zu sich kommt, bemerkt er, dass zwei weitere Patienten in seinem Zimmer liegen, dicht beieinander. "Das sind keine 1,50 Meter Abstand zwischen den Betten" &bdquo;Das sind keine 1,50 Meter", schießt es ihm durch den Kopf. Zwar lobt der Bielefelder die Arbeit der Ärzte und Pfleger sehr; doch der geringe Abstand zwischen den Betten verunsichere ihn. Schließlich gelte die Abstandsregel doch auch beim Bäcker, in der Apotheke – und selbst beim Reifenwechsel in der Werkstatt, so der Bielefelder. &bdquo;Warum dann nicht im Krankenhaus?" Seine Sorge können die Verantwortlichen nachvollziehen. Hans-Werner Kottkamp ist Chefarzt der Notaufnahmen im Haus Gilead I und im Johannesstift. Er bestätigt: &bdquo;Räume im Krankenhaus sind grundsätzlich so ausgelegt, dass der 1,50 Meter Abstand nicht immer eingehalten werden kann." Das sei sogar baulich so vorgegeben. Die Flurtür müsse frei bleiben, Telefonanlagen, Versorgungsleitungen und der &bdquo;Schwesternruf" sollten möglichst eng beisammen sein, erklärt Kottkamp. Das EvKB folge deshalb den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts, die eine strikte Trennung von Covid- und Nicht-Covid-Bereichen vorsehen. "Der Druck auf uns ist enorm" Zusätzlich versuche das Krankenhaus, möglichst nur zwei Patienten in einem Dreibettzimmer unterzubringen. Aber auch das sei nicht immer möglich. &bdquo;Der Druck auf uns ist enorm", sagt Kottkamp. Viele Patienten würden aktuell mit deutlich schlechterem Gesundheitszustand eingeliefert – und gleichzeitig Patienten, die wegen Corona Monate auf ihre OP warten mussten. &bdquo;Wir haben einen Versorgungsauftrag und können diese Patienten nicht weiter vertrösten", sagt Kottkamp. Deshalb seien im Johannesstift aktuell bereits 11 von 66 Dreibettzimmern wieder belegt. Anlass zur Sorge gebe es trotzdem nicht, sagt Kottkamp. Die Kliniken setzen auf andere Methoden, um das Risiko einer Ansteckung so gering wie möglich zu halten. Allen Patienten, die geplant aufgenommen werden, wird zwei bis drei Tage vor einer Krankenhaus-Aufnahme ein Rachenabstrich entnommen. Fällt dieser positiv aus, wird der Patient nicht aufgenommen, so EvKB-Sprecherin Sandra Gruß. Patienten und Besucher müssen in allen drei Krankenhäusern Mund-Nasenschutz tragen. Ab sofort werden insbesondere die Dreibettzimmer im EvKB mehrfach am Tag gereinigt, Handtücher täglich gewechselt. Besucher-Anzahl wird reglementiert Doch was ist, wenn Besucher das Virus verbreiten? Besucher des Franziskus-Hospitals erhalten am Eingang eine Stirn-Fiebermessung. &bdquo;Mehr als ein Besucher wird pro Zimmer jeweils nicht zugelassen; daher haben wir die Besuchszeiten auf 60 Minuten begrenzt", berichtet Geschäftsführer Georg Rüter. Im Klinikum Mitte werden Zimmer grundsätzlich nur mit maximal zwei Patienten belegt, teilt Sprecher Axel Dittmar mit. &bdquo;Die Zimmer sind groß genug, um den Corona-Abstand auch einzuhalten." Der Betrieb in allen Häusern liege aktuell bei rund 70 Prozent des normalen Niveaus. &bdquo;Offenkundig halten sich die Patienten bei der Verwendung von Wahleingriffen noch zurück", so Rüter. Die Mitarbeiter des EvKB können ab sofort auch einen Antikörper-Test vornehmen lassen. Rund 50 Prozent haben sich bereits freiwillig und vorsorglich auf das Coronavirus testen lassen. &bdquo;Unsere Mitarbeiter tragen aktuell die ganze Last. Es ist wichtig, dass auch sie Klarheit haben", sagt Kottkamp. Eine 100-prozentige Sicherheit könne es für Patienten und Mitarbeiter aber nicht geben. Die Situation in Bielefeld sei aktuell erfreulich gut, sagt Kottkamp. Sobald sich ein erhöhtes Corona-Risiko abzeichne, sei das EvKB in der Lage, innerhalb von zwölf Stunden einen erneuten Shutdown einzurichten – also den Betrieb wieder runterzufahren.

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