Erste Farbattacke auf Bielefelds neuen Blitzer Guntram

Bielefeld. Nach der ersten Anschaffung von Blitzer Bernhard besitzt die Stadt Bielefeld nun seit wenigen Tagen auch ihren zweiten Anhänger-Blitzer. Der Neue heißt &bdquo;Guntram" und sieht exakt so aus wie sein Kollege. Anthrazitfarben, klobig und eckig. Und genauso wie Bernhard bekommt auch der Neue den Zorn der Autofahrer zu spüren: An der Wertherstraße wurde er jetzt massiv mit Farbe besprüht. Bereits an seinem zwölften Einsatztag. Guntrams Premiere Am 8. April wurde Guntram von Hersteller Jenoptik an das Ordnungsamt Bielefeld übergeben. Wie Stefan Heiermann mitteilte, wurde er sofort in der Stadt eingesetzt. Wie schon sein Vorgänger Bernhard, der seit Mai 2019 in der Stadt Temposünder fotografiert, hatte auch Guntram gleich vom ersten Moment an viel zu tun. Bis Freitag, 17. April, stand er in der 30er-Zone der Babenhauser Straße. &bdquo;Trotz des reduzierten Verkehrs in der Corona-Zeit hatte er viel Arbeit", betonte Heiermann. &bdquo;Auch nach zwei Jahren ist bei vielen Autofahrern das Tempolimit vor dem Karl-Pawlowski-Haus noch nicht präsent." Der erste Anschlag Am Sonntag wurde der fabrikneue Guntram dann kurz vor dem Pappelkrug an der Wertherstraße aufgestellt: &bdquo;Dort sind wir immer wieder. Das Geschwindigkeitsniveau ist dort sehr hoch." Zu hoch war es offenbar bei einem Autofahrer, der so wütend auf den Blitzer reagierte, dass er den nigelnagelneuen Blitzer in der Nacht großflächig mit weißer Farbe und unflätigen Ausdrücken besprühte. &bdquo;Es muss in der Nacht zu Montag passiert sein. Wir haben ihn erst am Sonntag dort aufgestellt." Am Mittag waren die zugesprühten Scheiben von Kamera und Lasermessgerät wieder frei. Die Farbattacken auf Bernhard und Co. hatten bisher nie lange Wirkung. Ein wenig Verdünner aus dem Baumarkt reiche aus, um die Scheiben und den Anhänger von den Farben zu befreien, hieß es bereits nach den ersten Attacken in Bielefeld. Achtung, beidseitig scharf! Übrigens blitzt Guntram an der Wertherstraße in beide Richtungen. Dabei hatte die Stadt für rund 180.000 Euro nur eine Version der &bdquo;Semi-Station" mit einem Lasergerät angeschafft - also eine einäugige. Blitzer Bernhard verfügt im Gegensatz dazu bekanntlich über zwei Messgeräte und Fotoapparate. &bdquo;Weil die Geräte aber baugleich sind, können wir entscheiden, wen der beiden Blitzer wir beidseitig bestücken", erklärt Heiermann. Beide Anhänger verfügen über zwei Fenster. Das heißt, aktuell misst Blitzer Bernhard an der Detmolder Straße (Höhe Teutoburger Straße) den Verkehr nur stadteinwärts. Auf den vierspurigen Strecken hatte sich gezeigt, dass die Fotoqualität für die hinteren beiden Fahrspuren nicht optimal ist. &bdquo;Deshalb ist Bernhard aktuell nur einäugig", sagt Heiermann. Dafür darf sein Kollege Guntram nun an der Wertherstraße beide Fahrtrichtungen kontrollieren. Wieso eigentlich Guntram? Der erste Anhänger-Blitzer wurde ja bekanntlich auf Wunsch des Bielefelder Ordnungsamtes Bernhard getauft – ein kleines Namensschild in der Tür des stadteigenen Blitzers beweist das. Sein Name erinnert an einen verstorbenen Kollegen. Aber warum Guntram? Der zweite Blitzer-Kasten hat keinen Namensgeber in Bielefeld. &bdquo;Wir wissen nicht, warum Jenoptik diesen Blitzer so genannt hat. Es war wohl Zufall. Von uns kam die Idee diesmal nicht." Und was ist mit Esther? Bernhards kleine Schwester Esther hat seit dem 26. März ausgedient. Lange hatte die Stadt ja auch den futuristischen Blitzer des Mitbewerbers Vitronic getestet (September 2018 bis Januar 2019). Als sich dann die Ausschreibung für Bielefelds zweiten halbstationären Laserblitzer verzögerte, holte das Ordnungsamt Mitte Dezember 2019 Esther zurück nach Bielefeld. Nach vier Monaten Leiharbeit war dann aber jetzt endgültig Schluss mit dem raumschiffähnlichen Anhänger. &bdquo;Im Preis waren die beiden Blitzer ganz ähnlich." Aber bei den Ausschreibungskriterien hatte Guntram die Stadt überzeugt. Dazu gehört sicherlich auch die gegenseitige Austauschbarkeit der drei Lasereinheiten. Kritik am Blitzen vor geschlossenen Schulen Viele Bielefelder regten sich in den vergangenen Wochen darüber auf, dass die Stadt ihre Blitzer ausgerechnet vor den 30er-Zonen der Schulen aufstellte, obwohl seit der Corona-Krise dort gar kein Schulbetrieb mehr stattfand. Stefan Heiermann kennt diesen Abzocke-Vorwurf: &bdquo;Das haben uns einige Bürger vorgehalten. Auf den ersten Blick wirkt das tatsächlich unpassend. Aber es findet ja in den Schulen weiterhin Notbetreuung statt." Deshalb stehe das Blitzen vor Schulen aktuell nicht im Fokus der Behörde. Aber man wolle auch die Kinder der Notgruppen vor Rasern schützen. Abzocke versus Verkehrssicherheit Denn das dauerhafte Senken des Geschwindigkeitsniveaus in der Stadt sei die Hauptaufgabe der beiden Blitzer Bernhard und Guntram. Das betont Friedhelm Feldmann, Leiter des Ordnungsamtes immer wieder. Trotzdem sind die wechselnden Blitzer-Anhänger auch echte Bußgeld-Bringer. Wie berichtet, erfassten Blitzer Bernhard und seine Kollegen mit mehr als 23.000 Fotos im vergangenen Jahr mehr Temposünder als alle stationären Starenkästen der Stadt zusammen – ausgenommen natürlich der berühmte Blitzer auf der Autobahn 2.

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