Bielefeld. Die Feuerwehr klagt seit langem über zu wenig Platz und eine veraltete Leitstelle an ihrer Hauptwache am Stadtholz. Für einen Neubau hat die Stadt das frühere Kahmann & Ellerbrock-Gelände an der Eckendorfer Straße gekauft. Baudezernent Gregor Moss (CDU) hat erstmals ein konkreteres Konzept vorgelegt, das auch Lösungen für den Altstandort enthält. Er will dabei einen Kostendeckel von höchstens 105 Millionen Euro vom Rat festschreiben lassen. Doch es gibt auch andere Zahlen, die viele irritieren.
Und die haben in den letzten Wochen für viel Aufregung im Rathaus gesorgt. Denn obwohl Moss’ Immobilienservicebetrieb (ISB) und Gutachter bisher von einem Kostenrahmen von 100 Millionen Euro für die neue Hauptfeuerwache ausgingen, kam das Rechnungsprüfungsamt bei einem Gegencheck auf ganz andere Werte: Summiert für eine Variante mit zusätzlichem Neubau einer Wache Ost auf über 160 Millionen Euro.

Krisenrunde im Rathaus
Ehe diese Zahlen den Ratsgremien vorgelegt wurden, ließ Moss sie in einer Krisenrunde von ISB, Feuerwehramt und Rechnungsprüfungsamt noch einmal „auf Plausibilität abklopfen" – und kam in etwa bei dem Ursprungsbetrag an, wie er in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz erklärte: „Mit 105 bis 110 Millionen Euro können wir umgehen." Und sein Ziel sei es, sogar „die 100 zu knacken".

Aber wie kann es zu so unterschiedlichen Zahlen kommen? Wo steckt das 60-Millionen-Euro-Risiko? Moss erklärte das vor allem damit, dass die Rechnungsprüfer ein „Worst-case-Szenarium" betrachtet hätten – mit Kostensteigerungen von bis zu 30 Prozent pro Jahr. Das treibe die Beträge enorm hoch.
"Blickwinkel für alle Risiken auf dem Tisch"
In einer Aufstellung des Prüfungsamtes fallen so für Ausschreibung und Schwankungsbreite mehr als 40 Millionen Euro zusätzlich an. Rechnungsprüfungsamtsleiter Detlef Linnenbrügger: „Wir sind sehr pessimistisch an die Zahlen gegangen. Sicher kann man nicht immer das Schlechteste erwarten. Doch jetzt liegen alle Blickwinkel für die Risiken auf dem Tisch."
Das ist auch Moss klar. Doch er geht deutlich optimistischer an das Projekt ran, das das größte sei, was die Stadt je gestemmt habe. Mit dem Deckel meint der Dezernent die Preise drücken zu können, zumal auch die Rechnungsprüfer die Baukosten mit brutto 82 Millionen Euro ähnlich wie der ISB sehen. Und Baufinanzierungskosten, die der ISB über die spätere Miete abwickele, will Moss ebenso wenig einrechnen wie den Bau einer zusätzlichen Wache Ost, über die erst beim Rettungsbedarfsplan 2021 entschieden werde.
Wohnungsbau auf Altstandort
Dämpfen würden die Kosten auch Lösungen für den Altstandort. In dem vorderen, neueren Teil will Moss, der in Vertretung von Anja Ritschel (Grüne) derzeit auch für die Feuerwehr zuständig ist, die Freiwillige Wehr Mitte, Jugendfeuerwehr und ABC-Zug unterbringen. Dafür müsse nur wenig renoviert werden. Und die hinteren Altgebäude könnten abgerissen werden – für neue Wohngebäude. Die Vermarktung brächte Geld ein.
Allerdings räumt auch der Dezernent ein, dass es Risiken gibt: „Bauen wird nicht billiger." Und die Bauwirtschaft in Bielefeld sei gut ausgelastet, größere Projekte laufen an Universität, Fachhochschule sowie den neuen großen Baugebieten Grünewaldstraße, Jöllheide und Amerkamp.
2026 könnte die neue Wache in Betrieb gehen
Um zu vermeiden, dass das auf den Bau der Hauptfeuerwache durchschlägt, will Moss trotz aufwendigen Vorlaufs mit städtebaulichem Wettbewerb einen strickten Zeitplan einhalten: Ende 2023 soll der Bau beginnen und der Preis endgültig feststehen. So will er erreichen, dass die Kosten nicht aus dem Ruder laufen. An Bauzeit rechnet er gut 2,5 Jahre, so dass 2026 die neue Wache in Betrieb gehen könnte.
In der würde sich die Feuerwehr von 12.000 auf 17.000 Quadratmeter Nettonutzfläche vergrößern, sagte Amtsleiter Hans-Dieter Mühlenweg. Er wünscht sich nicht nur mehr Fläche, sondern auch eine funktionale Wache mit kurzen Wegen. Dass die Leitstelle noch fast sieben Jahren mit bisheriger Technik arbeiten muss, hält er für machbar: „Wichtig ist, dass die neue ausgiebig geplant wird."
Entscheidung noch vor der Wahl
Moss drängt darauf, dass der Hauptausschuss noch im Juni den Weg frei macht – vor der Kommunalwahl, weil sonst viel Zeit verloren ginge. Und er hofft auf eine breite Mehrheit: „Mit nur einer Stimme geht das nicht." Die hat derzeit die Paprika-Kooperation mit OB.